"Schwierige" Straßennamen auch in Hirschberg
Die Gemeinde plant aktuell keine Namensänderungen der Jahnstraße, des Carl-Diem-Wegs oder der Hermann-Löns-Straße.

Von Annette Steininger
Hirschberg. Zunächst in Mannheim, dann auch in Schriesheim und Ladenburg wurde teils heiß über Straßennamen diskutiert und teilweise sogar deren Umbenennung beschlossen. Teilweise ging oder geht es um Straßen, die nach Kolonialverbrechern benannt sind oder nach Menschen, die antisemitische Äußerungen getätigt haben. Auch in Hirschberg gibt es Straßennamen, über deren Namensgebung man trefflich streiten kann, wie die RNZ bei ihrer Recherche nun herausfand.
Es sind keine Hirschberg-spezifischen Namen, man begegnet ihnen in vielen Gemeinden und Städten. Und doch haben sich die Personen nicht ausschließlich positiv hervorgetan. In Großsachsen gibt es beispielsweise den nach Carl Diem benannten Weg, die nach Friedrich Ludwig Jahn benannte Straße und in Leutershausen eine nach Hermann Löns benannte. Die RNZ wollte von der Gemeinde wissen, ob geplant ist, solche Straßen umzubenennen: "Im Moment gibt es keine Planungen, Straßennamen zu ändern", antwortete Hauptamtsleiterin Anna Dorothea Richter.
Die RNZ fasst die wichtigsten Informationen zu den jeweiligen Namensgebern zusammen und ihren teilweise fraglichen Äußerungen beziehungsweise Haltungen:

> Friedrich Ludwig Jahn (Jahnstraße): Gibt man die Jahnstraße bei Google ein, so erhält man 5,36 Millionen Ergebnisse. Damit ist dieser Straßenname wohl auch der häufigste der hier betrachteten. Auch Jahnhallen gibt es einige, denn Namensgeber ist Friedrich Ludwig Jahn (11.8.1778-15.10.1852), auch als "Turnvater Jahn" bekannt. Er war Initiator der deutschen Turnbewegung, und aus dem von ihm begründeten Turnen ging unter anderem die heutige Sportart Geräteturnen hervor. Viele Turngeräte wie Reck und Barren wurden von ihm eingeführt. Allerdings: Der Pädagoge, nationalistische Publizist und Politiker verknüpfte die deutsche Turnbewegung mit der frühen Nationalbewegung, um die deutsche Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung vorzubereiten. Jahn äußerte sich wiederholt juden- und franzosenfeindlich. Seine Äußerungen werden kontrovers diskutiert.
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> Carl Diem (Carl-Diem-Weg): Wie Jahn hat sich auch Carl Diem (24.6.1882-17.12.1962) um den Sport verdient gemacht. Er war Sportfunktionär, -wissenschaftler und Publizist. Zudem initiierte er bei den Olympischen Sommerspielen 1936 das Ritual der Fackelläufe vor Beginn der Spiele. Er gab mit den Anstoß zur Gründung der ersten Sporthochschule der Welt in Berlin. Einige Sportanlagen und Straßen sind nach ihm benannt, aber inzwischen entschieden sich viele Städte für eine Umbenennung, denn Diem diente dem NS-Staat in vielen Ämtern und wusste seit Sommer 1943 vom Holocaust. Auch tätigte er Aussagen wie: "Sport ist freiwilliges Soldatentum".
> Hermann Löns (Hermann-Löns-Straße): In einem ganz anderen Bereich als Jahn und Diem wurde Hermann Löns (29.8.1866-26.9.1914) bekannt: Der Journalist und Naturforscher war als "Heidedichter" beliebt. In Deutschland tragen etwa 600 Straßen und rund 80 Plätze sowie ungefähr 125 Schulen den Namen des Dichters. Einige der Schriften von Löns weisen nationalistische Anklänge auf, weshalb ihn die Nazis als einen ihrer Vordenker vereinnahmten. Daher sah 2017 auch eine Historikerkommission der Stadt Graz eine Gassen-Benennung nach Löns kritisch. Der Dichter galt auch als Trinker und Frauenfeind.