100 Tage Bürgermeister in Meckesheim: Brandt ist "absolut angekommen"
Im Interview berichtet Maik Brandt von Krisensitzungen und Erfolgsmomenten.

Maik Brandt liebt seinen neuen Job - selbst an einem 14-Stunden-Arbeitstag. Foto: Alex
Von Anja Hamnmer
Meckesheim. Vor 100 Tagen betrat Maik Brandt zum ersten Mal das Rathaus als neuer Bürgermeister. Damals war sein Dienstzimmer noch kahl. Inzwischen hat er den Raum mit Familienbildern und Skulpturen persönlicher gestaltet. Geblieben ist allerdings das Rot an der Wand, obwohl das "nicht so ganz meine Farbe ist", wie er gesteht. Doch zum Streichen kam er noch nicht. Was er stattdessen in den letzten Wochen gemacht hat, erläutert der 46-Jährige im Interview.
Herr Brandt, seit 100 Tagen sind Sie nun Bürgermeister von Meckesheim. Dennoch liegt in Ihrem Büro eine Polizeimütze. Wie viel Bürgermeister und wie viel Polizist steckt nun in Ihnen?
Komischerweise vermisse ich die Polizei nicht, obwohl ich mit Leib und Seele dabei war. Gefühlt bin ich schon viel länger hier als 100 Tage. Das liegt wohl an der neuen Aufgabe. Ich bin absolut angekommen.
Apropos angekommen: Was macht eigentlich die Wohnungssuche?
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Wir haben drei Häuser und zwei Grundstücke besichtigt. Aber es war nicht das Passende dabei. Der Markt ist wie leer gefegt. Jetzt geht es wohl an Plan B: Ein Grundstück erwerben und bauen. Das wollten wir zwar vermeiden, damit es zügiger geht, aber anders geht es wohl nicht.
Für die ersten 100 Tage hatten Sie sich viel vorgenommen, etwa die Ausstattung der Karl-Bühler-Schule zu verbessern. Was hat sich da getan?
Oh, das ist ein heißes Thema. Wir wollten schon die Ausschreibung für den Anbau beginnen, als auf einmal die Konrektorin auf mich zugekommen ist. Die Schule wollte vor Baubeginn noch eine Umplanung der Räume und eine andere Ausstattung. Davon waren wir überrascht, aber das lag an den Veränderungen in der Schulleitung. Ich habe da viel Energie reingesteckt, jetzt ist alles so, wie es die Schule wollte. Aus festen Internetanschlüssen wurde W-Lan, aus starren Sitzreihen flexible Möbel.
Auch das Landessanierungsprogramm in Mönchzell wollten Sie weiter voranbringen. Wie ist da der Stand der Dinge?
Die Planung für den Lobbachhallen-Vorplatz ist bereits abgeschlossen. Vier private Maßnahmen sind bereits anvisiert, zudem möchte ein Investor mehrere Häuser in der Ortsmitte aufkaufen und durch Neubauten ersetzen. Außerdem laufen die Vorbereitungen für den Architektenwettbewerb.
Und dann gibt es da noch die "alla hopp!"-Anlage. Wann können die Meckesheimer mit einer Eröffnung rechnen?
Oje, das ist noch so ein heißes Thema. Ich musste im Dezember extra meinen Urlaub unterbrechen für eine Krisensitzung. Das Problem war, dass der Projektplan vom Bebauungsplan abwich. Es gab noch viele Ungereimtheiten: die Parkplätze, die Größe des Pavillons für den Kiosk oder der Naturschutz. Der Zugang zum Wasser steht auf der Kippe. Den hatten sich die Bürger gewünscht, aber der steht im Widerspruch zum Wasserrecht. Da müssen wir noch nacharbeiten. Gestern ist endlich die Baugenehmigung gekommen. Spatenstich ist am 18. Januar und die Eröffnung im Sommer.
In den letzten Wochen gab es viel Hin und Her, was die Flüchtlingsunterkunft im Industriegebiet betrifft. Zuletzt hieß es, dass der Rhein-Neckar-Kreis Abstand von seinen Plänen nimmt. Hat sich daran etwas geändert?
Nein, der Kreis plant definitiv nicht mit der Flüchtlingsunterkunft.
