Ladenburger Einzelhandel und Gastronomie trotzen Krisen
Der Bund der Selbstständigen ist gegen eine Fußgängerzone und wünscht sich mehr geschäftsnahe Parkplätze.

Von Axel Sturm
Ladenburg. Ein Sterben des Einzelhandels in der Ladenburger Innenstadt und viele Geschäftsleerstände befürchteten nicht wenige Menschen, als 2009 das neue Einkaufszentrum in der Wallstadter Straße eröffnete. Längst gab es in der Innenstadt keinen Lebensmittelversorger mehr, sodass sich die Kommunalpolitiker mit dem damaligen Bürgermeister Rainer Ziegler entschlossen, zur Sicherung der Lebensmittelversorgung einen Einkaufsmarkt mit 200 Parkplätzen am Rande der Stadt sowie ein neues Feuerwehrhaus bauen zu lassen. Das von Gastronomen und Einzelhändlern befürchtete Aussterben der Altstadt ist nicht eingetroffen. Auch die Krisen und aktuell schwierige Zeiten konnten dem Einzelhandel scheinbar nichts anhaben.
Leerstehende Läden findet man in Ladenburg jedenfalls nicht, und wenn es Geschäftsveränderungen oder Aufgaben gibt, finden sich ohne Probleme Nachmieter. Im jüngst aufgegebenen Schuhladen Linea in der Hauptstraße zog dieser Tage eine Brautmoden-Boutique ein, als im vergangenen Jahr mit der Metzgerei Schäfer der letzte Metzger der Innenstadt seinen Laden am Marktplatz abschloss, zog dort ein Blumenladen ein. Und auch für das nun geschlossene Eiscafé "La Pallina" ist bereits ein Nachfolger angekündigt.
Selbstverständlich hat sich die Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt mit der Zeit verändert. In den 1970er-Jahren gab es noch acht Bäckereien, sechs Metzgereien und fünf Lebensmittelmärkte in der Innenstadt, das sieht heute anders aus. Zwei Gemüse- und Spezialitätenläden mit einer kleineren Lebensmittelauswahl sind dort aber noch zu finden. Für Artikel des täglichen Bedarfs müssen die Ladenburger außerhalb der Altstadt einkaufen. Wichtig ist daher die Attraktivität des Wochenmarktes, auf dem zehn Händler zwei Mal die Woche ihre Waren anbieten.
Der Vorsitzende des örtlichen BdS, Christoph Ehry, ist froh, dass Ladenburg keine tote Innenstadt hat. Dort findet man nicht nur mehr als zehn Gaststätten und Cafés, sondern auch rund 20 Mode- und Dienstleistungsgeschäfte. Die Inhaber haben es zwar schwer, aber hier werden doch Besonderheiten angeboten, die die Einkaufsstadt Ladenburg immer noch attraktiv machen. So zieht beispielsweise das Wäschegeschäft Creol Kundinnen aus der gesamten Region nach Ladenburg, und davon profitieren auch die anderen Läden. Überregional bekannt sind die Gastronomie-Betriebe "Zur Backmulde", "Kreters kleine Rose" und das Gasthaus "Zum Ochsen", was wiederum zur Belebung der ganzen Altstadt beiträgt.
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Der Kommunalpolitik war es immer wichtig, dass Ladenburg nicht zur "Museumsstadt" wird. Wohnen und geschäftliches Treiben sollten gemeinsam funktionieren. Speziell an Wochenenden ist die Römerstadt ein beliebtes Touristenziel. Gäste schätzen es sehr, dass sie hier einerseits in die römische und mittelalterliche Vergangenheit eintauchen können und andererseits viele hübsch dekorierte Schaufenster sehen. "Es ist glücklicherweise so, dass Ladenburg eine attraktive Stadt ist, und das kommt auch den Einzelhändlern zugute", sagt der BdS-Vorsitzende der RNZ. Die Fluktuation sei eher gering, und wenn Gewerbeflächen angeboten werden, finde sich schnell ein Nachfolger. Geschäftsinhaber, die im eigenen Gebäude ihren Laden haben, sind natürlich im Vorteil. Aber auch diese Einzelhändler müssten sich anstrengen, um zu überleben, meint Ehry.
Die attraktive Altstadt habe nämlich auch eine andere Seite der Medaille. Der BdS-Sprecher wünscht sich mehr geschäftsnahe Parkplätze, und er sieht es kritisch, "dass immer mehr Parkplätze zu Fahrradabstellplätzen umgewandelt werden". Er ist gegen eine "Verteufelung" der Autos und lehnt die immer wieder diskutierte Schaffung einer Fußgängerzone ab.
Diese wünschen sich in Ladenburg nicht wenige Bürgerinnen und Bürger, um die Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu steigern. "Aber irgendwann könnte auch unsere Altstadt tot sein", gibt Ehry zu bedenken. Er fordert ein gleichberechtigtes Miteinander des Fuß-, Rad- und Autoverkehrs und wünscht sich, dass man das Thema Parkplatzschaffung angeht.
Weil Ladenburg mit einigen Pfunden wuchern kann, haben die Einzelhändler und Gaststätten die Corona-Krise "relativ gut" überlebt. Mit der Energiekrise stehen die Selbstständigen nun vor der nächsten großen Herausforderung. Doch Ehry ist optimistisch.
Die meisten Geschäftsinhaber seien ohnehin "Einzelkämpfer", die ihren Betrieb familiär unterstützt führen. Daher spiele die Arbeitsmarktlage in diesem Bereich keine allzu große Rolle. In der Gastronomie dagegen sieht das anders aus. Die Mitarbeiter der Backmulde haben jetzt eine Vier-Tage-Woche, und weil der Ochsenwirt Heinz Jäger kein neues Personal findet, ist im Ochsen jetzt montags Ruhetag.
Ehry ist ein Freund von BdS-Aktionen. Erfolgreich sind die verkaufsoffenen Sonntage, denn die locken Menschen in die Stadt, sagt er. Das stellte jüngst der Antikmarkt-Sonntag unter Beweis.