Kritik an "So-da-Brücke" stößt auf Unverständnis
Die Bürgermeister Ladenburgs und Ilvesheims halten die 1,2-Millionen-Brücke nicht für Steuerverschwendung, sondern ein Zukunftsprojekt.

Ladenburg. (stu) Einen Ministerbesuch gab es in diesem Jahr in Ladenburg noch nicht. Kürzlich meldete sich nun der Verkehrsminister des Landes, Winfried Hermann, an, um sich über den aktuellen Sachstand zum Bau des Radschnellwegs Heidelberg-Mannheim zu informieren.
In Ladenburg soll der Schnellweg über eine neu zu bauende Brücke auf die andere Neckarseite nach Neckarhausen führen. Hermann hält das Fahrrad im Regionalverkehr bereits jetzt für eines der wichtigsten Beförderungsmittel. In Zukunft werde es noch einen höheren Stellenwert bekommen, betonte er.
"Die Pendler müssen raus aus dem Auto und rauf aufs Fahrrad", sagte der Verkehrsminister. Daher habe das Bauen sicherer und komfortabler Radschnellwege hohe Priorität. In dem Zusammenhang lobte er zwar das hiesige Bürgerbeteiligungsverfahren, aber wandte ein, dass sich hierdurch der Schnellweg erst viel später fertig werden wird. "Jeder meint, eine noch bessere Idee zu haben, die von den Genehmigungsbehörden natürlich geprüft werden muss", sagte Hermann.
Die Teilnehmer der Veranstaltung, die nach der Begrüßung des Ministers die Radschnellwegstrecke mit dem Rad abfuhren, trafen sich vor der "So-da-Brücke", die 2021 bundesweit Aufmerksamkeit erzielt hatte. Jene 1,2 Millionen teure Brücke, die 2019 im Westen Ladenburgs über ein Gleisbett ins Industriegebiet führte.
Allerdings wurden die Gleise bald darauf zurückgebaut, die Brücke "überbrückte" danach nichts mehr und schaffte es daher in das Schwarzbuch der größten Steuergeldverschwendungen des Bundes des Steuerzahler. Den Namen "So-da-Brücke" bekam das Bauwerk, weil sie ohne Sinn einfach nur so dastehen würde.
Damals war von einem Schildbürgerstreich die Rede, was der Projektleiter im Regierungspräsidium Karlsruhe, Axel Speer, und Regierungspräsidentin Sylvia Felder noch immer völlig anders sehen.
Beim Vor-Ort-Termin fragte die RNZ auch bei den Bürgermeistern Stefan Schmutz (Ladenburg) und Andreas Metz (Ilvesheim) nach, wie sie die Einschätzung des Bundes der Steuerzahler heute bewerten.
Die Beurteilung ist für sie nicht nachvollziehbar. Ladenburg und Ilvesheim seien sich einig, dass die in Feudenheim endende Schienen-Linie 2 über Ilvesheim nach Ladenburg weitergeführt werden sollte. Das sei zwar noch ein Zukunftsprojekt, aber die Weichen dafür müssen die beiden Kommunen heute schon stellen, meinten Schmutz und Metz. Von einer Steuerverschwendung zu sprechen, sei einfach nicht korrekt, so Felder und Speer.
Das dortige Industriegleis zu entwidmen, wäre ein großer Fehler gewesen. Es war bei der Planung der Neckarbrücke L597 sogar verpflichtend, das als "So-da-Brücke" betitelte Bauwerk in die Planungen mit einzubeziehen. "Gleisrechte sollte man nie überbauen, sondern es muss weitsichtig gehandelt werden, um den ÖPNV zu stärken", waren sich auch die Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer (Grüne) und Sebastian Cuny (SPD) einig.
Weil Schmutz selbst wegen anderer Termine die Strecke nicht mitfahren konnte, sprach er am Startpunkt seinen Dank aus. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit Ministerium und Regierungspräsidium. Der gemeinsame Wille, das Projekt schnell umsetzen zu wollen, sei jederzeit spürbar.
Dem Minister und der Regierungspräsidentin überreichte Schmutz je ein Set recycelbarer Radtaschen aus stabilem Karton samt Ladenburg-Trinkflasche, Wimmelbuch und Luftpumpe. Die Botschaft, dass die Luft dem Projekt Radschnellweg nicht ausgehen möge, kam bei Hermann und Felder jedenfalls an.