Corona-Krise

Ladenburger Gastronomen-Ehepaar will keine öffentliche Hilfe

"Alle fühlen sich als Einzelkämpfer" - Hoffnung auf Terrassensaison

06.04.2020 UPDATE: 07.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
Das Café Antique schloss schon vor den Verordnungen seine Türen. Die berühmten Teigtaschen von Gastronomin Belgin Göktas gibt es jetzt zum Abholen. Foto: Sturm

Ladenburg. (stu) Belgin und Fatih Göktas haben sich mit der Übernahme des Museumscafés Antique vor zwei Jahren einen beruflichen Traum erfüllt. Das aufgeschlossene Ehepaar war schon immer gern mit Menschen zusammen, und als sich die Chance ergab, das Museumscafé im Ladenburger Auktionshaus zu pachten, griffen Belgin und Fatih Göktas sofort zu.

Das Konzept der Beiden, in einem museumsähnlichen Ambiente zwischen alten Puppenstuben, Stofftieren und Blechspielzeug die Gäste freundlich zu bedienen, ging von Anfang an auf. "Der Start war zwar schwierig, aber wir haben eine schrittweise Steigerung der Geschäftsentwicklung gespürt", erinnert sich der Inhaber an seine Anfangszeit zurück, die mit sehr viel Arbeit verbunden gewesen sei. Seine Frau Belgin ist eine exzellente Köchin, die internationale Speisen auftischen kann. Ihre selbst gemachten Teigtaschen sind mittlerweile vielen in Ladenburg ein Begriff und werden mit der Qualität des Cafés Antique in Verbindung gebracht.

Auch die Kuchenauswahl, die das Gastronomie-Ehepaar anbietet, erfreut die mittlerweile zahlreichen Stammgäste. Mit einem Frühstücksangebot, aber auch mit dem Ausrichten von Geburtstagsfeiern, Familienfesten oder auch Beerdigungs-Kaffees schaffte sich Familie Göktas ein weiteres wirtschaftliches Standbein. "Gerade in den letzten Monaten ist es prima gelaufen – wir konnten sogar Rücklagen bilden. Wir blickten angesichts der beginnenden Terrassensaison daher optimistisch in die Zukunft", beschreibt Göktas der RNZ am Telefon die Lage vor der Corona-Pandemie.

Doch dann änderte sich die Zeit von heute auf morgen. Dem Ehepaar war schnell klar, was nun auf die Gastronomie und damit auf ihren Betrieb zukommen wird. Sie erkannten die Gefahr für ihre Familie aber auch für die Gäste, die sich in ihrem gut besuchten Café schnell anstecken könnten. "Das war uns zu gefährlich, sodass wir schon vor den offiziellen Verordnungen geschlossen haben", erzählt der Gastronom und Vater zweier kleiner Töchter. Man habe lieber auf den Umsatz verzichtet, um einen Betrag zu leisten, damit sich das Virus möglichst langsam verbreitet. Damit rette man schließlich Leben, so der Familienvater.

Die persönlichen Konsequenzen aber sind bitter. Die Gehälter für die zwei Halbtagskräfte müssen trotz Nulleinnahmen weiter bezahlt werden. Leid tut es dem Unternehmer auch für die Aushilfskräfte, deren Einnahmen mit der Schließung des Cafés ebenfalls weggebrochen sind. Die Gastronomen wollen es vermeiden, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fatih Göktas denkt, dass er drei Monate durchhalten kann, allerdings seien dann seine Rücklagen aufgebraucht.

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Um wenigsten etwas Umsatz zu erwirtschaften, bietet das Café Antique einen Abholservice an. Am Wochenende liefern die Inhaber die Bestellungen sogar aus. "Die Gäste sollen auf die selbst gemachten Teigtaschen nicht verzichten müssen", meint er. Auch eine große Kuchenauswahl stehe für Kunden bereit. Die Resonanz sei allerdings "recht bescheiden", sagt der Gastronom. Er hätte sich ein wenig mehr Solidarität gewünscht. "Aber irgendwie kommen wir durch, und es wird weitergehen", sagt optimistisch.

Göktas gilt als Mensch, dem das soziale Miteinander wichtig ist. Zwar gebe es viele positive Beispiele dafür, dass die Ladenburger Stadtgesellschaft zusammenhält, aber manche Menschen zeigten in der Krise ihr wahres Gesicht. Konkrete Anklagen will er jedoch nicht von sich geben. "Es würde aber schon guttun, wenn man sich im Kollegenkreis der Gastronomen besprechen könnte – aber letztendlich fühlen sich wohl alle als Einzelkämpfer", bedauert der Geschäftsinhaber.

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