Baustelle mit der Brechstange eröffnet (plus Video)
Politiker und Projektpartner gaben am Donnerstag den Startschuss für den Abriss und Neubau der Brücke

Die Tage der Autobahnbrücke zwischen Heidelberg und Eppelheim sind gezählt. Foto: Rothe
Von Anja Hammer
Eppelheim/Heidelberg. Es war eine Sache von nicht einmal einer Minute, dann war das erste Gleisstück draußen. Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner stieß dazu die Brechstange energisch in den Grund, Eppelheims neue Bürgermeisterin Patricia Rebmann konzentrierte sich auf schnelles Stochern und die anderen, wie etwa Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann, nutzten ihre Eisenstangen als Hebel. Wesentlichen Anteil daran, dass das knapp zwei Meter lange Gleisstück aus dem Beton kam, hatte zwar der Bagger - aber das tat nichts zur Sache. Der Startschuss für den Brückenabriss und -neubau zwischen Eppelheim und dem Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund ist gestern fotowirksam erfolgt.
Rund 18 Millionen Euro werden in das Gemeinschaftsprojekt der Städte Heidelberg und Eppelheim, des Landes, der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) und der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) investiert. Dabei soll die 80 Jahre alte Brücke über die Autobahn durch eine breitere ersetzt werden. Zwei Gleise für die Straßenbahn sollen eines Tages darauf Platz haben, zudem zwei Spuren für Autofahrer, zwei Streifen für Fahrradfahrer und zwei Gehwege. Auf Eppelheimer Seite entsteht zudem noch ein Kreisverkehr und eine Fahrradunterführung. Bis Ende 2018 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein, der Brückenabriss ist vom 20. bis zum 22. Oktober vorgesehen. Dass die Brücke schon seit Mitte des Monats gesperrt ist, liegt an den Vorarbeiten: Gleise, Masten, Oberleitungen und Bäume müssen vorher weg.
Damit der Zeitplan eingehalten werden kann, waren auch am gestrigen Donnerstag die Bauarbeiter schwer am Schuften. Auf Pfaffengrunder Seite wurde der Kanal an der Ecke von Eppelheimer Straße und Kurpfalzring verlegt, auf Eppelheimer Seite trennte Ampelmonteur Frank Ulbricht die Kabel der einstigen Ampel an der Kreuzung von Mozartstraße und Hauptstraße. Dass sich auf der anderen Seite der Brücke gerade die Politprominenz traf, "davon weiß ich nichts", so Ulbricht.
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Für die Baustelleneröffnung der anderen Art - ein Spatenstich hätte in diesem Falle nicht gepasst - war ein großes Zelt aufgebaut, wo sonst die Haltestelle "Kranichweg" der Linie 22 war. Dort blickte Martin in der Beek von der RNV auch auf das letzte Jahr zurück, als ein Bürgerentscheid in Eppelheim den zweigleisigen Brückenbau in Frage stellte. Doch nun könne man sogar mit expliziter Zustimmung aus der Bevölkerung dieses Projekt angehen, so in der Beek.
Verkehrsminister Winfried Herrmann zeigte sich als großer Freund des Heidelberger Mobilitätsnetzes. "Ich war schön öfter hier und muss sagen: Es geht mächtig voran", hielt er fest. Der Brückenneubau ist immerhin das vierte von insgesamt acht Teilprojekten. Und der Minister erinnerte sich auch noch gut daran, wie Heidelberg stets für das Mobilitätsnetz gekämpft habe. "Ja, wir als Stadt sind in Vorleistung getreten und haben ein enormes Risiko auf uns genommen", bestätigte OB Eckart Würzner.
Hintergrund
"Wir brauchen einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und weniger Autos im Ballungsraum. Darum ist mir der Ausbau der Heidelberger Stadtbahn so wichtig." – Winfried Herrmann, baden-württembergischer Verkehrsminister
"Es ist wichtig, dass wir die Fördermittel
"Wir brauchen einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und weniger Autos im Ballungsraum. Darum ist mir der Ausbau der Heidelberger Stadtbahn so wichtig." – Winfried Herrmann, baden-württembergischer Verkehrsminister
"Es ist wichtig, dass wir die Fördermittel aufgestockt bekommen. Denn momentan geht es nur um Bestandserhaltung. Dabei war das Straßenbahnnetz früher viel größer und auch die jetzige Straßenbahn sollte eigentlich wieder bis nach Schwetzingen fahren." – Eckart Würzner, Oberbürgermeister von Heidelberg
"Das ist ein großer Tag für uns, Heidelberg und die Region." – Patricia Rebmann, Bürgermeisterin von Eppelheim
"Die Brücke ist seit Jahren marode. Es gab schon viele Pläne, aber stets fehlte das Geld. Durch das Mobilitätsnetz bekommen wir eine neue Brücke zu einem günstigen Preis." – Trudbert Orth, stellv. Bürgermeister von Eppelheim
"Die Besonderheit dieser neuen Brücke ist: Sie wird allen Verkehrsteilnehmern gerecht. Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer und der ÖPNV - alle haben mehr Platz." – Michael Jäger, HSB-Geschäftsführer
"Wie gut die Infrastruktur ist, merkt man immer erst, wenn sie einmal nicht funktioniert - so wie jetzt bei der Baustelle." – Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV
Zuvor hatte er Patricia Rebmann willkommen geheißen, die mit dem Baustart ihren ersten öffentlichen Auftritt als neue Bürgermeisterin von Eppelheim hatte. Mit Blick auf das Aushebeln des Gleisstücks sagte sie in Richtung ihres Heidelberger Kollegen: "Wer mit der Brechstange zusammenarbeiten kann, kann auch in Zukunft gut miteinander arbeiten."
Die Vergangenheit hatte dagegen ihr Stellvertreter Trudbert Orth im Blick. Er ging auf die Historie der Brücke ein, die seit 1935 Eppelheim und den Pfaffengrund verbindet. Dabei konnte er sich noch gut erinnern, dass sie anfangs nicht unbedingt nötig war: "Als Kind bin ich über die Autobahn gelaufen." Doch damals habe auch weniger Verkehr geherrscht als heute.