Großbaustelle Heidelberg-Pfaffengrund

Ohren zu und durch

Großbaustelle in der Eppelheimer Straße verlangt Pfaffengrundern Einiges ab - Doch die meisten Bewohner gehen gelassen damit um

22.08.2017 UPDATE: 23.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Von Philipp Neumayr

Großbaustelle Pfaffengrund: Nachdem im Januar mit dem Rückbau der alten Straßenbahngleise begonnen worden war, muss jetzt die 80 Jahre alte Autobahnquerung über die A 5 dran glauben. Die bisher eingleisige Straßenbahnbrücke wird in den kommenden Monaten durch eine zweigleisige ersetzt - und ist seit vergangener Woche für Autofahrer gesperrt. Erst im Herbst 2018 soll der mehrere Millionen Euro teure Umbau von Straßenbahnstrecke und Pkw-Fahrbahn in der Eppelheimer Straße ein Ende finden. Bis dahin heißt es für Auto- und Radfahrer, Fußgänger sowie Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel: Geduld bewahren und Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Doch wie steht es um das Durchhaltevermögen im Pfaffengrund? Die RNZ hat bei Bewohnern und Geschäftsleuten nachgefragt.

Hintergrund

Großbaustelle Pfaffengrund

Im Rahmen des Mobilitätsnetzes tut sich bis Sommer 2018 einiges im Pfaffengrund. So werden die Straßenbahngleise in der Eppelheimer Straße rundum erneuert. Zwischen Henkel-Teroson-Straße und Kranichweg wird ein Bahnkörper mit Rasengleis

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Großbaustelle Pfaffengrund

Im Rahmen des Mobilitätsnetzes tut sich bis Sommer 2018 einiges im Pfaffengrund. So werden die Straßenbahngleise in der Eppelheimer Straße rundum erneuert. Zwischen Henkel-Teroson-Straße und Kranichweg wird ein Bahnkörper mit Rasengleis gebaut. Damit sollen die Bahnen künftig schneller vorankommen. Die Haltestellen "Kranichweg" und "Stotz" werden zudem zu einer barrierefreien Haltestelle zusammengelegt, die Stopps "Marktstraße" und "Henkel-Teroson-Straße" barrierefrei ausgebaut. Für die Autofahrer werden die Abbiegemöglichkeiten und die Ampelschaltung verbessert, auch die Fahrbahn wird teilweise saniert. Für Fußgänger werden Überwege angelegt. Auch Radfahrer sollen profitieren: Zum Beispiel wird an der Kreuzung Henkel-Teroson-Straße der nördliche Radweg abgesenkt und über die Kreuzung geführt. Parallel werden zwei weitere Projekte umgesetzt: die Straßenbahn durch die Bahnstadt und der Neubau der Autobahnbrücke nach Eppelheim. dns

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"Ich bin froh, wenn das Ganze ein Ende hat", stöhnt Murat. Der Besitzer des Schnellimbisses "My Kebap" an der Eppelheimer Straße hat seit Beginn der Arbeiten mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. "Durch die Baustelle ist der Zugang zu meinem Geschäft erheblich erschwert", erklärt er. Aber nicht nur die rot-weißen Absperrgitter sind es, die seine Kunden am Dönerkauf hindern. Auch der Baustellenlärm hält viele vom gemütlichen Snack ab. "Von morgens bis zum frühen Abend ist es sehr laut hier. Das ist schon an der Grenze des Erträglichen." Trotz alledem: Mittlerweile hat Murat seinen Frieden mit der Baustelle gemacht, wie er grinsend einräumt: "Ich kenne ja gefühlt gar nichts anderes mehr. Wahrscheinlich würde ich es vermissen, wenn hier eines Tages wieder alle Bauarbeiter abgezogen sind."

Recht gelassen geht auch Kurt Schmus mit der Situation um. "Man darf nicht klagen", sagt er. Schmus betreibt einen Frisörladen in Eppelheim - und muss durch die Sperrung der Autobahnbrücke einen Umweg in Kauf nehmen. "Es ist schon etwas kompliziert, wenn man in Richtung Eppelheim fahren möchte. Täglich gehen mir dadurch 15 bis 20 Minuten verloren, aber das ist halt jetzt so." Vonseiten der Stadt wünscht sich Schmus, besser informiert zu werden, etwa über das genaue Ende der Bauarbeiten. Denn: "Als Geschäftsmann bin ich auf meine Kunden angewiesen. Und solange die Brücke gesperrt ist, vermeiden einige von ihnen den Umweg mit dem Auto."

Aber nicht nur Autofahrer sind es, die unter dem Wust aus Umleitungen und Absperrungen leiden. Anne Lenz etwa fährt zweimal die Woche mit dem Fahrrad aus dem Pfaffengrund ins Stadtzentrum. Sie moniert: "Momentan komme ich wirklich schlecht in die Altstadt. Man hätte bei der ganzen Sache ein wenig mehr an uns Radfahrer denken können." Ebenfalls ohne Auto ist die 77-jährige Gertrud Bereswilli unterwegs. Der Weg zur Bankfiliale in Eppelheim oder in die Innenstadt - für sie "eine halbe Weltreise". Doch jammern möchte die Rentnerin angesichts der erschwerten Fortbewegung nicht, im Gegenteil: "Es geht auch so. Mit dem Bus komme ich überall ganz gut hin."

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Anders ergeht es dagegen einer Anwohnerin, die nicht namentlich in der Zeitung genannt werden will. Die Seniorin klagt: "Die Bushaltestellen liegen weiter auseinander als sonst. Für mich, die ich schlecht laufen kann, ist die Fahrt in die Stadtmitte sehr mühsam." Und auch sonst bringen die Bauarbeiten für sie Einschränkungen mit sich: "In meiner Wohnung am Markt kann ich tagsüber kaum ein Fenster öffnen durch den ganzen Schmutz und Lärm, der herüberdringt."

Dass die Großbaustelle vor allem für Ältere mit Strapazen verbunden ist, weiß auch Marco Stevens. Der Betreiber des Kiosks "Dolce Vita" an der Ecke zum Kurpfalzring spricht häufig mit Anwohnern und Stammkunden darüber - und stellt fest: "Viele haben wegen der Umleitungen Probleme mit der Orientierung und fragen uns, wie sie von A nach B gelangen." Wie sein Kollege, Imbissbudenbetreiber Murat, kämpft auch Stevens seit Monaten mit Umsatzeinbußen. Dennoch verspricht er: "Wir versuchen, das Beste daraus zu machen."

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