Drei Fragen an die Kandidaten
Vor der Neuwahl am Sonntag - Sechs Bewerber auf dem Stimmzettel - Diesmal reicht die einfache Mehrheit

Das Sandhausener Rathaus. Foto: Fink
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Sechs Kandidaten stehen in der zweiten Runde der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 9. Mai, auf dem Stimmzettel. Bekanntlich hatte am 18. April niemand der damals acht Bewerber die absolute Mehrheit erreicht. Nun treten an: Hans-Jürgen Moos (SPD), Hakan Günes (CDU), Timo Wangler (parteilos, unterstützt von SPD, FDP und GAL), Gerhard Müller, Samuel Speitelsbach und Alexander Bernhard Büchler (alle parteilos). Ihnen gab die RNZ kurz vor der entscheidenden Wahl noch einmal Gelegenheit, auf drei Fragen zu antworten. Diese nahmen alle außer Speitelsbach wahr.
Was motiviert Sie zur Kandidatur für die Neuwahl am 9. Mai?
Moos: Neuwahl heißt "Alles zurück auf Los". Viele Sandhäuser haben mich gebeten, nicht zurückzuziehen, sondern mein Angebot zugespitzt neu zu unterbreiten. Die Karten sind aus mehreren Gründen neu gemischt.
Günes: Für das Ergebnis des ersten Wahlgangs bin ich sehr dankbar. Gerade der Zuspruch von Bürgern, die mich in der ersten Runde nicht gewählt haben, zeigt mir: Sandhausen hat Lust auf Zukunft – genau wie ich.
Auch interessant
Wangler: Meine 20,9 Prozent plus die Stimmen für Petra Weiß (16,3 Prozent) und Jürgen Rüttinger (7,2 Prozent), die ihren Anhängern nun meine Wahl empfehlen, ergeben eine Mehrheit für mich. Das sind doch Aussichten!
Müller: Es ist nach wie vor der Anreiz und der Wille in mir, gemeinsam mit den Bürgern Sandhausens in eine erfolgreiche Zukunft für Sandhausen zu gehen.
Büchler: Ich bin der parteiunabhängige Kandidat. Ich kann im Gemeinderat über Parteigrenzen hinweg Sachentscheidungen herbeiführen. Ich kann mit Menschenkenntnis und unternehmerischem Geschick sofort anpacken.
Warum sind Sie der beste Bürgermeister für Sandhausen?
Moos: Der ideale Bürgermeister spricht bei der Grabrede des Feuerwehrmanns genauso würdig wie bei der Trauung des Hochzeitspaars. Er ist Motor, Chef-Unterhändler, oberster Repräsentant – und empathischer Mensch.
Günes: Mein Herz schlägt für Sandhausen: Ich bin Sandhäuser, kenne die Menschen vor Ort und brenne für dieses Amt. Als Jurist und langjähriger Gemeinderat bringe ich die nötige Erfahrung und Kompetenz mit.
Wangler: Was es alles braucht, bis man dem Bürgermeisteramt in einer 15.000-Seelen-Gemeinde gewachsen ist, wird oft unterschätzt. Ich arbeite seit 20 Jahren darauf hin und fühle mich auch menschlich gereift.
Müller: Es geht nicht um den besten Bürgermeister, sondern in erster Linie um nichts anderes als die Zukunft Sandhausens. Und das kann nur mit den Bürgern gemeinsam angegangen werden. In allen Bereichen.
Büchler: Weil ich die Verwaltung bürgernah und transparent gestalte, mit Gründer-Fördern die Zukunft sichere, mit dem SVS eine Lösung mit Bäumen erarbeite und den Sandhäusern die Dorfschänke zurückgebe.
Wo sehen Sie im Falle Ihres Wahlsiegs die Gemeinde Sandhausen im Jahr 2029?
Moos: Das interkommunale Projekt Hardtwald-Rettung hat Fahrt aufgenommen, der SV ist im neuen Stadion an der Autobahn, was weitere Entwicklungen auslöste. Bürger schätzen das Rathaus als Tathaus.
