Für die alte Strecke der Linie 22 gab es keine Mehrheit
Eppelheimer Liste und FDP hatten ein Umlenken der Linie 22 gefordert - Die meisten Räte wollen abwarten

Die 22er-Straßenbahn fährt von Eppelheim an den Heidelberger Bismarckplatz. Foto: kaz
Von Anja Hammer
Eppelheim. Die Diskussionen um die Straßenbahn reißen nicht ab. Immer wieder werden Rufe laut, dass die 22er-Bahn wieder auf ihrer alten Strecke fahren soll. Oder dass es zumindest eine Linie 22a und 22b gibt: Die eine verkehrt dann auf der neuen Route über die Heidelberger Bahnstadt zum Bismarckplatz und die andere wie früher über die Bergheimer Straße. Und eben diese Forderung hatte die Gemeinderatsfraktion aus Eppelheimer Liste (EL) und FDP nun in einen Antrag gepackt: Das Rathaus soll die Nachbarstadt Heidelberg und die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) zum Umlenken bewegen.
EL und FDP stützten sich bei ihrem Antrag auf die Beschwerden vieler Bürger und das Ergebnis einer vierwöchigen Unterschriftenaktion: 300 Eppelheimer hätten unterzeichnet, berichtete Fraktionssprecher Bernd Binsch. In Plankstadt würden ebenfalls Unterschriften gesammelt; ein Ergebnis liege ihm aber noch nicht vor. Eine Fahrgastbefragung hielt die Fraktion für "sinnvoll, aber nicht repräsentativ". Binsch: "Viele Pendler ins Neuenheimer Feld und in die Bergheimer Straße sind bereits auf das Auto umgestiegen."
Bei der CDU war man "grundsätzlich" ähnlicher Meinung. "Wir haben die zweigleisige Brücke bestellt, weil uns bessere Verbindungen versprochen wurden - und das war nicht der Fall", so Trudbert Orth. Er gab aber zweierlei zu bedenken: "Das Mobilitätsnetz ist noch nicht fertig." Und: "Wer bei der RNV etwas bestellt, muss bezahlen." Dies wurde seitens der RNV auf spätere Nachfrage von Bürgermeisterin Patricia Rebmann bestätigt.
Die Grünen hoben hervor: "Die jetzige Linienführung hat für manche Nachteile, aber auch Vorteile, da jetzt für Pendler eine direkte Anbindung an den Bahnhof besteht", so Fraktionssprecherin Christa Balling-Gündling. Die Grünen würden sich daher für eine Fahrgastbefragung aussprechen. Zudem sollte geprüft werden, ob nicht der 31er-Bus am Gadamer Platz halten und ob an Sonn- und Feiertagen ein 20-minütiger Takt auf der Linie 22 eingeführt werden könne.
Auch interessant
Die SPD hielt die These, dass bereits viele Pendler aufs Auto umgestiegen sind für "eine gewagte Behauptung", wie Fraktionssprecherin Renate Schmidt wissen ließ. Sie berichtete von einem Selbsttest: "Mit der Straßenbahn hat der Umstieg reibungslos geklappt." Nur nicht mit dem Bus ab dem Bismarckplatz: "Der stand nämlich wie die Autos im Stau." Nach Ansicht der Sozialdemokraten sei vor allem die Baustelle am Hauptbahnhof daran schuld, dass es derzeit nicht reibungslos laufe. "Wir sollten den Umbau abwarten und dann alles ganz nüchtern betrachten."
Die RNV war mit Fahrbetriebsleiter Franz-Wilhelm Coppius zugegen. Er betonte: "Es ist zu einfach gedacht, alles auf Null zurückzusetzen." Rein wirtschaftlich betrachtet würde dadurch eine Rückzahlung der Fördergelder drohen. Ansonsten ging er vor allem auf die Fahrzeiten ein: "Wir haben eine Verlängerung für die Betriebsstabilität reingenommen." Derzeit würden die Ampeln optimiert, sodass es nach dem Umbau des Hauptbahnhofs neue Fahrzeiten geben könne - "so wie sie ursprünglich angekündigt wurden". Auf die Nachfrage von Trudbert Orth, ob dies eine verbindlich Zusage sei, entgegnete Coppius: "Wir sind verdammt dazu, dass es am 11. September funktioniert." Den 31er-Bus und eine Fahrgastbefragung habe er sich notiert: "Das werden wir abwägen."
Die Bürger waren zahlreich zur Sitzung gekommen, jeder Platz in den Zuhörerreihen war belegt. Und dort machte sich insbesondere bei den Worten von Coppius Unmut breit. Laute Zwischenrufe wie "Werden die Fahrkarten denn billiger?" oder "Was wird sich ändern?" zeigten, dass der Frust in der Bevölkerung tief sitzt.
Der Beschluss fiel letztendlich nicht wie von EL und FDP gewünscht aus. Er kam nämlich gar nicht erst zur Abstimmung. Bei sechs Gegenstimmen von EL/FDP sowie Rolf Bertsch und Linus Wiegand (beide CDU), vier Enthaltungen der restlichen Christdemokraten wurde ein Alternativantrag beschlossen: Die Verwaltung soll sich weiterhin mit Heidelberg und der RNV austauschen, um die Straßenbahnsituation zu verbessern.