"Lasse mir nichts von Bammental vorschreiben"
Der neue Edeka-Markt spaltete den Gemeinderat

Mit dem Beschluss hat der Gemeinderat den Weg geebnet für einen neuen Einkaufsmarkt an der B 45 am Ortseingang von Bammental kommend. Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Der neue Edeka-Markt spaltete den Gemeinderat in seiner Sitzung. So positionierten sich die Stadträte:
Jürgen Rehberger (Freie Wähler) sagte: "Es wäre ein fatales Signal, den Beschluss zu verschieben." Ein neues Gutachten sei nicht von heute auf morgen fertig und komme wohl zu keinem anderen Ergebnis. "Ein Vertagen könnte das ganze Projekt gefährden." Neckargemünd sei im Gegensatz zu Kleingemünd unterversorgt. Den Einwand aus Bammental, dass dort Kaufkraft abgezogen wird, ließ Rehberger nicht gelten: "Durch den neuen Rewe-Markt in Schlierbach oder den Penny-Markt in Lobbach wird auch in Neckargemünd Kaufkraft abgezogen."
Christian Rupp (CDU) sagte, dass seine Fraktion gespalten sei. Er selbst sei ein Befürworter des Projekts. Rupp konnte die Stimmen aus den Umlandgemeinden verstehen und gab Neckargemünd eine Teilschuld: "Das Gutachten könnte längst fortgeschrieben sein." Aber auch die Nachbargemeinden hätten nicht daran gedacht. "Es hilft nicht, sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben", so Rupp.
Dietmar Keller (SPD) meinte zum Einzelhandelsgutachten: "Das ist kein verbindliches Gesetz." Er fragte, ob das neue Gutachten den Edeka-Markt verhindern könnte. Wenn Bammental darin erneut als überversorgt gelte, müsste es einen Markt schließen - was natürlich nicht passieren würde. Dies wäre aber die logische Konsequenz, so Keller. Fakt sei, dass Bammental pro Einwohner mehr Verkaufsfläche habe als Neckargemünd.
Thomas Schmitz (Grüne) zeigte sich überzeugt, dass das Vorhaben gegen "raumplanerische Vorschriften" verstößt. "Neckargemünd braucht nicht noch einen Vollsortimenter", meinte er. "Und es kann mir niemand erzählen, dass jemand aus dem Wiesenbacher Tal da zum Einkaufen hinläuft - da liegt der ganze Hollmuth-rücken dazwischen." Auch die Teilung der Stadt durch den Neckar, was den Einzelhandel angeht, sah Schmitz als weit hergeholte Begründung an. Schließlich gebe es eine Brücke. "Hier wird ein Notstand ausgerufen, den es nicht gibt", meinte er.
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Winfried Schimpf (SPD) plädierte dafür, nicht auf die "imaginäre Ansiedelung von Gewerbe" zu warten. Der Standort an der B 45 sei für kleine Gewerbetreibende nicht erschwinglich. "Wir hätten schon längst von anderen Gewerbetreibenden bestürmt werden können", sagte Schimpf, der sich über das von Rewe beauftragte Gutachten wunderte: "Rewe passt der Edeka nicht, will aber selbst erweitern."
Petra Groesser (Grüne) ging auf die jüngste GVV-Versammlung ein: "Was man dort gespürt hat, kann man nur schwer mit Worten vermitteln", sagte sie. "Es gibt ein ernstes Problem." Dabei gehe es nicht nur um einen Markt, sondern um viel mehr. "Wenn der GVV auseinanderfliegt, ist die Zusammenarbeit für Jahrzehnte gestorben." Es sei eine "wichtige und dringende Bitte" gewesen, mit dem Beschluss zu warten. "Wenn wir das jetzt durchdrücken, können wir uns nie mehr gegen ein Vorhaben in einer anderen Gemeinde wehren", so Groesser.
Walter Berroth (SPD) sagte, dass man auch mit einem neuen Gutachten noch entscheiden müsse. "Ich lasse mir von den Bammentalern nur ungern vorschreiben, dass wir auf lange Sicht nur noch einen Vollsortimenter haben sollen, sie selbst aber zwei davon", meinte Berroth und fragte: "Wären wir mit Filialen von Kik und Fressnapf glücklicher?"
Giuseppe Fritsch (Freie Wähler) sah die bessere Versorgung der Ortsteile und Gewerbesteuereinnahmen als wichtige Argumente. "Auch kleine Betriebe könnten davon profitieren, wenn sie ihre Ware im Edeka-Markt verkaufen."
Steffen Wachert (Freie Wähler) hatte Angst, bei einer Ablehnung mit Edeka einen Gewerbetreibenden zu verlieren und mit Pfitzenmeier einen weiteren nicht zu gewinnen. "Wir brauchen mehr Gewerbe", sagte Wachert.
Anne von Reumont (CDU) betonte: "Bammental schreibt uns nichts vor", meinte von Reumont. "Es geht einfach um ein Miteinander."
Manfred Rothe (Freie Wähler) meinte, dass der Sündenfall für Bammental eigentlich der größere Neubau des Rewe in Kleingemünd sein müsste.



