Vater und Sohn stürzten sechs Meter in die Tiefe (plus Video)
Drei Balkone an Mehrfamilienhaus abgekracht - Haus durfte drei Stunden nicht betreten werden - Vater und Sohn nicht lebensgefährlich verletzt

Nur der oberste Balkon ist noch am Haus, die anderen drei wurden gestern in der Heidelberger Straße zu einem Trümmerfeld. Foto: Alex
Nußloch. (cm/aham) Der Tisch ist verbogen, den Metallstühlen fehlen zum Teil die Beine, die roten Sitzkissen liegen kreuz und quer. Und darunter die gefliesten Betonplatten. Es sind die stummen Bilder eines Trümmerfelds, das gestern Abend mit lautem Getöse in der Heidelberger Straße hereinbrach. Dort sind gegen 18 Uhr drei Balkone an einem Mehrfamilienhaus abgekracht. Ein Mann Mitte 30 und sein zweijähriger Sohn wurden dabei verletzt. Wie schwer, war bis Redaktionsschluss noch unklar.
"Es war laut, wie eine Bombe", berichtet Rose Leininger. Sie wohnt im ersten Obergeschoss und schaut nun von unten dorthin, wo einst ihr Balkon war. Sie musste wie alle anderen Hausbewohner ihre Wohnung verlassen. Zu unklar ist die Lage. Zunächst hörte sie ein Krachen und dann ein ganz langes Rauschen, erinnert sie sich.
Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie nur noch eine Staubwolke. Da hatte der Balkon von der Wohnung obendrüber schon den vor ihrer Tür mitgerissen. Ihr Mann Joachim, früherer Geschäftsführer bei den Maltesern und ehrenamtlicher Rettungssanitäter, schaute hinunter und sah den Nachbarn: mitten auf dem Trümmerfeld am Boden, in der Hocke, mit dem Kind im Arm. Er sei sofort mit dem Verbandskasten nach unten geeilt, habe erste Hilfe geleistet und die beiden beruhigt, so Leininger, der mit seiner Frau schon seit über 45 Jahren in dem Haus wohnt. Von außen sei nur eine Platzwunde zu sehen gewesen, Vater und Sohn waren ansprechbar.
Auch Ramona Kramersmeyer hat Vater und Sohn unten gesehen. Sie wollte eigentlich gerade auf den Balkon gehen und grillen. Doch dann hörte sie "Gerumpel". Ihr Balkon im dritten Stock ist als einziger drangeblieben. "Ich werde ihn aber nicht mehr betreten", sagt sie - und zwar noch bevor sich im Laufe des Abends langsam die Unglücksursache herauskristallisiert. Wie ein hinzugezogener Statiker herausfand, waren wohl die Stahlmatten in den Betonplatten verrostet. Und das, obwohl die Balkone des 1971 errichteten Zwölf-Parteien-Hauses erst vor einigen Jahren saniert worden waren. Daher verteilte die Einsatzkräfte - es waren die Wehren aus Nußloch, Sandhausen und Wiesloch und das THW vor Ort - Infozettel an die Nachbarn. Denn direkt neben dem Unglücksgebäude befinden sich drei baugleiche Häuser. Den Bewohnern wurde aus Sicherheitsgründen verboten, sich auf ihre Balkone zu begeben.
Der oberste Balkon des Unglückshauses wurde während der Aufräumarbeiten mit einem speziellen Messgerät von der Drehleiter der Wieslocher Feuerwehr aus überwacht. Denn auch wenn dieser sicher schien: "Das ist trügerisch", sagte der Kommandant der Nußlocher Wehr, Bernd Rensch, der einer der ersten an der Unglücksstelle war. Schließlich sollte bei den Aufräumarbeiten niemand zu Schaden kommen. Auch Nußlochs Bürgermeister Karl Rühl war vor Ort. Seine Sorge galt den Verletzten. "Ich hoffe, sie sind nicht schwer verletzt", sagte er. Er stand zudem im ständigen Austausch mit dem Statiker. Gegen 21 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden und die evakuierten Hausbewohner durften zurück in ihre Wohnungen.


























