Bammentaler Gänse machen Ferien auf dem Schulgelände
Federvieh macht sich rar auf seinem Lieblingsgebiet - Nun auch Nilgänse an der Elsenz

Von Benjamin Miltner
Bammental. Sie sorgen in der Ortsmitte seit ein paar Jahren für langsame Autos, staunende Blicke, aber auch für die eine oder andere "Tretmine": Die Bammentaler Gänse gehören schon länger zum Inventar der Hauptstraße. In den vergangenen Wochen haben sich die gefiederten Tiere aber rar gemacht. Auf dem Elsenzabschnitt in der Ortsmitte sowie rund um TV-Halle und Elsenzbrücke – normalerweise ihr Lieblingsgebiet – ist derzeit kaum eine Spur von ihnen. Sind die Tiere verschwunden, salopp gesagt: Gans weg? Nicht ganz!
"Die Gänse sind schon noch da", sagt Beate Friedetzki. Die Umweltbeauftragte der Gemeinde beobachtet die Entwicklung der Herde schon seit Jahren und weiß, wo sie zu finden ist. "In den Sommerferien haben sie ihre Ruhe auf dem Schulgelände und suchen dort die Bereiche auf, die nicht so einsehbar sind", erklärt Friedetzki. Und tatsächlich: Beim Besuch der RNZ grasen die Gänse die Wiesen rund um das Gymnasium und die Elsenztalschule ab. Es sind sieben an der Zahl, allesamt Hausgänse, eine auf schnelles Wachstum gerichtete Zuchtform der Graugans, wie Friedetzki weiß. Ihre Population schwankt, es waren schon einmal zwölf, in den vergangenen Jahren stets acht.

Regelmäßig "entschleunigen" die Tiere den Verkehr, wenn sie nicht vor roten Ampeln Halt machen und die Straße kreuzen. Alle Autofahrer bremsen, nie gab es einen Unfall – bis zum vergangenen Winter, als die Elsenzbrücke saniert wurde. "Durch die Baustelle wurde es für die Verkehrsteilnehmer sehr unübersichtlich. Die Gänse sind zwischen den Absperrungen rummarschiert und eine ist überfahren worden", tat Friedetzki die traurige Nachricht kund.
Erfolgreichen Nachwuchs gab es zuletzt im Jahr 2016. Damals waren acht Küken geschlüpft, deren sieben konnte die Gemeinde damals samt Mama an den Kleintierpark Bad Schönborn in Mingolsheim südlich von Wiesloch weitergeben. "Im vergangenen Jahr sind zwei Junge geschlüpft, die aber nach kurzer Zeit aufgefressen wurden", so die Umweltbeauftragte. 2020 hätten es die Gänse dann gar nicht erst versucht.
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Die meisten Bammentaler pflegen eine Hassliebe zu "ihren" Gänsen. "Die Gänse sind schön, aber sie machen einfach zu viel Dreck", brachte es Gemeinderat Friedbert Ohlheiser (CDU/BV) einmal treffend auf dem Punkt. Die Hinterlassenschaften ihrer Notdurft sorgen immer wieder für Ärger.
Tatsächlich haben die verwilderten Hausgänse mittlerweile aber auch über ihren Unterhaltungswert hinaus eine wertvolle Funktion für die Gemeinde: Sie verteidigen ihr Revier vor Eindringlingen. Denn mehr und mehr lassen sich auch im Elsenztal Nilgänse nieder. Die eigentlich aus Afrika stammenden Wildtiere sind seit Jahren etwa in Heidelberg ein Politikum, weil sie die dortige Neckarwiese bevölkern – mit den auch in Bammental bekannten "Tretminen" als Begleiterscheinung. Hier haben sich "jede Menge Nilgänse beim Alten Turm draußen niedergelassen", wie Beate Friedetzki erzählt. "In den Ortskern kommen sie aber nicht, weil unsere Hausgänse sie wegbeißen", erklärt die Umweltbeauftragte der Gemeinde.
Die Nilgänse haben indes die Brutkästen des Alten Turmes an der Elsenz okkupiert. "Die sind eigentlich für Schleiereulen errichtet worden", erzählt Friedetzki. Auch Turmfalken hätten sich dort schon niedergelassen. Nun wird der Turm aber saniert, die Nilgänse sollen verscheucht werden. Und zwar dauerhaft. Friedetzki: "Die Einschlupflöcher werden verkleinert, sodass Eulen und Falken noch hineinpassen, aber nicht mehr die Gänse."