Ein kränkelnder Plan
Naturschutzgebiet betroffen - Baubeginn 2019 - RP stellt Planung im Januar vor

Die Straßenführung der L 597 soll in etwa parallel zur Stromtrasse verlaufen. Sie berührt Neckarhausen (links) und die zu Ilvesheim gehörigen Neckarplatten. Foto: Hofmann
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Der Neubau der Landesstraße L 597 und einer Brücke zwischen Neckarhausen und Ladenburg rückt näher: Baubeginn soll 2019 sein, die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Das teilte jetzt der Grünen-Landtagsabgeordnete Ulrich Sckerl in einer eigens anberaumten Bürgersprechstunde den 16 Teilnehmern in der Viktoria-Gaststätte mit. Sckerl kam auf Einladung der Offenen Grünen Liste (OGL) vor allem deshalb, weil dieses Straßenbauprojekt gerade in Neckarhausen umstritten ist. Denn die Planer im Regierungspräsidium werden die neue Trasse dicht an die Wingertsäcker heranführen.
"In Seckenheim und Ilvesheim haben die Sektkorken geknallt, hier treibt das Ganze den Menschen eher Sorgenfalten auf die Stirn", sagte Sckerl. Tatsächlich soll das rund 35 Millionen Euro teure Straßenbauprojekt Ilvesheim und Seckenheim entlasten: Beide Orte verzeichnen laut Verkehrserhebungen in 24 Stunden bis zu 24.500 Fahrzeuge. In Neckarhausen ärgert man sich jedoch, dass die Belastung einseitig in die eigene Gemeinde verschoben wird: "Und es werden Flächen verbraucht", sagte eine Neckarhäuserin. Uwe Pfeifer ergänzte, er frage sich, wie zusätzlicher Lastwagenverkehr verhindert werden könnte.
Er könne diese Befürchtungen nachvollziehen, sagte Sckerl. Leider sei der sechsspurige Ausbau der A 5 nicht im Abschnitt Heidelberg geplant. Eine Ertüchtigung der Standspur könnte aber im Bedarfsfall auch sechs Spuren schaffen. Er werde mit der Verkehrsbehörde über Lenkungsmöglichkeiten sprechen.
Der Politiker skizzierte kurz noch einmal die Bemühungen der Gemeinde Edingen-Neckarhausen und einer Bürgerinitiative, die Trassenverlegung im südlichen Abschnitt rückgängig zu machen, zumal der eigentliche Grund, eine Population von Feldhamstern, längst verschwunden ist. Alle Anstrengungen und Überlegungen waren umsonst, die Planungsbehörden blieben bei ihrer Entscheidung. Immerhin, so sagte OGL-Sprecher Thomas Hoffmann, habe man dem Land gegenüber besseren Lärmschutz erzielen können.
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Eine freiwillige Leistung, denn die errechneten Lärmemissionen reichen für einen verpflichtenden Lärmschutz nicht aus. "Es gibt die feste Zusage, nun wenigstens Flüsterasphalt zu verwenden", so Sckerl. Das bringe bis zu zwei Dezibel Entlastung, was man vor allem nachts bemerken werde. Ilvesheim und Edingen-Neckarhausen beteiligen sich an diesen Mehrkosten mit jeweils 15.000 Euro.
Altgemeinderat Spiridon Antoniou erklärte, Flüsterasphalt sei keine gute Lösung, denn er sei viel schneller kaputt als normaler Belag. Es gebe bessere Optionen, meinte er, blieb die Antwort aber schuldig, welche das wären. Der Flüsterasphalt werde flächendeckend auf der Gemarkung Edingen-Neckarhausens aufgetragen, gab Hoffmann auf eine Anfrage zurück. Sckerl sagte, dass regelmäßige Messungen stattfinden müssten, um die Prognosen der Verkehrsberechnungen zu überprüfen und festzustellen, ob womöglich weitere Strategien erforderlich seien. Immerhin seien die Ergebnisse rund zwölf Jahre alt.
Kritisch sahen die Anwesenden, dass es noch keine Pläne zum genauen Verlauf der Straße gibt und dass durch das Projekt ein Naturschutzgebiet durchschnitten wird. Sckerl versprach, mit detaillierten Plänen im neuen Jahr zurückzukommen, möglicherweise auch mit Vertretern des Regierungspräsidiums. Seit vorgestern Abend steht nun der Termin fest. Das RP wird die Planungen am Montag, 22. Januar, 18 Uhr, im Schloss Neckarhausen präsentieren.
Was den Naturschutz angehe, so sagte Thomas Hoffmann, werde man der Behörde "genau auf die Finger schauen, ob die Versprechungen des Planfeststellungsbeschlusses auch eingehalten werden".
Der Feldhamster sei zwar offenbar weg, dafür gibt es aber Fledermäuse und Biber. Seitens der Ortsgruppe Edingen-Neckarhausen des Naturschutzbunds Deutschland hatte jüngst deren Sprecher Stefan Brendel gefordert, Ausweichhabitate vor Baubeginn zu schaffen.
"Wir werden mit Akribie darauf achten, dass das Naturschutzgebiet, das ja ein Kleinod ist, in seiner Funktion nicht beeinträchtigt wird", sagte Sckerl. Hoffmann erklärte, eine "Krankheit" des Planfeststellungsbeschlusses sei, dass er von 2006 stamme. "Da hatte man es mit EU-Recht und Naturschutz noch nicht so", gab er auf Rückfrage zur Antwort.



