Modelleinsatz in Nußloch

Wie Hubschrauber bald Waldbrände bekämpfen könnten

Wie ein Löscheinsatz bei einem Waldbrand ablaufen könnte, wurde nun im Nußlocher Steinbruch gezeigt

06.09.2019 UPDATE: 07.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Wasser marsch: 1000 Liter passen in den "Bambi Bucket" am Haken des Helikopters. Foto: Alex

Von Thomas Seiler

Nußloch. An den Waldbrand im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen konnte sich zumindest eines der Mitglieder der Heidelberger Berufsfeuerwehr noch erinnern. Denn vor knapp einem Jahr rückten in den frühen Abendstunden umgehend elf Feuerwehrfahrzeuge mit 50 Einsatzkräften aus den Stadtteilen Kirchheim, Handschuhsheim und Ziegelhausen im Verbund mit der Berufsfeuerwehr zum Brandort oberhalb des "Kleinen Dorfes" aus.

Dort sicherten sie die gesperrte Kleingemünder Straße und angrenzende Häuser in äußerst schwieriger steiler Hanglage, verlegten Schläuche und bekämpften die Flammen. Zur Hilfe eilen könnten zukünftig Helikopter der Firma "Heliseven": Sie transportieren an einem Haken einen Sack, ein sogenanntes "Bambi Bucket" mit 1000 Litern Wasser. Damit können sie aus der Luft punktgenau einen Wasserteppich auf den Brandherd legen.

Auf dem weitläufigen Areal des Nußlocher Steinbruchs von HeidelbergCement bot sich nun eine Kostprobe eines solchen Einsatzes. Dabei schauten neben der Heidelberger Feuerwehr auch Floriansjünger aus Nußloch, Wiesloch und sogar aus Freiburg zu. "Über Luftbilder suchte die Firma eine geeignete Übungsfläche", erklärte Werksleiter Ulrich Schneider gegenüber der RNZ den Auswahlgrund. Kurz darauf waren schon aus der Ferne die Rotoren des nachtschwarzen Helikopters zu hören.

Der Geschäftsführer von "Heliseven", Thomas Dräger, war vom Mannheimer Flughafen aus mit dem nagelneuen Hubschraubertyp AS 350 B3E aus dem Hause "Airbus Helikopter" gestartet, um die verschiedenen Möglichkeiten eines Löscheinsatzes zu demonstrieren. "Im Ernstfall könnten bis zu vier Hubschrauber die Wassermengen transportieren", erläuterte der Pilot und Fluglehrer. Dabei verwies er auf seine zwölf Maschinen und die drei Basen in Mannheim, Stuttgart und Augsburg.

Auch interessant
Feuerwehr-Einsatz: Wiesenbacher Wald brannte schon wieder
Heidelberg: Mountainbiker verhindern Waldbrand

Feuerwehrleute aus Freiburg und dem Rhein-Neckar-Kreis ließen sich den Löscheinsatz aus der Luft erklären. Foto: Alex

In einem Erkundungsflug ging es zunächst über die wertvollen und aufwendig renaturierten Naturoasen des Steinbruchs, wo die fiktiven Flammen loderten. Dann bunkerte er im "Bambi Bucket" das Löschwasser aus dem Schlangengrundsee, der tiefsten Stelle im alten Steinbruch. Der Brandschutzbeauftragte von HeidelbergCement, Wilfried Fendler, stoppte später die Zeit: Rund zwei Minuten dauerte es von der Wasseraufnahme bis zur Entleerung über dem vermeintlichen Brandherd.

"Wenn es ernst wird, verläuft dies praktisch im Sekundentakt", betonte Dräger. Dabei berichtete er vom "Hot Fire Training", das er bei den schwedischen "Firefighters" absolviert hatte. Innerhalb von zwölf Minuten könne man an jedem Ort sein, sagte Dräger. Sein Fluggerät sei ein "Allrounder", also ein "Alleskönner" in Sachen Waldbrandbekämpfung. So ließen sich neben dem Löschvorgang aus der Luft mit dem Haken am Hubschrauber auch Schläuche oder Pumpen in unwegsames Waldgelände bringen.

Die damit verbundenen Kosten interessierten die Feuerwehrleute natürlich besonders. Mit 20.000 Euro pro Landkreis bot Dräger eine Jahrespauschale an, die auch Trainingsflüge und Übungen umfasste. Immerhin kostete der neue sechssitzige Helikopter über zwei Millionen Euro; eine Stunde Einsatz berechnete der Geschäftsführer mit etwa 1500 Euro.

Jetzt geht es aber erst einmal darum, das Land von einem solchen Konzept zu überzeugen, bevor der Rhein-Neckar-Kreis mit seinen rund 100 Wehren und 54 Gemeinden davon profitieren kann. Zusätzlich hielt jeder der fachkundigen Zaungäste einen Notfallplan für notwendig, der die Entnahmebecken vom Freibad bis zum Teich aufzeigt. Demnach müssten auch zu sperrende Hochspannungsleitungen und Straßen festgehalten werden.

Ort des Geschehens

Ein Szenario für einen Einsatz schloss Dräger dann noch aus: "Nachts geht gar nichts und bei Dämmerung müssten wir langsam abbrechen", sagte er. Denn die Piloten flögen "auf Sicht" und gerade die Helligkeit spiele bei Rauchentwicklung eine große Rolle. Aber wenn Werksleiter Schneider nochmals seine Zustimmung gebe, dann sei er nicht zum letzten Mal an diesen idyllischen Ort gekommen, um interessierten Wehren seine Löschkünste vorzuführen, wie Dräger zusicherte.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.