Katholische Kirche Dossenheim

Blick auf Pankratiuskirche soll frei bleiben

Pfarrer Baier plant Gemeindeversammlung - Initiative will Grünfläche schützen

26.10.2017 UPDATE: 27.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Die Wiesen und Gärten rund um die katholische Kirche bilden eine große Grünfläche. Die abgelehnte Bauvoranfrage sah nordöstlich des Gotteshauses das Gemeindehaus vor. Foto: privat

Von Benjamin Miltner

Dossenheim. Der ganz große Aufruhr hat sich gelegt, rund um die katholische Kirche und die Baupläne der Pfarrgemeinde. Mit dem Beschluss des Technischen Ausschusses, die drei Bauvoranfragen abzulehnen, wurde dem Thema vorerst Brisanz genommen. Aber auch eine Woche nach der Sitzung herrscht Missmut über die Vorgehensweise der Pfarrgemeinde.

Zum einen bei den Anwohnern. Sie seien keine Wutbürger oder Kirchengegner, bekunden sie. Einige sind selbst Mitglieder der Pfarrgemeinde. So wie Martin Jansen aus dem Schlüsselweg. "Ich bin gegen das Bauprojekt meiner katholischen Kirchengemeinde", stellt er klar. Warum? Die Notwendigkeit eines Gemeindezentrums sei nicht nachgewiesen, die Kosten wären immens hoch. "Zur Finanzierung wird das Tafelsilber der katholischen Kirche, das sie fast schon treuhänderisch von verstorbenen Gläubigen erhalten hat, nun des Mammons wegen verscherbelt", wird Jansen deutlich. Zudem waren "massive Bebauungen im Gespräch, die den beeindruckenden Blick auf die Kirche behindert hätten". Jansen wagt einen Vergleich: "Wer würde den Blick auf den Petersdom ohne Not behindern?"

Dossenheim ist nicht der Vatikan, die Pankratiuskirche nicht der Petersdom - so viel ist klar. Aber die freie Sicht auf das Gotteshaus war und ist emotionaler Kern der Ortsdebatte. Das zeigen auch die über 400 Unterstützer einer Bürgerbewegung.

"Schützt die Grünfläche um die katholische Kirche vor den geplanten Bauvorhaben" ist die Überschrift einer von Karl und Petra Lampert initiierten Unterschriftenliste. "Wir konnten es nicht fassen, dass solch gravierende Bauvorhaben von einer kleinen Gruppe im stillen Kämmerlein geplant wurden", sagen die Anwohner aus der Wilhelmstraße. "Wir haben die Aktion gestartet, um Pfarrer wie Pfarrgemeinderat klarzumachen, dass viele Menschen dieses Bauvorhaben in seiner jetzigen Form ablehnen", erklären die Lamperts. Sie verweisen auf eine Zustimmungsquote von über 90 Prozent. Egal, ob Dossenheimer Bürger oder direkte Anwohner, Katholiken oder Nichtkatholiken.

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Auch Werner Roland gehört zu den Unterzeichnern. Er gibt zu bedenken, dass durch die Bauvorhaben über 1000 Quadratmeter Grünfläche bebaut würden. Dabei ist das Areal um die Kirche die letzte größere grüne Lunge im Ortskern. Kinder und Familien nutzen die Wiesen und Freiflächen als Treffpunkt und Naherholungsgebiet. Wo das Gemeindehaus samt Stellplätzen in der Bauvoranfrage geplant war, bilden laut Roland mehrere Gärten einen wichtigen Lebensraum für Insekten und Vögel.

Die Ziele der Unterschriftenaktion? Einen Dialog erreichen. Den Bedarf eines Gemeindehauses klären. Alternativen erörtern. Die Nutzung des Martin-Luther-Hauses prüfen. Oder über eine kleinere Lösung wie den Umbau des Pfarrhauses nachdenken. "Diese Ideen haben wir alle ebenfalls diskutiert", sagt Michaela Marcolini. Die Pfarrgemeinderätin verweist darauf, das der Kirchenchor bereits das Luther-Haus wöchentlich für Proben nutze. "Es gibt keinerlei Berührungsängste, aber das Martin-Luther-Haus hat nicht genügend freie Zeitfenster." Eine Bedarfsanalyse habe ergeben, dass die Gruppierungen jährlich auf über 500 Veranstaltungen kommen. Nur: Die Gruppierungen selbst sind bei der Analyse nicht eingebunden worden. Man habe laut Marcolini die realen Buchungen der Gruppierungen als Grundlage genommen.

Egal, ob man sich im Kirchenchor oder Männerkreis, bei der DJK oder Pfarrmusik umhört: Die Meinung der Mitglieder zu einem Gemeindezentrum wurde nicht gehört. "Im Nachhinein hätten wir früher informieren können", zeigt sich Marcolini selbstkritisch. Pfarrer Ronny Baier kündigt an, dass in der Pfarrgemeinderatssitzung im Dezember ausführlich über das Thema gesprochen werde, Anfang 2018 soll zudem eine Gemeindeversammlung einberufen werden. Auch teilt das Rathaus mit, die Anwohner im Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes anzuhören. Martin Jansen befürwortet diese Pläne: "Dieses große Projekt muss durch die gesamte Kirchengemeinde besprochen und getragen werden."

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