Supermarkt-Streit

Edeka vergiftet Verhältnis zwischen Neckargemünd und Bammental

Holger Karl behauptet, dass es keine Absprache mit Neckargemünd gab - Frank Volk widerspricht

24.07.2018 UPDATE: 25.07.2018 17:15 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden

Auf der grünen Wiese vor dem bisherigen Ortho-Gebäude am Neckargemünder Stadtausgang in Richtung Bammental soll der neue Edeka-Markt gebaut werden. Foto: Alex

Von Christoph Moll und Benjamin Miltner

Neckargemünd/Bammental. Der Neckargemünder Gemeinderat hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung den Weg für den neuen Edeka-Markt an der Bundesstraße B45 Richtung Bammental freigemacht (s. Hintergrund). Das Vorhaben ist allerdings umstritten und hat jüngst das Verhältnis zwischen Neckargemünd und der Nachbargemeinde Bammental vergiftet.

Hintergrund

Der neue Edeka-Markt auf der Freifläche zwischen dem Profi-Markt und dem Ortho-Gebäude entlang der B45 am Stadtausgang Richtung Bammental ist voraussichtlich nicht mehr aufzuhalten: Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung bei sieben

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Der neue Edeka-Markt auf der Freifläche zwischen dem Profi-Markt und dem Ortho-Gebäude entlang der B45 am Stadtausgang Richtung Bammental ist voraussichtlich nicht mehr aufzuhalten: Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung bei sieben Enthaltungen den Entwurf des Bebauungsplans "Karl-Landsteiner-Straße" gebilligt und die öffentliche Auslegung voraussichtlich von Mitte August bis Mitte September beschlossen. Der Streit mit der Nachbargemeinde Bammental beherrschte jedoch die Diskussion im Gemeinderat.

Stadtplaner Werner Gerhardt wies darauf hin, dass nur die Gemeinde Bammental "grundsätzliche Bedenken" gegen den Bebauungsplan geltend gemacht hat. "Sonst gab es nur Hinweise", so der Fachmann. "Unterm Strich ergab die Beteiligung der Behörden einen zustimmenden Charakter." Die Gemeinde Bammental habe sich auf das Einzelhandelsgutachten aus dem Jahr 2010 berufen, so Gerhardt. "Die Dynamik im Einzelhandel ist jedoch enorm - da kann man sich nicht auf ein acht Jahre altes Gutachten beziehen." Der Bammentaler Einwand habe keine Grundlage.

Er habe mit seinem Amtskollegen Holger Karl besprochen, berichtete Bürgermeister Frank Volk, dass das Einzelhandelsgutachten aktualisiert wird. "Die Welt hat sich in den vergangenen acht Jahren weitergedreht", sagte Volk. Zwar gebe es mit dem Rewe in Kleingemünd und dem Edeka im Wiesenbacher Tal schon zwei dieser Vollsortiment-Märkte, aber die Zukunft des Letzteren stehe in den Sternen.

"Neckargemünd sollte auch in Zukunft zwei Vollsortimenter haben", meinte Volk. "Zu diesem Ergebnis wird auch die Fortschreibung des Gutachtens kommen." Andere kleinere Kommunen hätten vergleichsweise noch mehr Märkte. So habe Bammental halb so viele Einwohner wie Neckargemünd, aber vier Märkte. Der Edeka an der B45 mit einer Verkaufsfläche von maximal 1600 Quadratmetern wäre der siebte Markt für Neckargemünd.

Walter Berroth (SPD) bezeichnete die Bammentaler Argumentation als "kleinlich": "Die eiern doch selbst mit ihrem neuen Netto-Markt seit vielen Jahren rum und kommen nicht zu Potte", meinte er: "Das sollten wir nicht zu ernst nehmen."

Er könne die Bammentaler Argumentation verstehen, schlug Volk hingegen versöhnliche Töne an: "Jeder Gemeinderat muss zunächst an seine eigene Gemeinde denken." Er sei "in ständigem Austausch" mit seinem Amtskollegen Holger Karl, sagte Volk: "Da verrutscht nichts."

Thomas Schmitz (Grüne) betonte, dass sich das vorhandene Gutachten gegen weiteren großflächigen Einzelhandel in Neckargemünd ausgesprochen hatte. Außerdem gebe dieses Hinweise, welche Branchen in Neckargemünd kaum vorhanden sind: "Wir brauchen auf diesem Areal keinen weiteren Vollsortimenter, sondern andere Betriebe." Deshalb sei ein Fitnessstudio über dem Edeka-Markt sehr wichtig.

