Wirte fordern mehr Platz für die Außenbewirtschaftung
Lockerungen seit Montag: Die Ladenburger Wirte stehen in den Startlöchern

Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Ladenburger Gastronomiebetriebe haben sich auf die schrittweise Öffnung ihrer Gaststätten gut vorbereitet. Jedoch nicht alle wollen ihren Betrieb jetzt schon öffnen. Der Inhaber von "Kreters – kleine Rose", Janni Sidiropoulos, kann mit den gesetzlichen Vorgaben nicht leben: "Ich kann die vorgeschriebenen Abstandsregelungen nicht einhalten, außerdem habe ich eine andere Philosophie, was die Bewirtung betrifft." Einfach eine Flasche Wein auf den Tisch stellen, ohne in das Glas des Gastes einzuschenken und sich möglichst weit von den Gästen entfernt halten, das geht für den Inhaber des beliebten Speiselokals nicht: "Ich brauche den Kontakt, will auch mal ein Schwätzchen halten und lege Wert auf eine entspannte Atmosphäre."
Er wird an seinem Abholangebot festhalten. In wirtschaftliche Schwierigkeiten wird Sidiropoulos in den nächsten Monaten nicht kommen. Die Kosten hat er heruntergefahren, und als Hauseigentümer verspürt er auch keinen Druck, eine stattliche Miete überweisen zu müssen. Wenn sich die Lage nicht entspannen sollte, hat er ein neues Konzept im Kopf, das er mit seiner Frau Elisabeth, die Küchenchefin ist, und seinem Sohn umsetzen will.
Neun Wochen war das Traditionslokal "Würzburger Hof" nun geschlossen. "Ich bin jetzt 43 Jahre in der Gastronomie tätig, aber solch eine Ausnahmesituation habe ich noch nie erlebt", berichtet Chefin Ulrike Söhn, die zusammen mit ihrer Tochter Franziska den Betrieb führt. Es war nicht einfach, die Ausnahmesituation zu verarbeiten, meinte die Wirtin, die sich bewusst gegen einen Liefer- und Abholservice entschieden hat. Nun war endlich mal Zeit, die unerledigten Arbeiten umzusetzen, die schon lange anstanden.
Nun sind nicht nur die Inhaber, sondern auch die Gäste erleichtert, dass der Betrieb unter Auflagen wieder geöffnet werden kann. Die Reservierungsanfragen zeigen, dass die Stammkunden dem "Würzburger Hof" die Treue halten. Das Team ist in der komfortablen Lage, einen Mittelaltergarten zu haben. Ulrike Söhn und ihr Mann Martin Thömke sind Fans dieser Epoche und haben sich vor 16 Jahren den Traum eines Hofgartens erfüllt. Mittelalterliche Festmahle, bei denen die Menschen eng an den Tischen sitzen, sind zwar jetzt nicht mehr erlaubt, aber durch das Gartenlokal hat die Besitzerin mehr Flexibilität. Es gibt jetzt eine verkleinerte, aber doch reichhaltige Speisekarte. Für die Umsetzung des Sicherheitskonzepts wurden mehrere Hundert Euro ausgegeben. "Wir haben das Menschenmögliche getan, um die Vorgaben umzusetzen", meinte Franziska Söhn.
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Auch Heinz Jäger vom Gasthaus "Zum Ochsen" ist froh, dass sich die Lage wieder langsam entspannt. Er ist davon überzeugt, dass die alten, umsatzstarken Zeiten aber nie mehr erreicht werden. Im "Ochsen", dem früheren Stammlokal des Autoerfinders Carl Benz, mussten die Platzkapazitäten um die Hälfte reduziert werden. Der neue Außenbereich im Hof könnte einiges kompensieren, und vielleicht erlaubt die Stadtverwaltung ja auch eine Straßenbestuhlung auf der gegenüberliegenden Seite.
Die Hilfsmaßnahmen der Verwaltung kann Jäger nur loben. Die Steuervorauszahlungen wurden von der Verwaltung bereits zurücküberwiesen. "Das hilft in einer so schwierigen Lage natürlich sehr", meint der Ochsen-Wirt, der wegen der Coronakrise noch eine weitere Baustelle hat: Jäger ist neuer Pächter der Schwimmbad-Gastronomie. Auch im Freibad würde er gerne loslegen, aber noch ist nicht sicher, ob es überhaupt seine Pforten öffnen wird.
Der Inhaber des Spitzen-Restaurants "Zur Backmulde", Rainer Döringer, strahlt Optimismus aus. "Wir müssen mit der Situation realistisch und zielorientiert umgehen", meinte der Gastronom, der sich eine Ausweitung der Außenbewirtung wünscht, zumal die verfügbaren Plätze wegen der Abstandsregelung halbiert wurden. Mit diesem Wunsch steht Döringer nicht alleine da. Der "Backmulde"-Inhaber ist zuversichtlich, dass die Stadtverwaltung die Existenzängste der Gastronomen ernst nehmen wird. Döringer hat bereits Gespräche mit Bürgermeister Stefan Schmutz und den Fraktionen im Gemeinderat geführt.
Er wünscht sich auch eine flexiblere Handhabung der Sperrzeiten und würde die Gäste im Außenbereich gerne bis 24 Uhr bewirten. An seinem hochwertigen Konzept will Döringer festhalten: "Die Leute freuen sich nach der langen Unterbrechung doch auf ein schönes Menü. Wir bleiben unserer Linie treu." Und tatsächlich: Sein Reservierungsbuch ist ordentlich gefüllt.



