Corona-Helden

Pfarrer Steffen Banhardt ist weiter für die Menschen da

Ob über Instagram oder am Telefon: Er spendet den Segen "to go"

31.03.2020 UPDATE: 01.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Der Schaukasten an der evangelischen Kirche mitten in Heiligkreuzsteinach ist derzeit ein wichtiges Kommunikationsmittel für Pfarrer Steffen Banhardt. Foto: Elfner-Häfele

Von Eva-Maria Elfner-Häfele

Heiligkreuzsteinach. Das ist neu: Die Tür der evangelischen Kirche ist weit geöffnet. Damit niemand die Tür beim Öffnen und Schließen anfassen muss, bleibt sie tagsüber einfach offen. Ein Schild weist darauf hin, dass nicht mehr als drei Personen gleichzeitig in der Kirche sein dürfen. Mit Sicherheitsabstand, versteht sich. Nur was macht eigentlich der Pfarrer jetzt, wenn es keine Gottesdienste, keine Taufen, Hochzeiten und keinen Konfirmationsunterricht gibt?

Steffen Banhardt hat dennoch jede Menge zu tun. Der 40-Jährige, der seit 2014 evangelischer Pfarrer in Heiligkreuzsteinach, Heddesbach und Brombach ist, hat vor allem einige kreative Ideen. Schon seit einigen Monaten, längst vor Corona und Versammlungsverboten, ist er bei der Foto-Plattform "Instagram" im Internet aktiv. Unter @derpfarrerimdorf veröffentlicht er regelmäßig Nachdenkliches, Kurioses und Alltägliches aus dem Leben eines Pfarrers.

Seine 300 sogenannten "Follower", also diejenigen, die seine Beiträge abonniert haben, wissen nun beispielsweise auch, dass es am Schaukasten vor der Kirche einen "Segen to go" gibt. Das sind kleine Zettelchen mit einem Segen zum Mitnehmen. Und dass er kurzerhand die Kirchenglocken umprogrammiert hat: Die Glocken läuten jetzt außer am Sonntag zum Gottesdienst auch jeden Abend um 19.30 Uhr zum Abendgebet. Damit folgt Banhardt dem Aufruf der evangelischen Landeskirche. Den Ablauf des Abendgebets findet man auf der Internetseite der Kirchengemeinde www.dieKircheImDorf.de oder im Schaukasten vor der Kirche – ebenfalls zum Mitnehmen.

Viele, besonders jüngere Menschen, folgen dem Dorfpfarrer auf Instagram. Der Familienvater – mit seiner Frau, die derzeit an der Heidelberger Universität in Theologie promoviert, hat er ein dreijähriges Kind – denkt aber auch an diejenigen, die nicht mit den neuen Medien vertraut sind: "Ich führe gerade ganz viele Gespräche am Telefon", erzählt Steffen Banhardt. Denn ohne Religionsunterricht in der Schule, ohne Konfirmandenunterricht, ohne Gottesdienst-Vorbereitungen und viele andere Termine, die jetzt ausfallen, hat er endlich Zeit, sich mit einzelnen Menschen zu beschäftigen.

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Viele Telefonate, die sonst in Eile geführt werden, dauern nun eben mal etwas länger. Auch, weil die Gesprächspartner das Bedürfnis dazu haben. So ruft der Pfarrer auch einfach mal Menschen an, und fragt, wie es ihnen geht. Diese Gespräche seien wertvoll, findet der gebürtige Stuttgarter, der im Markgräflerland aufgewachsen ist und in Heidelberg Theologie studiert hat. Er sieht "ein Zusammenrücken, obwohl man weiter voneinander entfernt ist". Also ist die Coronakrise auch eine Chance für die Gesellschaft und auch für die Kirche? "Vielleicht finden die Menschen durch diese Situation wieder zurück zu anderen Werten", hofft Banhardt, der übrigens auch bei der Feuerwehr engagiert ist.

Sorge bereitet dem Pfarrer das bevorstehende Osterfest: Wie soll das Fest von Hoffnung und Auferstehung gefeiert werden, wenn es keine Gottesdienste, keine Andachten und kein Osterfeuer geben kann? Ihn treibt die Frage um, wie er die Botschaft von Ostern zu den Menschen bringen kann, die doch gerade jetzt so besonders wichtig wäre. Auch hierzu hat er einige Ideen. Welche umgesetzt werden können, müsse man sehen, so Banhardt.

Für die Menschen im Dorf will der Pfarrer auch in Zeiten von Corona da sein: sei es am Telefon, übers Internet oder mit dem "Segen zum Mitnehmen".

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