Eppelheim

Bei der Straßenbahn wird es erst ab April rundlaufen

Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft stellte sich der Kritik des Technischen Ausschusses - Signalanlage bereitet noch immer Probleme

22.02.2019 UPDATE: 23.02.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 12 Sekunden
Foto: dpa

Von Anja Hammer

Eppelheim. Sie krochen regelrecht zu Kreuze: Paul Ritze und Franz-Wilhelm Coppius von der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) mussten in der zurückliegenden Sitzung des Technischen Ausschusses einiges an Kritik einstecken. Doch auch von sich aus entschuldigten sie sich mehrfach für das Chaos, das mit der Rückkehr der Straßenbahn im Dezember einherging. Fahrbetriebsleiter Coppius: "Es war eine Katastrophe, es ist vieles schiefgelaufen -und das darf nicht passieren." Dabei sind noch nicht einmal alle Probleme gelöst. Die RNZ hat die Fragen der Ausschussmitglieder und die Antworten der RNV zusammengefasst.

Warum müssen Straßenbahnfahrer aussteigen und die Weichen von Hand stellen?

Schuld daran ist die Signalanlage. Derzeit ist es nämlich so, dass sie keine zwei Bahnen in Eppelheim zulässt. Nur ist das manchmal unabdingbar. Dann muss der jeweilige Straßenbahnfahrer aussteigen und die Weiche am Ortseingang von Heidelberg kommend per Hand stellen. Das dauert natürlich etwas länger. Die Folge: Die roten Ampeln an den Kreiseleinfahrten schalten zwar auf Grün, aber die Autofahrer können trotzdem nicht weiter, da ja die Straßenbahn noch im Weg steht.

Wie Coppius berichtete, hätte eigentlich die alten Fahrsignalanlage wieder eingebaut werden sollen. Nur geschah dies aus irgendeinem Grund nicht, sondern es wurde eine komplett neue installiert. "So eine Signalanlage braucht zwei Wochen Stresstest - und das haben wir nicht gemacht", erklärte Coppius. Das habe man erst hinterher gelernt.

Auch interessant
Großbaustelle Hauptbahnhof: Am Montag startet Phase zwei – Was jetzt auf Bürger und Pendler zukommt
Chaos in Heidelberg und Eppelheim: 22er-Straßenbahnen kamen erst nicht, dann mehrere auf einmal (Update)

Wirklich bessern wird sich die Situation wohl erst Mitte April. Dann sollen Änderungen in die Anlage eingespielt werden und damit soll der Fahrbetrieb wie vorgesehen laufen. Denn noch sei es so, dass es auf der Linie 22 am Tag im Schnitt fünf Minuten Verspätung gebe. "Und bei Verzögerungen kriegt man die Anschlüsse nicht", entgegnete Coppius auf die Kritik, dass eine Fahrt von Eppelheim nach Heidelberg ins Neuenheimer Feld schon mal zwei Stunden dauern könne.

Bleibt der Kreisel, wie er ist?

Zwar könne wegen des Gefälles an dieser Stelle kein Bordstein rundherum angebracht werden, erklärte Paul Ritze. Aber mit der Stadt habe man nach Lösungen für eine Gestaltung gesucht und sich auf Blumenkübel geeinigt. "Diese sind schon im Bauhof und werden aktuell aufgehübscht", berichtete Projektleiter Ritze.

Tut sich noch etwas in Sachen Schallschutz und Begrünung?

Wer über die neue Brücke fährt, sieht, dass auf Heidelberger Seite bereits Bäumchen gepflanzt wurden. Auf der Eppelheimer Seite dagegen noch nicht. "Auf Heidelberger Seite ist die Begrünung schon fortgeschrittener, weil die Baustelle da schon früher fertig war", erläuterte Ritze. In Eppelheim soll der Platz der Baustelleneinrichtung naturiert und Gabionen - mit Steine gefüllte Schotterkasten - in der Wilhelm- und Brückenstraße begrünt werden. Aber der Projektleiter stellte auch klar: "Begrünung und Schallschutz haben nichts miteinander zu tun." Für irgendeinen lärmreduzierenden Effekt bräuchte es schon 50 Meter Wald, so Ritze. Vielmehr seien die Anwohner ermittelt worden, die ein Recht auf Schallschutzmaßnahmen hätten und mit denen habe man sich geeinigt. Sie konnten sich zwischen Lüftungs- und Fenstereinbau oder einer finanziellen Entschädigung entscheiden. Zudem sei eine Weiche gewählt worden, die die Erschütterung minimiert.

Schon in der vorangegangenen Gemeinderatssitzung war das Thema Schallschutz aufgekommen. Und schon da hatte Bürgermeisterin Patricia Rebmann auf Nachfragen aus dem Rund entgegnet: "Das war in den Planungen nicht enthalten." Dies sei also nicht Teil des damaligen Gemeinderatsbeschlusses gewesen. Wenn man da noch etwas nachträglich machen wolle, müsse Eppelheim dafür zahlen.

Wann wird etwas gegen die Ampelsituation an den Haltestellen unternommen?

Die Endhaltestelle soll ab Ende des Jahres oder Anfang 2020 umgebaut werden, sagte Projektleiter Paul Ritze zum Zeitplan. Im Rahmen dieses Großprojektes soll auch die dortige Ampel angegangen werden. Diese schaltet nämlich für Autofahrer auf Rot, wenn eine Straßenbahn einfährt und die nächste aus der Haltestelle ausfährt. Die Folge: Als Autofahrer in Richtung Plankstadt steht man vor einer roten Ampel - und das auf den Straßenbahngleisen - und die Straßenbahn kommt einem direkt entgegen. Für Eppelheimer ist das völlig normal, sie weichen einfach auf die andere Fahrbahn aus. Bei Auswärtigen sorgt der Moment aber regelmäßig für Panik. Dies sei in der Tat "ein einzigartiges Phänomen in ganz Deutschland", wie Franz-Wilhelm Coppius zugab, als er darauf angesprochen wurde.

Die RNV-Vertreter betonten allerdings, dass dieser Zustand schon seit Jahren so sei und daher in der Bevölkerung auch akzeptiert werde. "Im Moment können wir das jedenfalls nicht ändern", so Coppius. Auf den Einwand, dass dieses Problem auch vor dem Rathaus auftauche, entgegnete der Fahrbetriebsleiter: "Wir müssen überlegen, welches Fass wir da aufmachen." Eine Änderung hätte gravierende Auswirkungen - entweder auf den Individualverkehr oder den Straßenbahnverkehr.

Lässt sich noch vor dem Umbau der Haltestellen Barrierefreiheit schaffen?

Die Barrierefreiheit wird sich in Kürze nicht bessern - an keiner der Straßenbahnhaltestellen. "Wir haben ein Provisorium schon mehrfach geprüft", berichtete Paul Ritze auf Anfrage. "Aber es fehlen einfach ein paar Zentimeter." Eine technische Lösung einzig über die Fahrzeuge, das sei nicht möglich, stellte Coppius klar. Denn Rampen müssten auch immer in die Umgebung passen. "Barrierefreiheit geht nur über ein Zusammenspiel von Fahrzeug und Infrastruktur", so Coppius weiter.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.