Wohnpflegeheim wird im November bezogen
Im Baugebiet Nordstadt-Kurzgewann erhalten 27 behinderte Menschen ein neues Zuhause. Die Einrichtung steht auch Vereinen offen.

Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Regionalleiterin der Mosbacher Johannes-Diakonie, Yvonne Jelinek, Projektleiter Dino Rudolf und Unternehmenssprecher Michael Walter wirkten beim Rundgang mit der RNZ durch den Rohbau des neuen Wohnpflegeheims in der Nordstadt sehr zufrieden. Sowohl die Baukosten als auch der Zeitplan seien im grünen Bereich. Die 27 Menschen könnten im November ihre Wohnungen beziehen, kündigten sie freudig an.
Noch befindet sich das dreistöckige Wohngebäude im Rohbauzustand. Die Elektriker ziehen fleißig Kabel, die Heizungsbauer verlegen derzeit die Fußbodenheizung, und die Sanitärinstallateure setzen die ersten Toiletten und Duschwannen. In acht Monaten sollen die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss so hergerichtet sein, dass die behinderten Menschen die Tagesstrukturangebote in Anspruch nehmen können. Die 27 Neubürgerinnen und Neubürger werden von rund 30 Fachkräften rund um die Uhr betreut, die sich ebenso wie die Heimbewohner auf den Einzug freuen.
Auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück, das vor dem Wärmeversorgungszentrum für das Wohngebiet in Sichtweite des Verkehrskreisels liegt, entstehen 27 Einzelzimmer. Außerdem wird ein Kurzzeitpflegeplatz eingerichtet. Rund die Hälfte der Plätze ist bereits belegt, so die Regionalleiterin. Dieser Personenkreis werde von Mosbach und Mudau nach Ladenburg umziehen.
Jelinek und Rudolf erklärten, dass sich die offene Wohnform für körperlich und geistig mehrfach behinderte Menschen längst bewährt habe, so sollte Inklusion und Integration in einer Stadt gelebt werden. "Unser Haus steht offen", betonte Rudolf. Der 100 Quadratmeter große Gruppenraum könne beispielsweise an Vereine und Institutionen vermietet werden. Für die Volkshochschule könnten die Räumlichkeiten im Erdgeschoss ebenso interessant sein wie für Vereine, die dort ihre Jahreshauptversammlung oder Singstunden abhalten möchten. Wünschenswert wäre es, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses an diesen Aktivitäten teilhaben könnten.
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Im Tagesablauf-Raum werden sie an den Wochentagen beschäftigt. Musik, Kunst, Bewegung, aber auch kleinere Arbeitseinheiten stehen hier im Mittelpunkt. Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung in Ladenburg sind dagegen Behinderten-Werkstätten wegen der Schwere ihrer Behinderung eher nicht geeignet. Einige der Jüngeren besuchen die Martinsschule in Ladenburg und die Schloss-Schule in Ilvesheim. Im Erdgeschoss sind der Empfangs- und Verwaltungsbereich sowie die Sozialräume für die Pflegekräfte und Pädagogen untergebracht.
Im ersten und zweiten Obergeschoss werden ab November die 27 Einzelzimmer bezogen, die zu den Sechser- und Achter-Wohngruppen gehören. Alle Zimmer sind 15 Quadratmeter groß. Die dazwischenliegenden Bäder mit Dusche werden von jeweils zwei Bewohnern genutzt. Die Wohnetagen haben zusätzlich zwei separate Bäder mit Badewannen, die mit einem Hebelift ausgestattet sind. Außerdem gibt es in jeder Etage einen gemeinsamen Aufenthaltsbereich und eine kleine Küche. Ein Catering-Unternehmen liefert das Essen an.
Von den beiden Terrassen aus haben die Bewohnerinnen und Bewohner einen schönen Blick auf die Stadtkirchen beziehungsweise den Odenwald. "Jedes Zimmer hat wegen der Ausblicke seinen eigenen Reiz", schwärmte Jelinek, die sich sicher ist, dass sich die Neubürgerinnen und Neubürger in dieser Umgebung wohlfühlen werden.
In unmittelbarer Nähe befindet sich der Bauernhof Müller, auf dem Pferde, Ziegen, Gänse und Hühner gehalten werden. Jelinek freut sich auch auf die Entstehung des grünen Keils, der nur wenige Schritte vom Heim entfernt liegt. "Die Infrastruktur ist optimal und die Vorfreude auf den Einzug groß", berichtete die Regionalleiterin. Die Bewohner sollen nach Möglichkeit ihr ganzes Leben in dem Wohnpflegeheim verbringen. Ein wichtiges Ziel sei es, die Menschen in Ladenburg zu integrieren, meinte Dino Rudolf.
Die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Der Rhein-Neckar-Kreis hat für die praktische Umsetzung die Johannes-Diakonie Mosbach beauftragt, die mehrere Standorte in der Region betreibt. Die Betreuungsplätze werden von der Pflegekasse und dem Kreis gemeinsam finanziert. Ein Betreuungsplatz kostet im Monat zwischen 6000 und 8000 Euro. Das Haus in Ladenburg wird vom Dossenheimer Bauträger FWD schlüsselfertig gebaut und übergeben.
Auch Bürgermeister Stefan Schmutz freut sich auf die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger, schließlich wurde das Nordstadt-Kurzgewann als "ein Quartier der Vielfalt" konzipiert. Es soll sich durch unterschiedliche Bebauungsformen auszeichnen und Wohnraum für unterschiedliche Lebensentwürfe anbieten. "Zu einem vielfältigen Quartier zählen für mich Menschen ohne und mit Behinderung", sagte Schmutz. In diesem Punkt leiste das Projekt der Johannes-Diakonie einen wichtigen Beitrag – gerade weil es in der Region nur eine sehr geringe Zahl solcher Betreuungsplätze gebe.