Was bedeutet das für Meckesheim?
Die Zahl der Flüchtlinge, für die wir in der Anschlussunterbringung zuständig sind, steigt. Statt 20 müssen wir in diesem Jahr 40 bis 45 zusätzlich zu den 16 aufnehmen, die schon bei uns sind. Daher bin ich in Verhandlungen mit dem Landratsamt: Wir beabsichtigen, das Objekt in der Luisenstraße zu übernehmen, das der Kreis als Erstunterbringung nutzt. Das ist schon fast unterschriftsreif und hat den Vorteil, dass ich nichts Neues suchen muss und das Projekt dort schon etabliert und in der Bevölkerung anerkannt ist. Die restlichen Flüchtlinge kommen ins Blaue Haus, das ist in zwei Wochen innen fertig saniert. Was den Flüchtlingsbeauftragten betrifft, so liegt der Antrag schon beim Ministerium. Ich habe zwar die Zahlen berichtigt, da der Antrag für 200 Flüchtlinge war, aber eine Lösungsmöglichkeit wäre, dass wir den Flüchtlingsbeauftragten im Gemeindeverwaltungsverband verleihen.
Haben Sie Ihre Entscheidung, Bürgermeister zu werden, schon einmal bereut?
Nicht ein einziges Mal! Das Arbeitspensum ist zwar mit zehn bis 14 Stunden am Tag hoch, aber das merkt man nicht. Die Aufgaben sind so vielfältig und man sieht Ergebnisse. Es ist so, wie ich mir das vorgestellt habe. Es gefällt mir sogar so gut, dass ich Bedenken habe, dass es nicht mehr besser werden kann.
Was war Ihr schönstes Erlebnis bisher?
(überlegt lange) Spontan würde ich sagen, die Verlängerung der Ortskernsanierung in Meckesheim, als uns im Regierungspräsidium der Durchbruch gelungen ist. Es standen noch Rechnungen aus, die die Gemeinde hätte zahlen müssen, aber im Fördertopf waren noch 400.000 Euro, die ungenutzt waren. Die können wir jetzt nutzen. Das war schön!
Wie ist inzwischen das Verhältnis zu Ihrem Vorgänger Hans-Jürgen Moos?
Herr Moos ist ein sehr engagierter Bürger. Gleich zu Beginn hat er mir eine ehrenamtliche Tätigkeit in Aussicht gestellt, um mir zu helfen. Bisher war es aber nicht nötig, darauf zurückzugreifen.
Und wie ist das Verhältnis zum Gemeinderat?
Blendend! Man könnte ja vermuten, dass die SPD, die im Wahlkampf Herrn Moos unterstützt hat, Vorbehalte gegen mich hat. Aber das Gegenteil ist der Fall: Der Fraktionsvorsitzende ist regelmäßig hier (lacht). Insgesamt ist der Umgang sehr vertrauensvoll. Und nach den Sitzungen geht es gemeinsam mit allen Gemeinderäten in den Ratskeller. Das war vorher nicht so.
In Eppelheim kann derzeit die gewählte Bürgermeisterin wegen einer Klage ihr Amt nicht angetreten. Auch Ihre Wahl wurde angefochten. Wie sehen Sie die Lage in Eppelheim?
Das kann ich nicht sagen, da bin ich zu weit weg. Vielleicht war es ein taktischer Fehler, dass sie sich nicht sofort als Amtsverweserin angeboten hat. Aber ich kann mit ihr fühlen: Ich habe das Gleiche durchgemacht und war auch Lebzeitsbeamter. Das war eine harte Zeit.
Sie sind ja nicht nur Bürgermeister, sondern auch Familienvater. Bekommt Ihre Familie Sie überhaupt noch zu Gesicht?
(lacht) Es ist schwierig. Wir haben aber umgeplant, meine Frau arbeitet weniger. Und ab und zu halten wir uns einen Vormittag frei, frühstücken ausgiebig und gehen spazieren. Und die Zeit mit den Kindern nutze ich intensiver. Wenn es sinnvoll ist, nehme ich meine Familie auch zu Terminen mit oder die Großen passen auf die Kleinen auf. Die Familie ist mein Rückhalt, mein Anker.



