Plus Protest in Eppelheim und Plankstadt

Die Bahn-Trasse "kommt hier nicht durch!"

Mit Lichterkettendemo und Mahnfeuer kämpfen 1300 Bürger für Alternativen zu Trassenvariante 1007. Es gibt Kritik am Verhalten der Bahn.

16.10.2022 UPDATE: 16.10.2022 19:12 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Foto: Alex

Von Doris Weber

Eppelheim/Plankstadt. "Seid ihr auch dagegen?" fragten sich zufällig begegnete Bekannte. Von "Bürgerrechte wahrnehmen", sprachen andere. Nach Angaben der Polizei an die 1300 Bürger und Bürgerinnen waren am Sonntag Abend zur Demo gegen die von der Bahn überlegte Güterbahntrassenvariante auf das freie Gelände zwischen Eppelheim und Plankstadt gekommen.

Die Bürgerinitiative Plankstadt (BIP) hatte zum "Flashmob" auf den Feldweg dort eingeladen. Er verläuft senkrecht zu einem möglichen Schienenneubauabschnitt 1007. Er ist ein kleiner Abschnitt bei den Ausbauplänen der Güterverkehrschienenverbindung Mannheim-Karlsruhe, die Teil der europäischen Bahnmagistrale Rotterdam-Genua ist.

Im Raum Eppelheim/Plankstadt untersucht die Bahntochter DB Netze mögliche Trassenvarianten in diesen farbigen Bereichen. 

Das Bild, das die Menschenansammlung bei hereinbrechender Dunkelheit abgab, war beeindruckend. Landwirte warfen die Scheinwerfer ihrer im Hintergrund geparkten Traktoren an. Menschen standen auf dem rund 950 Meter langen Weg überwiegend dicht an dicht und hielten ein Licht in Händen.

Ihr Signal erwies sich als eindeutig und stark. "Hier wollen wir eine solche Trasse nicht!", "Unsere Felder, unsere Zukunft!". Die Aufschriften auf den Protestplakaten lasen sich eindeutig. Wird diese Trassanvariante Wirklichkeit, würde dies für viele massive Einschnitte, Lärm und andere Beeinträchtigungen in ihrem gewohnten Lebensumfeld bedeuten. Stichwort: Schulweg. Und die vielen örtlichen Landwirte, zu denen außerdem die Landwirtschaft des Heidelberger Grenzhofs gehört, sind bei Umsetzung in ihrer Existenz bedroht.

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Zusätzlich zum Bau vorgeschriebene Ausgleichsflächen eingerechnet gingen bis zu 80 Hektar Fläche Ackerland verloren, so die Maximalschätzung. Das entspräche rein rechnerisch der Existenz zweier Betriebe. Tatsächlich aber seien viel mehr betroffen. Daher formierten sich die Landwirte als eigene Gruppe.

Bei der Veranstaltung zeigten sie anhand von Karten ihre Situation. Sie verteilten Äpfel und kümmerten sich um die Versorgung der Teilnehmer die je nach Ankunft mindestens zwei Stunden an Ort und Stelle verharrten.

Bloßer Nein-Sager ist übrigens keiner. Die BIP, die von Alexandra Ulrich und Caren Thönnessen gegründet wurde, hat die Beratungsfirma Hohnecker Consult beauftragt, Alternativen zu den Vorstellungen der Bahnplaner zu erarbeiten. Auch diese wurden präsentiert. Ihr wesentliches Kennzeichen ist, bereits Vorhandenes nutzen und ausbauen.

Wegen notwendiger Tunnelbauten würde diese Alternativen wohl teurer werden. Sie wären aber ein nicht quantifizierter Gewinn für Mensch, Umwelt und die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe. Allein, keiner der für die Planung Verantwortlichen höre zu oder reagiere auf Briefe, ärgerte sich BIP-Mitglied Jörg Rauch.

Das könnte sich nach diesem starken Zeichen ändern. Das auch deshalb, weil vertreten durch die drei Bürgermeister Patricia Rebmann, Eppelheim, Nils Drescher, Plankstadt, und Eckart Würzner, Heidelberg, die betroffenen Kommunen zusammenstehen. Die Flur zwischen ihren Gemarkungen würde komplett zerschnitten werden, fasste Würzner die Folgen in Kurzform zusammen: "Diese Strecke darf nicht kommen."

Über die ungewohnte Einigkeit beim Widerstand gegen das Vorgehen der Bahnplaner freute sich Bürgermeisterin Rebmann: "Die gute Sache bringt uns zusammen.""Ihr kommt hier nicht durch", gab sich ihr Plankstadter Amtskollege Drescher besonders kämpferisch, und die Demonstranten skandierten dies im Anschluss auch laut. "Lichter bitte an", gab BIP-Gründerin Ulrich das Go.

Update: Montag, 17. Oktober 2022, 17.33 Uhr

Foto: Alex
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