"Gänse-Abschuss ist keine Lösung"
Nach der Aktion gegen Kanada- und Nilgänse appelliert die Tierrechtsorganisation "Peta" an die Stadt.

Neckargemünd. (cm) Nach dem Abschuss von vier Kanada- und Nilgänsen am Neckar übt Peta Kritik. Die Tierrechtsorganisation appellierte nach eigenen Angaben in einem Brief an Bürgermeister Frank Volk, die Gänsejagd zu unterbinden und Tötungen künftig zu unterlassen.
Wie die RNZ Anfang November herausfand, waren mehrere Jäger mit Unterstützung des städtischen Vollzugsdienstes in einer nicht öffentlich bekanntgemachten Aktion am Neckar auf dem Campingplatz unter der Friedensbrücke gegen wild lebende Gänse vorgegangen. Bei der Abschussaktion wurden vier Tiere erlegt – wohl drei Kanadagänse und eine Nilgans. Die Stadt hatte die Aktion damit begründet, dass sich die Tiere zuletzt "wahnsinnig verbreitet" hätten und heimischen Arten Konkurrenz machen würden. Der Abschuss sei mit der übergeordneten Kreisbehörde abgestimmt gewesen, hieß es. Naturschützer befürworteten die Gänsejagd am Neckar sogar.
Nicht so Peta. Die Tierrechtler erklären, dass es keinerlei Belege für die Verdrängung heimischer Arten durch Kanada- und Nilgänse gebe. "Der tatsächliche Grund für die Tötungen ist meist auf Beschwerden über Kot und Lärm zurückzuführen", meint Peta und fordert "tierfreundliche Maßnahmen". "Hier wurden Tiere offenbar vor allem deswegen getötet, weil sich Menschen von ihnen belästigt fühlen", so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei Peta. "Das Märchen von der Kanadagans, die angeblich heimische Arten verdrängen würde, ist unhaltbar und wird gerne vorgeschoben, um ein unethisches Handeln zu rechtfertigen." "Sinnlose Tötungen" von Gänsen in anderen Städten hätten gezeigt, dass der Abschuss keine Lösung darstelle: Die Gänse würden die Gelände weiter als Lebensraum betrachten und zurückkehren.
Bei dem Areal um die Friedensbrücke in Neckargemünd handele es sich um einen befriedeten Bezirk, womit die Jagd dort unter Genehmigungsvorbehalt der Jagdbehörden stehe, so Peta. Die Jagdbehörde habe den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Damit dieser erfüllt sei, müsse die Jagd geeignet, erforderlich und verhältnismäßig sein. Jedoch stufe die Landesregierung eine Infektionsgefahr für den Menschen als gering ein. Dass Menschen durch den Kot von Gänsen erkranken, sei bisher nicht bekannt. "Die Verkotung von Grünflächen sowie finanzielle Einbußen sind kein legitimer Grund, der es erlaubt, Tiere zu töten", meint Peta.
Experten würden daher auf ein "effektives tierfreundliches Gänsemanagement" setzen: Betroffene Flächen würden für Gänse unattraktiv gestaltet und gleichzeitig attraktive Ausweichflächen als Rückzugsorte für die Tiere geschaffen. Auf diese Weise sei ein friedliches Zusammenleben mit Gänsen möglich.