Neckarlauer wird zur Baustelle
Wegen der Erneuerung der maroden Abwasserdruckleitung wird die Promenade teilweise gesperrt

Von Christoph Moll
Neckarsteinach. Wer in den kommenden Wochen einen Frühlingsspaziergang auf dem Neckarlauer plant, wird vielleicht etwas enttäuscht sein. Denn seit Kurzem "ziert" ein Bauzaun die Spaziermeile der Vierburgenstadt. Bagger, Absperrungen und Rohre kündigen an, dass es hier zur Sache gehen wird. Der Bauzaun weckt zudem Erinnerungen an die Baustelle vor zwei Jahren, als der erste Teil der im Neckarlauer liegenden Abwasserdruckleitung saniert wurde. Nun folgt der zweite Teil. Und der Neckarlauer wird wieder zur Baustelle.
Bürgermeister Herold Pfeifer berichtet, dass die Baustelle wenn möglich zum Saisonstart der Ausflugsschiffe der Weißen Flotte an Ostern, auf jeden Fall aber zum "Tag des Gastes" mit Vierburgenbeleuchtung Ende Juli abgeschlossen sein soll. Auch der Sommertagszug soll trotz der Baustelle auf dem Neckarlauer mit der traditionellen Verbrennung des Winters enden.
Das Rohr, das aktuell am Neckar entlang liegt, sei ein sogenannter Bypass, mit dem das marode Rohr überbrückt wird. Denn das Abwasser muss während der Arbeiten natürlich trotzdem zur Kläranlage beim Neckarsteinacher Stadtteil Neckarhausen gepumpt werden. Für die Arbeiten müsse der Neckarlauer aufgegraben werden.
Bauamtsleiter Roland von Petersdorff-Hagendorn erklärt, dass die rund 50 Jahre alte Abwasserdruckleitung in insgesamt drei Bauabschnitten saniert wird. Die ersten beiden Abschnitt am Neckarlauer zwischen der Steinachbrücke und dem Fahrkartenhäuschen der "Weißen Flotte" sowie ein 800 Meter langer Abschnitt im weiteren Verlauf beim Ortsteil Lanzenbach seien bereits vor zwei Jahren gleichzeitig saniert worden.
Auch interessant
Damals gab es in der Nähe der Steinachbrücke ein großes Leck, aber auch der Rest der Leitung ist von Lochfraß betroffen. Nun steht der 245 Meter lange Abschnitt zwischen dem Fahrkartenhäuschen und dem Schiffermast an, wo die Leitung beginnt. Kosten allein hierfür: rund 500.000 Euro.
Vor einer Woche haben die Arbeiten begonnen. Wenn der Bypass verlegt ist, beginnt die eigentliche Erneuerung der Leitung. 185 Meter bleiben im Boden liegen, erhalten aber von innen eine Kunststoffhülle. Das sogenannte Inliner-Verfahren macht die Leitung auf Dauer dicht. 60 Meter der Gussleitung sind so marode, dass sie komplett ausgetauscht werden. Dies geschieht in "offener Bauweise", was heißt, dass aufgegraben wird.
Beim ersten Bauabschnitt wurde nur das Inliner-Verfahren angewandt. Bei den Arbeiten werden nun auch mehrere Schächte mit Revisionsöffnungen eingebaut, von denen aus die Abwasserleitung abgestellt und zur Überprüfung mit Kameras befahren werden kann. "Bisher gab es dazu kaum Möglichkeiten", so der Bauamtsleiter.
Roland von Petersdorff-Hagendorn berichtet, dass die Stadt die Arbeiten nicht für einen konkreten Zeitraum ausgeschrieben hat, sondern den Firmen einen Zeitrahmen vorgibt und ihnen überlässt, wann sie arbeiten. Dies soll Kosten sparen. "Wir liegen tatsächlich nur minimal über den prognostizierten Kosten", so der Bauamtschef. Den Zuschlag hat die Baufirma Heberger aus dem pfälzischen Schifferstadt erhalten.
Von Petersdorff-Hagendorn geht davon aus, dass Spaziergänger auch in den kommenden Wochen – mit Beeinträchtigungen – den Neckarlauer nutzen können. "Vor dem richtigen Frühling sollten wir fertig sein", so der Fachmann. Dann sollen auch wieder die Pflanzen am Neckarufer sprießen. Diese hatte der Bauhof im Herbst abgemäht. Als der Neckarlauer vor zwei Jahren wegen des ersten Bauabschnittes gesperrt war, konnten die Pflanzen am Ufer hinterm Bauzaun ungehindert sprießen.
Zuvor hatte der Bauhof diese immer entfernt. Bürgermeister Pfeifer war von der Blütenpracht so angetan, dass er anordnete, die Pflanzen einfach wachsen zu lassen. Seither werden nur noch Brennnessel und schädliche Pflanzen entfernt. "Vielleicht wird es nun noch viel schöner", meint Pfeifer. "Wir haben aber ohnehin die schönste Promenade am Neckar."