Ladenburg

Der "Schmoller-Kreisel" ist eine echte Augenweide

Drei hübsch gestaltete Kreisverkehre stehen an den Ortseingängen. Der bei der Nordstadt hat noch keinen offiziellen Namen.

28.09.2021 UPDATE: 29.09.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Vor 20 Jahren wurde der „Weststadt-Kreisel“ eingeweiht, dessen Scheiben an die Räder des Patenwagens erinnern sollen. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Wer in die Römerstadt fährt, kommt nicht selten an einem der drei großen, schön gestalteten Kreisverkehre vorbei. Die Gestaltung des jüngsten am Nordeingang hat die Stadt kürzlich in Angriff genommen. Zeit, sich die Kreisverkehre und ihre Motive einmal genauer anzuschauen.

Der älteste von ihnen ist der "Weststadt-Kreisel", den der Künstler Kurt Fleckenstein gestaltet hat. Das Motiv erinnert an die Erfindung des dreirädrigen Benz-Patentwagens. Die drei unterschiedlich großen Metallscheiben aus Edelstahl auf dem Kreisverkehr sollen die Räder der Erfindung des Ladenburger Ehrenbürgers Carl Benz darstellen. Weil die Scheiben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem punktefressenden "Pac-Man" des gleichnamigen Computerspiels aus den 1980er-Jahren zeigen, haben "Scherzkekse" in den Anfangsjahren des Kreisverkehrs das Kunstwerk mehrfach gelb angesprüht. Der Künstler aus Heddesheim, aber auch die Stadtverantwortlichen fanden das gar nicht lustig, denn die Reinigung des Motivs war teuer.

Die Figur St. Martin am Kreisel Ost gegenüber der Martinsschule steht für Hilfsbereitschaft und Humanität. Foto: Sturm

Der zweite Kreisverkehr in Ladenburg steht am Stadteingang Ost bei dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum Martinsschule (SBBZ). Er wurde zur Einweihung der Schule gebaut – und um dem steigenden Verkehrsaufkommen an dieser Stelle gerecht zu werden. Nicht nur die Martinsschule wurde im Februar 2010 vom damaligen Landrat Jürgen Schütz ihrer Bestimmung übergeben. Schütz war es auch, der sich für die Anschaffung eines Kunstwerks von Andreas Helmling aus Hördt in der Pfalz einsetzte. Dieser fertigte eine 6,5 Tonnen schwere und 3,5 Meter hohe scherenschnittartige Skulptur des Heiligen St. Martin aus Stahl. Die Plastik auf dem Kreisverkehr in Sichtweite der Martinsschule soll für den Begriff "Humanität" stehen.

Vor Kurzem bekam nun auch der Kreisverkehr Nord am Stadteingang des neuen Wohngebiets Nordstadt eine ansprechende Optik. Gebaut wurde er zwar schon vor zwei Jahren, aber bisher zierte ihn noch ein unattraktiver Erdhaufen – auf dem zum Ärger einiger Anwohner auch noch hohes Unkraut sprießte. Jetzt hat die Stadt 30.000 Euro in die Hand genommen, um auch diesen Kreisel am nördlichen Stadteingang zu verschönern. Stadtinteressierte Menschen schlugen schon vor Monaten vor – unter anderem einige Mitglieder des Heimatbundes –, dass das Motto des jüngsten Verkehrskreisels mit der "Römerperiode" Ladenburg in Verbindung gebracht werden könnte. Das Aufstellen einer römischen Säule an dieser Stelle favorisierten viele Geschichtsinteressierte.

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Der inzwischen hübsch bepflanzte Kreisel erinnert nun aber eher an die Zeit, als Ladenburg "die Stadt der Baumschulen" genannt wurde. Viele Betriebe züchteten bis in die 1970er-Jahre Sträucher und Stauden, die ebenso wie die Ladenburger Obstbäume in ganz Deutschland und den angrenzenden europäischen Ländern verkauft wurden.

Die Gestaltung des Verkehrskreisels „Nordstadt“ wird allgemein gelobt. Foto: Sturm

Der neue Kreisel am Stadteingang Nord ist in der Tat eine Augenweide. "Da haben sich die Gestalter wirklich etwas Stilvolles einfallen lassen", sagte Renate Wagner im Gespräch mit der RNZ, als sie den "botanischen Garten" am Stadteingang betrachtete. Die Gestalter blieben aber nicht nur bei Pflanzen. Sie stellten auch kleine Figuren wie Gartenzwerge, Keramik-Igel oder -Mäuse im Grünbereich auf. Und noch eine schöne Nachricht: Bisher sind auch noch keine der Figuren verschwunden.

Bürgermeister Stefan Schmutz ist mit der Gestaltung dieses Kreisverkehrs ebenfalls zufrieden. Ökologische Gesichtspunkte für die Oberfläche der Pflanzbereiche seien ebenso berücksichtigt worden wie die Pflegefreundlichkeit. "Nur ein passender Name ist uns noch nicht eingefallen", sagt der Bürgermeister. Bürgerinnen und Bürger könnten ihre Vorschläge gerne unterbreiten. Einige "Ur-Ladenburger" haben den Kreisverkehr bereits "Schmoller-Kreisel" genannt, denn nur wenige Meter entfernt befindet sich der ehemalige Bauernhof der Landwirtsfamilie Müller, der heute noch Stallungen für Pferde und Nutztiere hat. Weil es in Ladenburg immer viele Familien mit dem Nachnamen Müller gab, wurde der Landwirtsfamilie Müller der "Uznamen" "Schmoller" gegeben. Wenn die Einheimischen vom "Schmoller" sprechen, wissen alle Insider, dass nur die Familie Müller am Stadteingang an der Weinheimer Straße gemeint sein kann.

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