"Der Bebauungsplan sollte aber noch mehr Möglichkeiten eröffnen", fand Schmitz. Hier widersprach Planer Gerhardt: Es gehe schließlich darum, möglichst viel Gewerbe in der Altstadt erhalten oder anzusiedeln. Ein Fitnessstudio gebe es dort aber (noch) nicht.

Bürgermeister Volk zeigte sich froh, dass die Zapf-Gruppe als Eigentümer des Areals auf den Wunsch nach einem Fitnessstudio eingegangen sei. Es hätten sich bereits potenzielle Betreiber gemeldet: "Die Realisierungschance ist groß." Mückenlochs Ortsvorsteher Joachim Bergsträsser (SPD) äußerte die Sorge, dass der neue Edeka dem kleinen Einkaufsmarkt im Stadtteil Konkurrenz macht. Das sah auch Volk so, aber: "Der geplante Penny-Markt in Waldwimmersbach ist die größere Konkurrenz."

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Denn dort ist man alles andere als begeistert von den Neckargemünder Supermarkt-Plänen, sondern fürchtet um Kunden für die eigenen Märkte. Es ging sogar so weit, dass Neckargemünds Rathauschef Frank Volk seinem Bammentaler Amtskollegen Holger Karl öffentlich vorwarf, die Unwahrheit zu sagen. Die entscheidende Frage: Gab es zwischen den Bürgermeistern im Vorfeld eine Verabredung oder nicht?

Die Antworten der Bürgermeister auf diese Frage könnten unterschiedlicher nicht sein. Als Holger Karl im Bammentaler Gemeinderat gefragt wurde, ob es eine Unterredung mit Frank Volk gab, verneinte er dies und räumte ein: "Sie wurde von uns aus auch nicht angestrengt."

Im Neckargemünder Gemeinderat wurde Frank Volk das Gleiche gefragt. Seine Antwort: "Ich bin ein Freund der interkommunalen Zusammenarbeit und habe im Vorfeld mit dem Kollegen gesprochen", sagte Volk. "Aber wenn es jetzt anders dargestellt wird, kann ich auch nichts dafür."

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Und er legte noch nach: Bammental wolle schließlich ebenfalls einen Supermarkt bauen - "und das in einem Überflutungsgebiet".

Frank Volk. Foto: Alex

Was stimmt denn nun? Haben sie miteinander geredet oder haben sie nicht? Auf RNZ-Nachfrage wollte sich Frank Volk nicht mehr zu dieser Frage äußern: "Kein Kommentar!"

Nur so viel ließ er sich entlocken: "Holger Karl und ich stehen regelmäßig in einem konstruktiven Dialog und haben ein gutes Verhältnis", sagte Volk. "Wir sehen uns häufig und sprechen miteinander." Volk räumte aber ein, dass man sich beim Supermarkt-Thema nicht einig sei.

Bei anderen Themen wie dem Klimaschutz arbeite man aber innerhalb des Gemeindeverwaltungsverbandes gut zusammen. Das persönliche Verhältnis habe jedenfalls nicht gelitten, betonte Volk.

Holger Karl. Foto: Alex

Und was sagt Holger Karl dazu? Auch der Bammentaler Bürgermeister wollte sich weder zu einer möglichen Besprechung mit seinem Neckargemünder Amtskollegen äußern, noch zu dessen Stellungnahme im Gemeinderat.

Er betonte auf RNZ-Nachfrage nur: "Wir wollen mit Neckargemünd im Gemeindeverwaltungsverband weiter vertrauensvoll zusammenarbeiten." Dazu gehöre aber auch, dass konstruktive Vorschläge von Nachbargemeinden ernsthaft geprüft werden.

Im Bezug auf die Neckargemünder Edeka-Pläne heiße das: "Bevor es konkret wird, möchten wir klären lassen, welche Auswirkungen ein weiterer Neckargemünder Supermarkt auf uns hätte", so Karl. Neckargemünd habe die Entwicklungspotenziale aus dem im Jahr 2010 beschlossenen Einzelhandelskonzept bereits ausgeschöpft. "Wir möchten das Gutachten nun fortschreiben", betont der Bammentaler Rathauschef.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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