Hakan Günes' Traum geht in Erfüllung (Update)
Das 27-jährige CDU-Mitglied setzte sich klar gegen fünf Mitbewerber durch und wird nun neuer Bürgermeister von Sandhausen.

Von Lukas Werthenbach und Christoph Moll
Sandhausen. "Erste Amtshandlung des neuen Bürgermeisters: Freibier für alle!" – dies hätte Hakan Günes (CDU) gerne am heutigen Montag in der RNZ gelesen. Das sagte der 27-jährige Jurist am gestrigen Sonntagabend vor über 200 Bürgern, die sich vor der Festhalle versammelt hatten. Denn kurz zuvor war er zum Sieger der Bürgermeisterwahl gekürt worden. Mit 52,9 Prozent der Stimmen setzte sich Günes gegen fünf Mitbewerber durch. Damit tritt er am 1. Juli die Nachfolge des nach 16 Jahren aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters Georg Kletti (CDU) an.
Hintergrund
Die Bürgermeisterwahl in Zahlen
So haben die Sandhäuser im zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl abgestimmt:
> Wahlberechtigte: 12.073
> Wähler: 7357
> Wahlbeteiligung: 60,94 %
> Gültige Stimmen:
Die Bürgermeisterwahl in Zahlen
So haben die Sandhäuser im zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl abgestimmt:
> Wahlberechtigte: 12.073
> Wähler: 7357
> Wahlbeteiligung: 60,94 %
> Gültige Stimmen: 7341
Davon entfielen auf ...
> Hakan Günes: 3880 (52,85 %)
> Timo Wangler: 3211 (43,74 %)
> Hans-Jürgen Moos: 125 (1,70 %)
> Alexander B. Büchler: 98 (1,33 %)
> Gerhard Müller: 15 (0,20 %)
> Samuel Speitelsbach: 1 (0,01 %)
> Sonstige: 11 (0,15 %)
(cm)
Im ersten Durchgang vor drei Wochen hatte Günes knapp 44 Prozent erreicht und ging als Favorit in die gestrige Neuwahl, bei der nun die einfache Mehrheit zum Sieg gereicht hätte. Timo Wangler (parteilos; unterstützt von SPD, FDP und GAL) kam im ersten Wahlgang auf rund 21 Prozent. Tatsächlich verdoppelte der Kämmerer im Sandhäuser Rathaus dieses Ergebnis.
Doch am Ende vereinte der seit 2016 amtierende Gemeinderat und in Sandhausen aufgewachsene Günes 669 Stimmen mehr auf sich. Der in Sandhausen aufgewachsene Ex-Bürgermeister von Meckesheim, Hans-Jürgen Moos (SPD), der Maschinenbauingenieur Alexander Büchler, der Bäcker Gerhard Müller und Samuel Speitelsbach (alle parteilos) landeten dahinter weit abgeschlagen.
Einige seiner Anhänger hatten das Konterfei von Günes in Überlebensgröße auf Pappe gedruckt, nach dem "offiziellen Teil" wurde vereinzelt mit Flaschenbier angestoßen. Auch einige Bürgermeister der Region waren gekommen, darunter Holger Karl aus Bammental, Marcus Zeitler aus Hockenheim und Joachim Förster aus Nußloch. Trotz der Corona-Pandemie kam auf dem Festplatz bei sommerlichen Temperaturen immerhin ein bisschen Wahlparty-Stimmung auf. Zwar trugen nahezu alle Anwesenden eine Maske, doch der Jubel erreichte insbesondere in einem Moment eine beachtliche Lautstärke: Als Kletti als Vorsitzender des Wahlausschusses um 19.12 Uhr das Günes-Ergebnis verkündete.
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Mit ungläubigem Kopfschütteln und strahlenden Augen reagierte der Wahlsieger. Günes schritt mit seinen Eltern ans Rednerpult, Kletti überreichte Günes’ Mutter unter Verweis auf den gestrigen Muttertag einen Blumenstrauß. "Was soll ich sagen – ich bin überwältigt", sagte der 27-Jährige. Der Zuspruch mache ihn "sprachlos", worauf er dann doch folgende Worte fand: "Heute scheint die Sonne über Sandhausen." Und zwar wortwörtlich, denn sein Nachname bedeute aus dem Türkischen übersetzt "Sonne".
Weil das Freibier-Versprechen Corona-bedingt nicht eingelöst werden könne, versprach Günes mit Blick auf die Zukunft aber unter noch einmal großem Jubel: "Sobald es wieder möglich ist, gibt es einen Umtrunk auf meine Kosten!" Er dankte insbesondere seiner Familie und seinen Freunden sowie Unterstützern. "Heute geht mein Traum in Erfüllung", sagte er. Zudem warb er dafür, im Gemeinderat "an einem Strang zu ziehen".

Der unterlegene Wangler gratulierte Günes und erklärte, dass er "im Herzen Sportler" sei und als solcher bis zum Schluss gekämpft habe: "Nach dem Ergebnis im ersten Wahlgang war aber klar, dass mein Sieg eine Sensation gewesen wäre." Hans-Jürgen Moos (SPD) erfuhr das Ergebnis in seiner Mühle in Meckesheim. "Es war klar, dass ich keine Rolle mehr spielte", so der 48-Jährige. "Mein Lebenstraum ist leider nicht in Erfüllung gegangen." Pläne für eine politische Zukunft hat der Ex-Rathauschef von Meckesheim nicht. Ob er dort bei der Bürgermeisterwahl 2024 antritt, ließ er offen. Er bleibe vorerst Pensionär.



