Schon wieder muss ein Geschäft schließen
Eines der letzten Geschäfte in der Dilsberger Feste schließt - Betreiberin: Tourismus geht zurück - Auch die Postagentur ist betroffen

In diesem Haus gleich am Eingang der Bergfeste ist das Geschäft untergebracht. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Dilsberg. Das Gespräch mit der RNZ muss Monika Nohe-Weinert mehrmals unterbrechen. Immer wieder geht die Tür auf. "Einschreiben mit Rückschein bitte", sagt ein Mann. Noch gehen die Kunden in der "Dilsberger Keramik" mit Postagentur ein und aus. Es ist eines der prominentesten Gebäude direkt nach dem Eingang durch das Tor zur Feste. Doch zum Ende des Jahres ist Schluss.
Nach 20 Jahren schließt Nohe-Weinert ihr Geschäft - und damit eines der letzten in der Bergfeste. Damit geht auch die Postagentur an diesem Ort und eine Anlaufstelle für Touristen verloren. Denn in dem Geschäft war auch ein Informationszentrum mit einem Modell der historischen Burg untergebracht, das erst im vergangenen Jahr eingerichtet wurde. Auch geht ein Treffpunkt für die Einwohner verloren, an dem die Neuigkeiten aus dem Ort ausgetauscht wurden.
"Ich liebe das Geschäft und habe es immer gerne betrieben", sagt Monika Nohe-Weinert. "Doch ich werde Ende des Jahres 64 und will auch mal sonntags einfach nur spazieren gehen." Dass sie nun schließt, sei nicht geplant gewesen. Nicht der Grund, aber mit ein Auslöser sei ein privater Schicksalsschlag im vergangenen Sommer gewesen. Ein schwerer Schlag für das Geschäft war das vorläufige Aus für die Jugendherberge vor vier Jahren. Viele Gäste kauften hier Andenken an den Dilsberg.
"Die Jugendherberge hat mir gefehlt", seufzt Nohe-Weinert. Mit der Schließung der Herberge übernahm die Geschäftsfrau die zuvor im Kiosk in der Neuhofer Straße untergebrachte Postagentur des Ortes bei sich im Laden - in der Hoffnung, dass diese für Belebung sorgt. "Ich hatte gedacht, dass Kunden für den Laden hängen bleiben, aber das war nicht so", bilanziert Nohe-Weinert.
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Auch Postkunden blieben fern, weil sie nicht mit dem Auto in die enge Feste fahren wollten, obwohl es vor dem Geschäft einen Parkplatz gibt. "Die Entscheidung ist mir schwergefallen, aber es rentiert sich einfach nicht mehr", sagt Nohe-Weinert.

Hört auf: Monika Nohe-Weinert
Dies liege vor allem daran, dass immer weniger Touristen auf den Dilsberg kommen würden. "Früher waren es noch 200.000 Besucher im Jahr, jetzt sind es nur noch 30.000 bis 40.000 ", weiß Nohe-Weinert, die seit 15 Jahren für die CDU im Ortschaftsrat sitzt. "Es ist in den vergangenen 20 Jahren immer weniger geworden." Früher seien die Amerikaner gerne auf den Dilsberg gekommen und es habe noch viele Betriebsausflüge gegeben. "Hier kam fast jeden Tag ein Bus an", erinnert sich die 63-Jährige.
"Auch sonntags ist es inzwischen sehr ruhig geworden." Dies sei aber für sie noch immer der wichtigste Tag. Nohe-Weinert hatte früher jeden Tag geöffnet, dann schloss sie montags - bis sie die Post übernahm. Ins Sortiment nahm sie auch Eis und Tee auf, um mehr Kunden anzulocken. Würde ihr das Haus nicht gehören, hätte sie wohl schon früher schließen müssen.
Apropos Haus: Dieses soll an Silvia Föhrenbach verkauft werden. "Es wird schön hergerichtet", verspricht die Chefin des gleichnamigen Seniorenheims in Bammental, die früher selbst auf dem Dilsberg gewohnt hat. "Wie es aber künftig genutzt wird, wissen wir noch nicht." Unter anderem müssten in dem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1719 - ursprünglich war hier eine Schmiede beheimatet - eine Heizung installiert werden und die Fenster neu gemacht werden. Denkbar sei eine Nutzung als Gästehaus eventuell in Kombination mit der Jugendherberge oder aber auch erneut ein Laden. "Ich liebe alte Häuser und finde es schade, wenn diese kaputt gehen", sagt Föhrenbach.
Monika Nohe-Weinert will sich künftig - neben ihrem Amt als neue erste Stellvertreterin des Ortsvorstehers - verstärkt in den beiden Kirchengemeinden engagieren. "Ich werde nicht zu Hause sitzen", sagt sie. In Erinnerung behält sie viele Begegnungen: "Mich hat immer fasziniert, dass die Leute gedacht haben, der Dilsberg sei ein Museumsdorf", erzählt Nohe-Weinert, die in der Bergfeste geboren und aufgewachsen ist. "Viele Bürger wurden schon gefragt, wann sie abends nach Hause gehen dürfen."