Malsch

Für die Umweltbeauftragte gibt es noch viel zu tun

Malsch ist in Sachen Naturschutz-Projekte vorbildlich. Beim Klimaschutz besteht jedoch Handlungsbedarf.

05.11.2020 UPDATE: 06.11.2020 06:00 Uhr 4 Minuten, 25 Sekunden
Die Umweltbeauftragte Jasmin Weishäupl. Foto: Hebbelmann

Von Sabine Hebbelmann

Malsch. Zahlreiche Projekte hat Jasmin Weishäupl bereits bewegt und begleitet, seit sie im vergangenen Dezember die Vertretung der Umweltbeauftragten Natascha Lepp übernommen hat. Lepp befindet sich aktuell noch in Elternzeit und will im kommenden Juli in ihre alte Stelle zurückkehren. "Mich zog es mehr in die Praxis", erläutert Weishäupl ihren Schritt weg vom Freiburger Öko-Institut, wo die Biologin zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war, hin zum Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Rauenberg. Hier hat die Umweltbeauftragte nun eine 60-Prozent-Stelle und ist für drei Kommunen zuständig. Im Gemeinderat präsentierte sie jetzt den Umweltbericht der Gemeinde Malsch.

So stellte Jasmin Weishäupl einen neuen Förderantrag zum Baumschnitt für Obstbäume für den Zeitraum 2021 bis 2024. Über das EnBW-Förderprogramm "Impulse für Vielfalt" wurden Sensen für die Biotoppflege durch Naturschutzwart Armin Stegmaier angeschafft, eine Schutzmaßnahme für heimische Amphibien und Reptilien. Außerdem prüfte Weishäupl den ehemaligen Häckselplatz als mögliche Fläche für einen "Pumptrack" (das ist ein speziell geschaffener Rundkurs für Mountainbike, BMX und Ähnliches) – und befand ihn aus Naturschutzsicht für geeignet. Einen entsprechenden Antrag hatten die Mitglieder des Kinder- und Jugendforums gestellt.

Weiter erinnerte die Umweltbeauftragte an den Managementplanentwurf für das neue Flora-Fauna-Habitat-Gebiet "Nördlicher Kraichgau", der vom 4. Mai bis 2. Juni ohne Einwendungen ausgelegt worden war. Auf Malscher Gemarkung deckt sich das Gebiet mit den bereits ausgewiesenen Naturschutzgebieten, bestätigte Weishäupl auf Nachfrage. Als Beiratsmitglied für das FFH-Gebiet ist Weishäupl Ansprechpartnerin vor Ort für die zuständige Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Die Klimawerkstatt Malsch, in der sich Bürger und Verwaltung gemeinsam für Klimaschutz einsetzen, hat den Flyer "Regionales Einkaufen" im GVV initiiert. Hofläden, die bisher noch nicht angesprochen wurden und in den Flyer aufgenommen werden möchten, können sich bei der Gemeinde melden.

Das Naturschutzgebiet Malscher Aue. Foto: Hebbelmann

Als Umweltbeauftragte kümmert sich die Biologin auch um die Streuobstwiesen und sorgte kürzlich mit den "Pflück-Mich"-Schildern dafür, dass kommunale Obst- und Walnussbäume von Passanten geerntet wurden. Im Naturschutzgebiet Hochholz-Kapellenbruch zahlt die Gemeinde auf ein naturschutzrechtliches Ökokonto ein. Pflegemaßnahmen und nachhaltige Bewirtschaftung werden weitergeführt und seltene Arten wie die Salzbunge gefördert. "Wir hoffen, dass der Kiebitz hier brütet", sagte die Umweltbeauftragte und erklärte, dass es – abhängig davon, wie sich das Gebiet entwickelt – voraussichtlich zehn Jahre dauere, bis sich die Gemeinde die Punkte anrechnen lassen kann. Für die Erweiterung der S-Bahn-Haltestelle wird derzeit ein ökologischer Ausgleich geprüft.

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Zu den Aufgaben der Biologin gehört auch die Bürgersprechstunde. Die Anfragen sind breit gefächert und reichen von Fragen zum Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner oder zur Anlage einer Blühwiese bis hin zu einem Fuchs, der sich in ein Wohnhaus verlaufen hat. Jasmin Weishäupl informiert auch über die nächste Hochstammaktion, die am 13. November stattfindet. Für den günstigen Preis von zehn Euro können Obst- und Walnussbäume über die Gemeinde erworben werden. Obstwiesen bieten vielen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum und Hochstämme sind ökologisch besonders wertvoll. Die Resonanz sei stets sehr gut.

Wie die Umweltbeauftragte weiter ausführte, bekommen die ersten 25 Interessenten der von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (Kliba) initiierten Solar-Kampagne kostenlos eine Beratung vor Ort. Die Gemeinde plane außerdem, einen Bürgergarten anzulegen. Hier seien Bürger, Vereine und Schulen dazu aufgerufen, sich an der Gestaltung und der Pflege zu beteiligen. Nach mehreren Anläufen hat Malsch nun auch den Zuschlag für den Fußverkehrs-Check des Landesverkehrsministeriums erhalten. Der Beteiligungsprozess mit Bürgern und Fachleuten startete Anfang Oktober.

