Gemeinderat verabschiedete Entwürfe für Erhaltungs- und Gestaltungssatzung
Es sollen für Ortsteile untypische Gebäudetypen verhindert werden – Dallinger sah Einschränkungen kritisch

66 Seiten ist der Satzungsentwurf dick, der eine ausführliche Analyse enthält. Cover: Internationales Stadtbauatelier Stuttgart
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Den Wunsch, das historische Ortsbild in Großsachsen und Leutershausen mit den landwirtschaftlichen Anwesen und den großen Tabakscheunen zu erhalten, gibt es bereits seit Längerem unter den Hirschbergern. Mit der Gründung einer Stadtbaukommission machte der Gemeinderat 2015 einen ersten Schritt in diese Richtung. In mehreren Sitzungen arbeitete diese die Stärken und Schwächen der beiden Ortsteile heraus. Am Dienstag lagen dem Gemeinderat nun die von der Stadtbaukommission zusammen mit Professor Philipp Dechow vom "Internationalen Stadtbauatelier Stuttgart" entwickelten Entwürfe für eine Gestaltungs- und eine Erhaltungssatzung in den Kerngebieten Hirschbergs vor.
"Mit der Erhaltungssatzung wollen wir frühzeitig Informationen bekommen, wo ein Gebäude abgerissen wird", ging Bürgermeister Manuel Just auf die Ziele ein, die man mit dieser Satzung verfolgt. Gegebenenfalls könne so der Abriss eines erhaltenswerten Gebäudes vermieden werden. Mit der Gestaltungssatzung wolle man verhindern, dass zukünftig für die Ortsteile untypische Gebäudetypen entstehen. Man habe sich bemüht, die Satzungen so einfach wie möglich zu halten, um eine Überregulierung zu verhindern, so Just.
Um zu definieren, wie neue Gebäude zukünftig in den Ortskernen gestaltet sein sollen, unterteilte man die Gebäude in kleine und große Häuser sowie Scheunen. "Bei den kleinen Häusern bis fünf Meter Traufhöhe ist die Fassadengestaltung nicht so entscheidend", erläuterte Dechow. Bei großen Häusern, die häufig als Mehrfamilienhäuser von einem Investor errichtet würden, sollte man dagegen mehr Vorsicht walten lassen. Damit sich deren Fassade in das Ortsbild einfügt, könne diese etwa eine Holzverkleidung bekommen oder begrünt werden. Auch das Anbringen von Fensterläden sei ein mögliches Gestaltungselement.
Darüber hinaus müsse man auf die Proportion der Gebäude achten, die der typischen Bausilhouette der Region entsprechen soll. "Wenn die Proportion stimmt, ist der Rest nicht mehr so wichtig", betonte Dechow dieses Gestaltungselement. Genau vorgegeben ist allerdings auch die Farbe der Ziegel und der Fassade, die matte Töne in Rot bis Braun beziehungsweise gedeckte Farben aufweisen sollen.
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Von den Gemeinderäten wurden die Entwürfe zur Gestaltungs- und Erhaltungssatzung überwiegend positiv aufgenommen. "Ich bin begeistert von dem Ergebnis", sagte Oliver Reisig (FDP), und Thomas Scholz (SPD) sah in den beiden Satzungen eine "hervorragende Grundlage für die städtebauliche Entwicklung der Gemeinde in den nächsten Jahren". Bernd Kopp (Freie Wähler) stellte zudem fest, dass mit der Gestaltungssatzung dem vor wenigen Wochen ins Leben gerufenen Gestaltungsbeirat ein Arbeitsinstrument zur Verfügung gestellt wird.
Thomas Götz (CDU) sprach ebenfalls von "einem sehr gelungenen Prozess", wies aber darauf hin, dass mit den Gestaltungselementen ein hoher Pflegeaufwand verbunden ist, den die Hauseigentümer zu leisten hätten.
"Eigentum muss erhalten werden", sah Karl-Heinz Treiber (GLH) dagegen kein Problem darin die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern, in denen sich meist Mietwohnungen befinden, mit den Kosten für die Pflege der Gestaltungselemente zu belasten.
Nur Matthias Dallinger (CDU) konnte sich mit den Satzungen nicht anfreunden, da diese seiner Ansicht nach zu viele Einschränkungen für die Hauseigentümer mit sich bringen. Ihm hätte eine Beratung der Bauherren ausgereicht.
Bei einer Gegenstimme von Dallinger stimmte der Gemeinderat den beiden vorgelegten Entwürfen zu.
Info: Angesichts der Tragweite dieser Satzungen für die Bevölkerung soll deren Offenlage länger als sonst üblich über sechs Wochen hinweg erfolgen, voraussichtlich vom 1. Oktober bis 12. November. Dazu wird es in den beiden Ortsteilen je eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung geben, wie Bürgermeister Manuel Just mitteilte.