Günes: Digital auf Höhe der Zeit, finanziell solide aufgestellt, mit attraktiven Ausgehmöglichkeiten. Als Gemeinde mit flexibler Kinderbetreuung, hochwertigen Lernplätzen und vielfältigen Freizeitangeboten!
Wangler: Gesunde Gemeindefinanzen; pulsierende Ortsmitte, vom Verkehr befreit; erstklassige Schulbildung und Kinderbetreuung; Sandhausen wird Vorzeigekommune für Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Müller: Nun was die Zukunft Sandhausens anbelangt, kann man jetzt nicht mal im Ansatz vorhersagen. Jegliche Verbesserung in allen Bereichen würde Sandhausen und den Bürgern gut tun.
Büchler: Im pulsierenden Ortskern treffen sich jung und alt. Das Vereinsleben ist aufgeblüht. Das Verkehrschaos ist Schnee von gestern und die Gründerszene hat die ersten größeren Unternehmen hervorgebracht.
Daten und Fakten zur Wahl
> Die Bürgermeisterwahl in Sandhausen geht am Sonntag in die entscheidende zweite Runde: Diesmal reicht die einfache Mehrheit zum Sieg. Beim ersten Wahlgang am 18. April hatte Hakan Günes (CDU) mit knapp 44 Prozent das beste Ergebnis erreicht, danach folgte Timo Wangler (parteilos) mit fast 21 Prozent. Die Kandidierenden Petra Weiß (parteilos), Jürgen Rüttinger (SPD) und Günther Köhler (parteilos) zogen ihre Bewerbung zur Neuwahl zurück. Hans-Jürgen Moos (SPD) erreichte knapp sechs Prozent und erhält seine Kandidatur ebenso aufrecht wie Gerhard Müller (parteilos), der auf rund 0,2 Prozent kam. Für Samuel Speitelsbach (parteilos) stimmten weniger als 0,1 Prozent. Alexander Bernhard Büchler (parteilos) warf seinen Hut erst für die Neuwahl in den Ring.
Ordnungsamts- und Wahlleiter Peter Schmitt erklärte nun auf RNZ-Anfrage, dass wieder rund 12.500 Sandhäuser wahlberechtigt sind. "Etwa 50 bis 60 Wahlberechtigte sind hinzugekommen." Einige seien inzwischen als Zugezogene wahlberechtigt; andere wiederum, weil sie nun das erforderliche Alter von 16 Jahren erreicht haben.
Mit aktuell etwas mehr als 3300 Briefwählern sei auch diese Zahl gegenüber dem ersten Wahlgang ungefähr um 60 gestiegen. Beantragt werden kann die Briefwahl für diesen Sonntag noch bis Freitag, 18 Uhr, und am Wahltag selbst von 8 bis 15 Uhr.
Auf das seit 8. April im Internet verfügbare Video der digitalen Kandidatenvorstellung der Gemeinde wurde bis zum gestrigen Mittwoch rund 60.000 Zugriffe verzeichnet; vor der Wahl am 18. April waren es noch 40.000 "Klicks".
Neben den vier Briefwahlbezirken kann von 8 bis 18 Uhr in 14 Wahllokalen abgestimmt werden. Überall gilt ein Hygienekonzept mit Maskenpflicht, Händedesinfektion, Plexiglasscheiben und – je nach Größe des jeweiligen Wahllokals – begrenzter Zahl der gleichzeitig im Innern zugelassenen Personen. Den Wählern wird empfohlen, eigene Kugelschreiber mit ins Wahllokal zu bringen. Doch auch vor Ort gibt es Stifte, die nach jedem Gebrauch desinfiziert werden.
Wie schon beim ersten Wahlgang sind auch bei der entscheidenden Neuwahl am Sonntag Corona-bedingt keine Feierlichkeiten geplant. Das Wahlergebnis soll auf der Internetseite der Gemeinde bekannt gegeben werden. Wieder wird erwartet, dass das Resultat gegen 19.30 Uhr feststeht.