Zum Stand der Umsetzung der Klimaschutzziele präsentierte die Umweltbeauftragte die Zahlen der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur für Malsch. Das integrierte Klimaschutzkonzept von 2013, das aus den CO2-Reduktionszielen des Klimaschutzkonzeptes für den Rhein-Neckar-Kreis (30 Prozent weniger von 2010 bis 2030) entwickelt wurde, umfasst einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der bis 2025 umgesetzt sein soll. Viele Projekte wurden begonnen, aber bei der Umsetzung hake es teilweise noch. "Es besteht Bedarf, strukturiert vorzugehen und Maßnahmen abzuarbeiten", betonte Weishäupl.

Von den insgesamt acht Klimaindikatoren hätten im Jahr 2017 in Malsch sechs weit unter dem bundesweiten Durchschnitt und dem des Rhein-Neckar-Kreises gelegen. Der Ausstoß von CO2 insgesamt sowie in den privaten Haushalten habe sich jedoch auf niedrigem Niveau leicht verbessert. Gut stehe Malsch – auch im bundes- und kreisweiten Vergleich – beim Energiebedarf im Personenverkehr da. Hier habe sich der Wert gegenüber 2010 noch einmal leicht verbessert. Verschlechtert hat sich laut Jasmin Weishäupl hingegen der Energieverbrauch beim Gewerbe und – auf niedrigem Niveau – der Anteil der erneuerbaren Energien (Strom).

Entsprechend offenbare die Energie- und CO2-Bilanz nach Energieträgern im Zeitraum von 2010 bis 2017 Handlungsbedarf. Weishäupl zufolge gab es zwar einen deutlichen Einbruch 2013 beim Erdgas, das insgesamt den mit Abstand größten Anteil der Energieträger stellt. In den Folgejahren seien Verbrauch und CO2-Emissionen aber wieder angestiegen und hätten 2017 beinahe das Niveau von 2012 erreicht. Ob diese Delle, wie Bürgermeisterin Würfel mutmaßte, mit dem Brand im Creaton-Werk Malsch am 1. Februar 2013 zusammenhängt, blieb offen.

Fortgeschrieben wurde im Juli der Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg mit den kommunalen Landesverbänden, für den das Land den Kommunen 27 Millionen Euro im Zeitraum 2020/2021 zur Verfügung stellt. Allein für den Bereich Gebäude, Gebäudetechnik und erneuerbare Energien gibt es 15 Förderprogramme. Über die Landesenergieagentur KEA bietet das Land eine Förderberatung für den kommunalen Klimaschutz an. Aber für die Prüfung von Fördermöglichkeiten und die Beantragung der Mittel brauche es die entsprechenden personellen Ressourcen und für Förderprogramme auch Mittel der Gemeinde.

"Bis 2035 müssen wir runter mit den CO2-Emissionen, nicht erst bis 2050 – das spiegelt sich auch in Malsch wider", betonte Claus Stegmaier (Grüne). Ein Drittel einer 60-Prozent-Stelle reiche nicht aus, um den Klimaschutz in der Gemeinde wirksam voranzubringen; hier müsse eine Aufstockung über den GVV laufen. Tanja Becker-Fröhlich (Grüne) wünschte sich mehr Beteiligung für die Klimawerkstatt. Fünf bis acht Teilnehmer seien zu wenig, um größere Aktionen zu starten. Aus jeder Fraktion sollte mindestens ein Mitglied teilnehmen.

Arved Oestringer (FDP) beschäftigte ein anderes Thema: Klopapier. Dieses sei in einem Biotop in Rettigheim durch ungeklärtes Abwasser zu Tage getreten. Man habe das Problem auf dem Schirm, signalisierte Bürgermeisterin Sibylle Würfel. Das Regen-Überlaufbecken sei zu gering bemessen. Doch statt für sehr viel Geld drei Regenwasser-Überlaufbecken auszubauen, plane der Abwasserzweckverband den Bau eines gemeinsamen Vorfluterbeckens in Kronau. "Wenn das spruchreif ist, wird es auch im Gemeinderat behandelt", versprach sie.

Unter den Zuhörern fand sich erneut eine Gruppe von Bewohnern des Ortskerns, die aufgrund der Neugestaltungen ihre Interessen berührt sehen. Eine Vertreterin fragte nach dem Sachstand bei den Parkplätzen. Bürgermeisterin Sibylle Würfel verwies auf eine geplante Verkehrsfahrt mit der zuständigen Verkehrsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises. Der genaue Termin stehe noch nicht fest.

Weiter äußerte die Bürgerin Unverständnis wegen einer Baumpflanzung auf dem hinteren Dorfplatz. Der Abstand zwischen Baumeinfassung und Mauer sei nicht ausreichend bemessen, sodass die Anwohner nicht in einem Zug durchfahren, sondern rangieren müssten. Man habe einen Städteplaner beauftragt, der erfahren sei, entgegnete Bürgermeisterin Sibylle Würfel. Diesem traue sie zu, den erforderlichen Abstand zu bestimmen. Beide Seiten kamen überein, noch einmal gemeinsam nachzumessen.

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