Kunstrasen überzeugt mit Nachhaltigkeit
Der Gemeinderat beschließt die Erneuerung des VfL-Sportplatzes. 70.000 Euro gibt es von der Dietmar-Hopp-Stiftung für das "Leuchtturmprojekt".

Von Thomas Seiler
Heiligkreuzsteinach. "Ein Leuchtturmprojekt für zukünftige Kunststoffrasenplätze". Eben diese Worte stehen im Bewilligungsbescheid des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft – und sie meinen die Erneuerung des Kunstrasenplatzes des VfL Heiligkreuzsteinach. Die Landesbehörde unterstützt den innovativen Ansatz des Ansinnens.
Die Begründung stellte der Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau, Werner Fischer, dem Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung vor. Das Ministerium spreche hier "vor allem die Aspekte der Wiederverwendung von Komponenten des alten Platzes und einer möglichst CO2-neutralen Produktion und Herstellung" für das über 285.000 Euro teure Unterfangen an. Um es vorwegzunehmen: Der Beschluss des Gemeinderats für das Vorhaben erfolgte später einstimmig.
Das durchweg positive Abstimmungsverhalten war auch damit zu begründen, dass die Dietmar-Hopp-Stiftung diese Maßnahme mit 70.000 Euro unterstützt. Die eigentliche VfL-Beteiligung, die der Gemeinde 92.000 Euro bringen sollte, sinke damit auf 22.000 Euro, rechnete Fischer vor. Weitere 117.000 Euro kommen durch einen Zuschuss von Bund und Land im Rahmen des Konjunkturprogramms IVS. Und da das Augenmerk auf einer CO2-neutralen Entsorgung liege, steuere die Glücksspirale weitere 30.000 Euro bei und gebe zusätzlich 10.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung dieses Vorhabens.
Doch wie genau funktioniert das mit der Vermeidung des Kohlenstoffdioxids? Hierauf hatte der Zweite Bürgermeister-Stellvertreter Karl Beckenbach (SPD) eine Antwort. Er vertrat die urlaubsbedingt nicht anwesende Rathauschefin Sieglinde Pfahl sowie den bei diesem Thema befangenen Ersten Bürgermeister-Stellvertreter Karl-Heinz Ehrhard (CDU). Der alte Rasenbelag werde nämlich nicht verbrannt, sondern als Polyethylen wiederverwertet und damit eine notwendige thermische Entsorgung verhindert.
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1952 entstand der Sportplatz. 1980 wurde er vergrößert und durch ein Mehrzweck-Kleinfeld erweitert, aber der Kunstrasen liegt hier erst seit 2003. Mit der nun gewählten Ausbauweise entstehe für Fischer ein "Novum in Deutschland und gleichzeitig ein Vorzeigeobjekt", da die "künftige Kunstrasengeneration komplett CO2-neutral" sei. Die vom Gemeinderat präferierte Ausführungsvariante trage der Nachhaltigkeit Rechnung und bestehe zu 90 Prozent aus recyceltem Material. Hinzu komme, dass man die Beschichtung des neuen Kunstrasens aus den Halmen des alten produziere und auf Wunsch des Vereins die Befüllung aus Quarzsand und Olivenkernen bestehe, so Beckenbach.
Für das alles zeigt sich nach dem Gemeinderatsbeschluss die französische Firma Fieldturf Tarkett mit einer Niederlassung in der Odenwaldkommune Absteinach zuständig. Da der VfL mit der Fertigstellung bis zum 24. Juni rechnet, finden bis dahin Training und die Heimspiele auf dem Areal der TSG Altenbach statt, teilte der Erste Vorsitzende Karl-Heinz Ehrhard am Ende der Sitzung noch der RNZ mit. Der wie erwähnt in diesem Punkt befangene Gemeinderat der Christdemokraten lauschte im Zuhörerbereich interessiert den Stellungnahmen der einzelnen Fraktionen.
Auf das Umweltbewusstsein ging sein Fraktionskollege Oliver Teich genauso ein wie Jan Sonnberger von der Freien Liste Heiligkreuzsteinach (FLH). Letzterer hoffte zusätzlich auf das Einhalten des straffen Zeitplans, während Peter Schäfer (SPD) nochmals ausführlich auf den in "Deutschland ersten nachhaltig erstellten Kunstrasen" einging. Er wünschte sich als Fußballfan obendrein auf dem "neuen Geläuf eine hohe Treffsicherheit". Dies allerdings liegt dann nicht mehr in der Hand des Gemeinderats.