Gemeinde Nußloch rückt Inklusion mehr in den Fokus
Teilhabe mit Behinderung? Nun fand ein "Erzählcafé" statt, bei dem Betroffene diskutierten und Theater spielten.

Von Agnieszka Dorn
Nußloch. Das Thema Inklusion hat beim Blick auf die praktische Realität in der Gesellschaft noch immer nicht den Stellenwert, den es haben sollte. Um Menschen dafür zu sensibilisieren und auf das Thema aufmerksam zu machen, fand am Freitagnachmittag im Foyer der Olympiahalle ein besonderes "Erzählcafé" statt: Es stand unter dem Titel "Menschen mit Behinderungen – Teil der Gesellschaft?" und wurde von der Gemeinde und dem Rhein-Neckar-Kreis organisiert.
Anlass war der "Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung". Es gab eine Podiumsdiskussion mit betroffenen Menschen; dabei wurde auch dazu eingeladen, nachzuempfinden und Perspektiven zu wechseln.
Während der Veranstaltung wurde simultan in Gebärdensprache übersetzt. Aufgebaut waren zudem Informationsstände vom Sozialverein Lichtblick, Kreisseniorenrat, der Ergänzenden unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) Sinsheim, der Rheuma-Liga, des Inkusionsbeirates und der Nußlocher Gruppe des Sozialverbands VdK.
Menschen mit Behinderungen sollen bei uns nicht am Rand stehen, sondern selbstverständlich dazugehören mit ihren Perspektiven, Bedürfnissen und Stärken, sagte Bürgermeister Joachim Förster.
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Mit der Veranstaltung wurde das fortgeführt, was der Gemeinderat im Mai 2024 einstimmig beschlossen hatte: ein bewusstes Zeichen dafür, dass Inklusion in Nußloch nicht nur gewünscht wird, sondern auch aktiv gestaltet werden soll.
Entschieden hatte man sich zudem für eine Beteiligung am Projekt "KIV – Für mehr Inklusion in Kommunen" und für das Schaffung der Stelle einer "kommunalen Inklusionsvermittlerin". Sie sei nicht nur organisatorisch, sondern auch gesellschaftlich ein Gewinn, so Förster.
Lisa Wagner hat sie nun inne und wird von den Ehrenamtlichen Andrea Lichter, Susanne Wenz und Wolfgang Schneider unterstützt. Dieses starke Team bringe sich bereits aktiv ein, schiebe Projekte an und gebe der Verwaltung Impulse, schilderte Rathauschef Förster.
Vier Personen mit verschiedenen Beeinträchtigungen erzählten in der von Ulrike Thomas geführten Podiumsdiskussion von ihren Mobilitätseinschränkungen beziehungsweise Erfahrungen. Darunter waren Menschen mit Down-Syndrom, Rheuma und Sehbehinderung.
Die Diskussion stimmte nachdenklich und zeigte eindrucksvoll, dass Menschen mit Behinderung immer wieder auch mit Ausgrenzung zu kämpfen haben. Die vier Protagonisten bewiesen zugleich, dass Einschränkungen kein Hindernis für ein erfülltes Leben sein müssen.
Anschließend gab es Raum für persönliche Gespräche und einen offenen Austausch; Fragen wurden gestellt und man konnte miteinander ins Gespräch kommen. Zugleich wurden eventuelle Berührungsängste abgebaut.
Die Kommunale Behindertenbeauftragte Silke Ssymank vom Landratsamt verdeutlichte, wie wichtig solche Begegnungen seien, um inklusive Projekte überhaupt sichtbar zu machen.
Zudem führte eine Schauspielerin mit Down-Syndrom vom Theaterprojekt "Includo" in St. Leon-Rot einen Auszug aus "Der Schuh des Manitu" auf; in der Diskussionsrunde erzählte sie von ihrer Biografie. Kaffee und Kuchen gab es von den "Heidelberger Glückskeksen".