Ladenburg

Auch der Bürgermeister ist Biber-Fan

Die Stadt lud zu einer Führung ein. Experten erklärten, wo und wie die drolligen Nager leben.

26.12.2021 UPDATE: 27.12.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
BUND-Mitglied Alexander Spangenberg (l.) und Ulrich Weinhold vom Regierungspräsidium Karlsruhe brechen eine Lanze für den Biber. Foto: Sturm

Ladenburg. (stu) Dichtes Fell, breiter Schwanz und ein drolliges Gesicht: Ein präparierter Biber hat es den Teilnehmern der Biber-Führung durch Ladenburg angetan. Einen echten Nager konnten sie zwar nicht sehen, aber der präparierte Biber-Teenager, der im vergangenen Jahr bei Eberbach überfahren worden war, hinterließ Eindruck. Auch Bürgermeister Stefan Schmutz outet sich immer wieder als Fan des Tieres.

Als der erste der überwiegend nachtaktiven Nager vor vier Jahren in der Römerstadt heimisch wurde, sprach er vom "teuersten Einwohner" der Stadt. Und auch im kommenden Jahr sollen laut Haushaltsplanentwurf wieder 7000 Euro in "Biber-Management" fließen. Allerdings kümmern sich in Ladenburg hauptsächlich Ehrenamtliche um die ansässigen Tiere.

BUND-Aktivist Alexander Spangenberg, Biberexperte Dietrich Nährig, aber auch der Bauernverbandsvorsitzende Steffen Linnenbach sind immer involviert, wenn es um die Wildtiere geht. Sie haben zum Beispiel schon Drainagen in die Dämme gebaut, damit Felder nicht dauerhaft unter Wasser stehen. Ein Eingriff in sein Bauwerk gefällt allerdings keinem Biber, und so lassen die Biberfamilien nichts unversucht, die Fremdeinwirkungen wieder zu revidieren. Und das schaffen sie meist mit Erfolg.

Am Ufer fällen sie gerne Bäume, um beste Bedingungen in ihrem Revier zu schaffen. Die Baumrinde ist besonders in der Winterzeit eine wichtige Nahrungsquelle. Deswegen werden die aktuell von ihnen "umgeknabberten" Bäume auch nicht umgehend weggeräumt. Die für Umweltschutzfragen zuständige Rathausmitarbeiterin Iris Lipowsky hat die Entfernung der quer über dem Kandelbach liegenden Bäume hinter den Tennisplätzen aber schon auf dem Schirm. Denn die dürfen bei einem aufkommenden Hochwasser kein Hindernis sein, darauf achtet auch das zuständige Amt für Gewässerschutz.

Amtliche Vorschriften spielten bei der lebhaften Biberführung allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr unternahmen die beiden Experten alles, damit der Biber eine stärkere Lobby erhält. Auch der Bürgermeister Schmutz erhalte immer wieder "Biber-Beschwerden". Daher brach er bei den jüngsten Haushaltsberatungen eine Lanze für den unter Naturschutz stehenden Nager, "der natürlich willkommen auf der Ladenburger Gemarkung" sei. Auch Weinhold und Spangenberg können nicht verstehen, warum manche Menschen den Biber am liebsten wieder vertreiben oder gar abschießen wollen. "Wir werden und wollen mit dem Biber leben.

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Er ist schließlich schon etwas länger auf der Erde als der Mensch", war ihre klare Aussage. Sie räumten ein, dass das Pelztier auch Schäden anrichten kann, wenn es beispielsweise erhaltenswerte Bäume fällt. Schutzdraht halte die Tiere aber davon ab, die Stämme anzunagen. Erst kürzlich hat die Biberfamilie drei Obstbäume der Streuobstwiese bei den Tennisplätzen "umgelegt". Mittlerweile wurden dort als Ausgleichsmaßnahme sechs Mandelbäume gepflanzt, die gleich mit einem Schutzdraht versehen wurden, informierte Lipowsky.

Es ist erstaunlich, wie fleißig die Biberfamilien sind. Entlang ihres etwa einem Kilometer langen Reviers bauen sie mehrere Dämme, die Wasser stauen. Die farbenblinden und kurzsichtigen Nager dulden keine Nebenbuhler im Revier. Ist der Nachwuchs rund zwei Jahre alt, werden die Bibersöhne und Bibertöchter aus dem Bau geworfen. In Baden-Württemberg haben sie es immer schwerer, ein eigenes Revier zu finden. "Auch in Ladenburg sind die besten Reviere schon vergeben", erklärten Weinhold und Spangenberg.

Die Nager kamen vor vier Jahren von Dossenheim auf die Ladenburger Gemarkung. Am Schützenhaus siedelte sich eine Familie an, und das Revier um die Bacherlebnis-Station ist ebenso besetzt. Auch der Waldpark ist keine biberfreie Zone mehr, sodass die Experten davon ausgehen, dass auch das Ladenburger Neckarufer bald zum Biber-Revier wird. In Eberbach und in Heidelberg gibt es am Neckar schon zahlreiche Biber, die wegen der Größe des Neckars keine Dämme bauen können.

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