Nußlocher Finanzen

"Ein Jahr der unvorhersehbaren Ereignisse"

Das vergangene Jahr verlief in Nußloch nicht wie geplant - Das zeigte die nun verabschiedete Jahresrechnung

16.09.2019 UPDATE: 17.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Die Erweiterung des Fröbelkindergartens war ein Millionenprojekt und das größte Vorhaben im vergangenen Jahr. Foto: Alex

Von Alexander Werschak

Nußloch. Alles andere als nach Plan verlief das vergangene Jahr in Nußloch. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein, wie die Jahresrechnung 2018 zeigte, die vom Nußlocher Gemeinderat in öffentlicher Sitzung einvernehmlich durchgewunken wurde. Und die merklich vom ursprünglichen Haushaltsplan abwich.

Als "Jahr der unvorhersehbaren Ereignisse" charakterisierte Kämmerin Susanne Einsele 2018. Und als eines, in dem vieles abgearbeitet und unter alte Rechnungen ein Schlussstrich gezogen wurde: So konnte die Verwaltung mit Bürgermeister Joachim Förster an der Spitze sowohl eine außergerichtliche Einigung erzielen über die Abrechnung der Erschließung des Baugebiets "Beim Seidenweg" als auch der Bauleistungen zur Modernisierung der Olympiahalle. Was dann aber auch als Ausgaben nachgerade des Vermögenshaushalts durchschlug.

Des Weiteren musste der Vermögensetat fast 4,8 Millionen Euro für Bauprojekte verkraften, wovon beinahe drei Viertel auf die Erweiterung des Fröbelkindergartens entfielen. Das war insgesamt zwar weniger als beabsichtigt, weil insbesondere die Sanierung von Weber- und Max-Berk-Straße aufgeschoben wurden. Dafür kaufte die Gemeinde aus strategischen Gründen für drei Millionen Euro Grundstücke und Gebäude, darunter das Haus in der Massengasse 91.

Strategische Gründe gaben ebenfalls den Ausschlag, dass sich Rat und Rathaus 2018 darauf verständigten, mehrere Kredite bei der Hessischen Landesbank abzulösen. Diese Sondertilgungen schröpften den Vermögenshaushalt um weitere 4,6 Millionen Euro. Nußlochs Schulden verringerten sich dank dessen jedoch auf drei Millionen Euro, was auch zu einer erheblich reduzierten Belastung durch Zins und Tilgung in den Folgejahren führt.

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Klar ist: Weil die Kommune praktisch keinen Baugrund mehr zu veräußern hatte, musste sie sich das Geld zur Finanzierung des 13,8 Millionen Euro mächtigen Vermögensetats vor allem vom Sparbuch holen. Beinahe 10,4 Millionen Euro steuerte die Rücklage zum letztjährigen Haushalt bei und schmolz dadurch auf - immer noch beruhigende - knapp 23,1 Millionen Euro ab.

"Der hohe Anteil der Rücklageentnahme macht deutlich", merkt gleichwohl mahnend der Rechenschaftsbericht an, "dass sich die Gemeinde Nußloch für die kommenden Jahre eine Strategie überlegen muss, um im Vermögenshaushalt Einnahmen zu generieren." Denn: "Die Ausgleichsmöglichkeiten aus der noch gut gefüllten Rücklage sind endlich."

"Die Sondertilgung war politisch und finanziell richtig", kommentierte Rouven Röser (CDU) den Jahresabschluss. Genauso richtig wie Ines Veits (Grüne) den Erwerb von Grundstücken und Gebäuden fand. Als "Jahr der ersten Konsolidierung" beschrieb Ralf Baumeister (FDP/BfN) das zurückliegende. Und Susanne Wenz sagte: "2018 sind dicke Bretter gebohrt worden."

Lange nicht so dick wie in den Vorjahren fiel der steuerliche Beitrag der örtlichen Betriebe aus: Mit 2,6 Millionen Euro gehorchten die Gewerbesteuereinkünfte zwar fast exakt dem 2018er-Hauhaltsplan. Angesichts der Rekordsummen früherer Jahre ist jedoch selbst im Rechenschaftsbericht von "einem eher ernüchternden Ergebnis" die Rede.

Einnahmequelle Nummer eins des Verwaltungsetats war einmal mehr der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer mit 7,5 Millionen Euro. An Schlüsselzuweisungen des Landes gingen 4,4 Millionen Euro auf den Konten der Kommune ein. Die Grundsteuern erbrachten knapp 1,4 Millionen Euro, die Gebühren gut 1,9 Millionen Euro. Ein schöner Zustupf waren 475.000 Euro aus der nachschüssigen Verzinsung einer Festgeldanlage.

Finanzieren musste der 27,7 Millionen Euro große Verwaltungshaushalt vier Millionen Euro an Personalkosten, fast 7,7 Millionen Euro an Umlagen, über 5,1 Millionen Euro an Zuweisungen oder 3,5 Millionen Euro an Sachaufwendungen. Außerdem wollten etwa 1,3 Millionen Euro hauptsächlich als Vorfälligkeitsentschädigung für die vorzeitige Auflösung der Darlehen überwiesen werden. Einen Liquiditätszuschuss an die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft KWG konnte sich die Gemeinde indes sparen - auch in Zukunft soll und möchte das einstige Millionengrab ohne monetäre Unterstützung auskommen.

Wie leistungsfähig der Verwaltungsetat ist, lässt sich daran festmachen, dass immerhin ein Überschuss von gut 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet wurde, der als Zuführung dem Vermögenshaushalt zur Verfügung stand. Und auch, um das nicht zu vergessen: Das Wasserwerk konnte 2018 bei einer Bilanzsumme von 4,7 Millionen Euro mit einem Gesamtgewinn von rund 86.000 Euro abschließen.

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