"Es ist nichts fertig in der Schublade"
Pfarrer Baier: Bei Bauvoranfrage war man zu blauäugig - Jetzt heißt es, zwei Jahre warten

Pfarrer Ronny Baier schlug bei der Versammlung im Pfarrhaus selbstkritische Töne an. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Zusammengefasst lautet das Ergebnis der Gemeindeversammlung: Pfarrer und Pfarrgemeinderat haben an Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurück gewonnen. Das Verhältnis zwischen Bürgern, Nachbarn und Gemeindemitgliedern einerseits und Funktionsträgern der Pfarrei St. Pankratius andererseits war vor einigen Monaten schwer beschädigt worden. Damals war bekannt geworden, dass die Kirche eine umfängliche Bauvoranfrage bei der politischen Gemeinde gestellt hatte. Mit der Versammlung im Pfarrhaus kam man der Forderung nach längst überfälliger Information und Öffentlichkeit nach.
Die Atmosphäre unter den rund 80 Teilnehmern war gut. Nur am Anfang kam kurz etwas Polemik auf. Pfarrer Ronny Baier begründete die Wahl des Veranstaltungsraums unter anderem damit, die "beengten Verhältnisse", in denen die Gemeinde lebe, aufzeigen zu wollen. Das kommentierten die Anwesenden mit einem spöttischen "Oh, oh!". Es blieb das einzige Mal, dass sich der aufgestaute Unmut derart entlud. Der Ablauf war ausgesprochen diszipliniert. Dafür sorgte auch Pastoralreferent Marc Rahmann, der die Redebeiträge organisierte.
Inhalt der Anfrage bei der politischen Gemeinde waren die Bebauungsmöglichkeiten des freien Areals rund um Kirche und Pfarrhaus. Das Kernstück: Ein Gemeindezentrum, dazu ein paar Wohnhäuser. Die Bauvoranfrage wurde abgelehnt. Die darin dargestellten Flächen und Volumen werden also so nicht umgesetzt werden. Aufgrund der ausgesprochenen Veränderungssperre wird in den nächsten zwei Jahren ohnehin gar nichts gebaut werden. Was dann möglich sein wird, soll in einem Bebauungsplan geklärt werden. "Es ist nichts fertig in der Schublade", beteuerte Pfarrer Baier.
"Ich gebe zu, da war ich zu blauäugig", hatte der Pfarrer ziemlich schnell nach seiner Eröffnung der Veranstaltung eingeräumt. Baier legte während der folgenden rund 30 Minuten die Situation dar. Für ihn sei der Pfarrgemeinderat als gewähltes Gremium dazu legitimiert gewesen, rechtliche und andere notwendige Fragen im Vorfeld zu klären. So entfalle ein "nebulöses Herumstochern", wenn man in die Diskussion einsteige. Baier widerlegte die Vorwürfe vom "stillen Kämmerlein" und bezeichnete sie als "vom Himmel gefallen". Darüber hinaus legte der Pfarrer den Bedarf an Räumen für Kinder- und Jugendarbeit dar und nannte die fehlende Barrierefreiheit im Pfarrhaus als dessen entscheidenden Mangel. Hier kämen die Senioren ins Spiel. Baier stellte glaubhaft die notwendig zu leistende Überzeugungsarbeit gegenüber der Erzdiözese Freiburg dar, ohne dessen Erzbischöfliches Bauamt nämlich gar nichts gehe. Das fordere übrigens auch Nachhaltigkeit in der Finanzierung des Gebäudeunterhalts über das Jahr 2030 hinaus. Und schließlich: Da nichts fertig sei, könne er heute auch nichts vorstellen.
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Geduldig lauschten die Anwesenden den Ausführungen. Obwohl sich Baier für den Kommunikationsfehler verantwortlich erklärt hatte, war es manchen dennoch ein Anliegen, nochmals darauf zurückzukommen. Dem Pfarrer blieb nur die Wiederholung. Insgesamt war den Teilnehmern durch seine Vorrede etwas die Luft genommen. Denn ihre vorgebrachten Überlegungen, warum Darstellungen der Bauvoranfrage nicht umsetzbar seien, waren nun obsolet. Sie werden nicht und sollten überdies so nie umgesetzt werden, stellte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Detlev Aurand nochmals fest. "Das große Missverständnis liegt in der Bauvoranfrage", fasste er zusammen. Eine Nachbarin bestätigte dies. Einschreiben und zu leistende Unterschrift hätten für große Unsicherheit gesorgt. Konsequenz und Wirkung seien ihm nicht bewusst gewesen, entschuldigte sich ein Pfarrgemeinderat.
Aktuell scheint - bis auf den Bedarf eines Gemeindezentrums - alles offen. "Wir müssen ganz neu denken", mahnte eine Besucherin. Das scheint man tun zu wollen, auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Veranstaltungen wie diese sollen fortan regelmäßig stattfinden, so Baier.



