Heidelberg

Neuer Streckenplan der Linien 22 und 26 bleibt

Stadträte geben ihm eine zweite Chance - Verkehrsausschuss lehnt alte Trasse ab - Fahrgastbefragung im Herbst

04.04.2019 UPDATE: 05.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

An der Haltestelle Hauptbahnhof-Süd begegnen sich die Linien 22 und 26 auf ihrer neuen Strecke. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Ungeachtet der Proteste aus Kirchheim, Pfaffengrund und Eppelheim geben die Heidelberger Stadträte dem neuen Streckenverlauf für die Linien 22 und 26 über die Bahnstadt noch einmal eine Chance. Stadtrat Karlheinz Rehm ("Die Heidelberger") stellte am Mittwoch im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss den Antrag, eine Rückkehr zum alten Fahrplan zu prüfen und stattdessen die Bahnstadt über die Linie 21 anzubinden. Damit griff er einen Antrag aus dem Bezirksbeirat Kirchheim auf. Doch dieser wurde mit fünf Ja- und fünf Gegenstimmen abgelehnt.

Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) schickte mit Dirk Dulitz und Jürgen Hoffmann gleich zwei Vertreter zum Krisenmanagement in den Ausschuss. Und angesichts der Verspätungen und Fahrtausfälle, die es vor allem zum Jahreswechsel gegeben hatte, wurden sie von den Stadträten förmlich gegrillt. Der Ärger entzündete sich auch daran, dass die RNV vor Kurzem die Fahrtzeiten nach oben korrigierte, um die Pünktlichkeit der Straßenbahnen zu erhöhen. "Die Kirchheimer regen sich zu Recht auf", sagte Grünen-Stadtrat Christoph Rothfuß: "Im neuen Fahrplan waren es zunächst 19 Minuten bis zum Bismarckplatz, jetzt sind es 21. Das ist nicht wirklich attraktiv." Als die Linie 26 im Jahr 2006 in Betrieb genommen wurde, hatte man den Kirchheimern noch eine Fahrtdauer von zwölf Minuten versprochen. Die Fahrplananpassung brachte auch Peter Holschuh (Grüne) auf die Palme. Dadurch hätten nun unterschiedliche Bahnen in der Bahnstadt die gleichen Abfahrtszeiten und würden sich gegenseitig blockieren: "Das ist unterirdisch."

Rehm kritisierte die neue Linienführung: "So verliert man Kunden." Bereits jetzt würden viele Kirchheimer auf das Auto umsteigen. Mit der S-Bahn, aber auch mit den Linien des Busverkehrs Rhein-Neckar (BRN) gebe es bereits gute Verbindungen zum Hauptbahnhof. Da brauche man nicht auch noch die Linie 26 und ihren Halt am Hauptbahnhof-Süd.

Ungeachtet dessen verteidigten auch einige Stadträte die neue Linienführung. "Bevor wir jetzt irgendwelche Schnellschüsse machen, sollten wir erst einmal eine Fahrgastbefragung in Auftrag geben", forderte Rothfuß. Nach den Beobachtungen von Irmtraud Spinnler werden die neuen Haltestellen Gadamerplatz und Hauptbahnhof-Süd gut angenommen. Verbesserungsbedarf sieht sie vor allem bei der Ampelschaltung. Und sie fordert zusätzliche Direktfahrten von Eppelheim über den Pfaffengrund ins Neuenheimer Feld.

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Als die Linie 22 noch über die Bergheimer Straße zum Bismarckplatz fuhr, konnten die Fahrgäste nämlich problemlos am Betriebshof in Richtung Berliner Straße umsteigen. Auch Michael Pfeiffer (GAL) ist für den neuen Streckenverlauf: "Wer von Kirchheim zum Arbeitsamt oder zur Justiz muss, wird sich über die längere Fahrtzeit ärgern." Mit der Anbindung zum Hauptbahnhof und der Umsteigemöglichkeit ins Neuenheimer Feld steige aber die Attraktivität.

Baubürgermeister Jürgen Odszuck bat die Stadträte um Geduld. Die Großbaustelle am Hauptbahnhof habe derzeit große Auswirkungen auf den gesamten Nahverkehr. Und wenn der Europaplatz erst einmal fertig sei, habe man auch eine attraktive, ebenerdige Anbindung von der Haltestelle Hauptbahnhof-Süd zum Querbahnsteig. Auch Alexander Föhr (CDU) ärgerte sich über Rehms Antrag und den Aufwand, den eine Prüfung der alten Linienführung auslösen würde. "Und das nur, damit wieder mal ein paar Leute ruhiggestellt sind."

Dirk Dulitz von der RNV betonte, dass durch die Fahrplananpassung inzwischen eine Pünktlichkeit von 95 Prozent erreicht worden sei, direkt nach dem Fahrplanwechsel habe sie nur bei 35 Prozent gelegen. Sein Kollege Jürgen Hoffmann gibt zu: "Das war eine Katastrophe." Die aktuellen Fahrtzeiterhöhungen könnten mit Beendigung der Arbeiten am Hauptbahnhof wieder zurückgenommen werden.

Ort des Geschehens

Verkehrsmanager Alexander Thewalt konnte sich am Ende durchsetzen. Um das zig Millionen Euro schwere Mobilitätsnetz über Bundes- und Landeszuschüsse finanzieren zu können, müsse der Kosten-Nutzen-Faktor für die Neubaustrecke stimmen, so sein Argument. Eine Rückkehr zur alten Linienführung könne sich hier negativ auswirken. Thewalt: "Und dann stehen hohe Rückforderungen im Raum." Am Ende einigten sich die Stadträte somit darauf, dass man erst einmal das Ende der Arbeiten am Hauptbahnhof und eine Fahrgastbefragung, die die RNV im Herbst routinemäßig durchführt, abwarten will.

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