Edingen-Neckarhausen

Hilfe für siebenjährige Zoe Singh

"Meine Tochter ist eine Kämpferin": Das Mädchen liegt seit drei Monaten auf der Intensivstation. Die alleinerziehende Mutter bittet um Hilfe.

23.04.2023 UPDATE: 23.04.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Der Aufenthalt im Krankenhaus ist für Zoe (l.), Mama Tamina Singh und Schwester Mila mittlerweile zum traurigen Alltag geworden. Foto: privat

Von Max Rieser

Edingen-Neckarhausen. Wie verloren und verzweifelt sich die alleinerziehende Mutter Tamina Singh fühlen muss, kann man als Außenstehender nur schwer nachempfinden. Seit Januar liegt ihre Tochter Zoe auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Mannheim. Das Leben von Tamina Singh und Zoes Zwillingsschwester Mila ist seither ein völlig anderes.

Angefangen hat alles schon bei der Geburt der Mädchen. Zoe kam mit einer Kloakenekstrophie zur Welt. Diese Krankheit tritt mit einer extremen Seltenheit von eins zu 250.000 auf. In Deutschland werden im Jahr nur drei bis fünf Kinder damit geboren.

Die Krankheit entwickelt sich in der frühembryonalen Phase während der Schwangerschaft. Grob gesagt handelt es sich dabei um eine Fehlbildung der Verdauungs-, Geschlechts- und Ausscheidungsorgane.

Zoe lernte, mit der Krankheit zu leben, berichtet ihre Mutter der RNZ. "Wir waren schon wahnsinnig oft in Krankenhäusern, wir kennen das alles schon lange. Sie kann supertoll damit umgehen."

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Unter anderem lebt das heute siebenjährige Mädchen mit einem künstlichen Darmausgang. Die Krankheit wurde für die Familie zum Alltag. Tamina Singh, die aus Neustadt an der Weinstraße stammt, zog nach Edingen-Neckarhausen. "Ein wunderschönes Fleckchen Erde", findet sie.

Die Mädchen besuchten die erste Klasse der Pestalozzi-Grundschule in Edingen, sie selbst begann bei einem ambulanten Pflegedienst zu arbeiten. Das Leben der drei normalisierte sich. Dann kam der Januar dieses Jahres: "Da ging es plötzlich los mit Bauchweh, Erbrechen und noch anderen Symptomen."

Als ausgebildete Pflegekraft, die die Krankheit ihrer Tochter kennt, machte sich Tamina Singh zuerst keine größeren Sorgen. Kurz darauf wurden die Schmerzen so groß, dass sie einen Krankenwagen rief: "Es ging dann sofort in Klinikum nach Mannheim", berichtet die Mutter. Dort wurden ein Darmverschluss und Komplikationen im Magen diagnostiziert.

Daraufhin musste Zoe notoperiert, ein Teil des Darms und der komplette Magen entfernt werden. "Die Sterblichkeitsrate ist bei Kindern bei so einer Operation extrem hoch", erklärten Ärzte Tamina Singh. "Aber meine Tochter ist eine Kämpferin", sagt die Mutter mit bebender Stimme, aber nicht ohne Stolz. Sie spricht von ihr immer wieder als "mein Sonnenschein".

Seitdem liegt Zoe auf der Intensivstation. Wann sich das ändern wird, ist unklar. Die Ärzte haben die Mutter schon darauf vorbereitet, dass ihre Tochter das ganze Jahr im Klinikum verbringen könnte. Da die Krankheit sehr selten ist, sei auch die Behandlung schwierig, und es würde meist nur auf Komplikationen reagiert.

Eine ursächliche Behandlung sei kaum möglich: "Es ist unklar, wie man den Darm richtig dicht kriegt und ob man den Bauch richtig verschließen soll, da es immer wieder neue Probleme gibt", sagt Tamina Singh.

Doch als wäre das alles für die kleine Familie nicht genug, taten sich durch Zoes Krankenhausaufenthalt weitere Schwierigkeiten auf. Ein normaler Arbeitsalltag ist für Singh durch die häufigen Krankenhausbesuche nicht mehr möglich.

Der Arbeits- und damit der Verdienstausfall der Mutter muss von der Krankenkasse gezahlt werden. Allerdings nur bis zum Höchstsatz des Krankengelds, also 60 Prozent des ohnehin schmalen Lohns einer Pflegekraft.

So fehlen der Familie jeden Monat rund 600 Euro. Da die Krankenkasse ihr für Januar einen Verdienstausfall bescheinigt hat, muss sie jetzt sogar ein Gehalt an ihren Arbeitgeber zurückzahlen. Woher sie das Geld nehmen soll, weiß sie nicht.

"Aber wenn man einmal im Fettnäpfchen steht, dann kommt immer noch etwas dazu", meint Tamina Singh. Das Pflegegeld, das sie für die Pflege ihres chronisch kranken Kindes erhielt, wurde ebenfalls gestrichen: "Dadurch, dass Zoe jetzt im Krankenhaus liegt, ist der Anspruch auf diese Unterstützung erloschen", so die Mutter. Da sie die Situation alleine nicht mehr tragen konnte, zog sie zurück zu ihrer Familie nach Neustadt.

Trotzdem will sie perspektivisch wieder in die Doppelgemeinde zurückkehren. "Die Mädchen haben sich in der Schule sehr wohl gefühlt", sagt Singh. Allerdings bräuchte sie eine Wohnung, die genug Platz böte, um Zoe richtig zu versorgen. "Und man findet einfach nichts", weiß die Mutter. Um Tamina Singh, Zoe und Mila zu unterstützen, wurde ein Spendenaufruf gestartet.

Unter dem Suchbegriff "Hilfe durch schwere Zeiten", findet man auf der Internetseite gofundme.com den Aufruf und kann spenden. Das Geld würde der Familie nicht nur über die Zeit ohne richtiges Einkommen der Mutter helfen. "Wir wissen auch nicht, was nach dem Krankenhaus kommt. Ob Zoe noch mal laufen kann, oder ob wir einen Rollstuhl oder ein Pflegebett brauchen", sagt Tamina Singh. Wie wir das alles bezahlen sollen – auch das wissen wir nicht."

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