Bürgermeisterwahl Mauer

Drohen nach dem Eklat Eppelheimer Verhältnisse? (plus Videos)

Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl - Sport- und Kulturhalle platzte aus allen Nähten - "Partei" droht mit Klage

03.03.2020 UPDATE: 04.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Sitzplätze waren Mangelware bei der Kandidatenvorstellung am Montagabend in der Sport- und Kulturhalle: Rund 800 Besucher wollten die Bewerber erleben. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Mauer. Wer ist der bessere Bürgermeister für Mauer? Mit dieser Frage strömten am Montagabend rund 800 Mauermer in die Sport- und Kulturhalle. Am Sonntag, 8. März, wird gewählt. Am Ende der rund zweistündigen Kandidatenvorstellung stand – zum Bedauern vieler Besucher – nicht mehr diese Frage im Mittelpunkt, sondern das Auftreten der Bewerber der Satirepartei "Die Partei". Sie lösten mit ihren Reden einen Eklat aus. Drei von ihnen durften nicht zu Ende sprechen und drohten nach der Veranstaltung mit einer Wahlanfechtung.

Hintergrund

Zwei waren gefragt: Ehret und Kramer im Fokus

Die Mauermer zögerten, doch dann fühlten sie den Bewerbern bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl (siehe weitere Artikel) auf den Zahn. Zwar ging es auch um Schulwege, Verkehrsprobleme und

[+] Lesen Sie mehr

Zwei waren gefragt: Ehret und Kramer im Fokus

Die Mauermer zögerten, doch dann fühlten sie den Bewerbern bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl (siehe weitere Artikel) auf den Zahn. Zwar ging es auch um Schulwege, Verkehrsprobleme und Vereine, doch die meisten Fragen drehten sich um Unterschiede zwischen John Ehret und Heike Kramer. "Ich versuche immer, einen guten Weg zu finden", sagte Kramer: "Ich gebe nicht auf, bis es passt." Ehret meinte, dass er "sachlich freundlich, aber bestimmt" agiere. "Ich kann Bürgern nicht alles erlauben, zum Beispiel Falschparken", sagte er. "Ich versuche aber, Entscheidungen transparent zu machen."

Immer wieder wurde Kramer gefragt, was sie denn anders machen will. Richtig sei, dass sie gemeinsam mit Ehret Beschlüsse getroffen habe. "Bei Kritik habe ich mich nicht öffentlich beklagt, weil ich loyal bin", erklärte sie. Viele Bürger seien auf sie zugekommen. Mit ihrer Kandidatur wolle sie eine "echte Wahl" ermöglichen, so die CDU-Gemeinderätin: "Außerdem habe ich das Gefühl, dass nicht alle Betroffenen einbezogen werden." Das wolle sie ändern, habe aber "Grenzen gespürt". Als Bürgermeisterin könne sie dies erreichen. Bei einer Niederlage bleibe sie Gemeinderätin.

Einig waren sich beide darin, dass Mauer nicht freiwillig mit anderen Orten fusionieren sollte. "Ich werde keinen Antrag stellen, mit Meckesheim oder Bammental zusammenzugehen", sagte Ehret. (cm)

[-] Weniger anzeigen

Die knapp 500 Stühle in der Halle waren schon eine Viertelstunde vor Beginn belegt. Wer später kam, musste sich mit einem Stehplatz begnügen oder machte gleich wieder kehrt. Das Interesse war riesig. Die Besucher standen bis ins Foyer.

Auch die Bürgermeister Eric Grabenbauer aus Wiesenbach, Holger Karl aus Bammental, Edgar Knecht aus Lobbach, Maik Brandt aus Meckesheim und Marco Siesing aus Eschelbronn, die ehemaligen Rathauschefs Erich Mick aus Mauer und Klaus Gärtner aus Gaiberg sowie der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte aus Bammental wollten sich die Veranstaltung nicht entgehen lassen.

Auch einige "Partei"-Mitglieder hatten sich – erkennbar an ihren Uniformen – unter das Publikum gemischt. Auf dem Podium hatte der Wahlausschuss um den Vorsitzenden Joachim Frühauf bestehend aus Andreas Raser, Gabriele Fleig, Leonhard Schmitt und Klaus-Henning Kluge Platz genommen.

Auch interessant
Bürgermeisterwahl Mauer: Das will Amtsinhaber John Ehret (plus Video)
Bürgermeisterwahl Mauer: Das will Herausfordererin Heike Kramer (plus Video)
Bürgermeisterwahl Mauer: "Die Partei"-Kandidaten trieben die Zuhörer aus der Halle (plus Video)

"Das Amt des Bürgermeisters ist eine große Aufgabe", sagte Joachim Frühauf. "Ich hoffe, dass sich alle Bewerber dessen bewusst sind", so der Vorsitzende des Wahlausschusses mit Blick auf die Kandidaten, die sich in der Reihenfolge des Eingangs ihrer Bewerbung vorstellten. Drei der zehn Kandidaten waren nicht erschienen: Karlheinz Eith (ÖDP) sowie Stefan Hofmann und Tobias Langer (beide "Die Partei") hatten sich schriftlich entschuldigt, wie Frühauf sagte.

Während ein Kandidat sprach, mussten die Mitbewerber den Saal verlassen. Sie wurden von Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung in der Herrenumkleidekabine der Halle "betreut". Jeder Kandidat hatte 15 Minuten Zeit, um sich und seine Ziele vorzustellen, was nicht alle ausnutzten beziehungsweise ausnutzen durften. Am längsten sprach Amtsinhaber John Ehret mit 14 Minuten und 50 Sekunden, seine Stellvertreterin und CDU-Gemeinderätin Heike Kramer blieb mit 12 Minuten und 18 Sekunden etwas kürzer. Ehret erhielt 28 Sekunden Applaus, Kramer 25 Sekunden.

Die Reden der einheitlich in Uniform gekleideten "Partei"-Kandidaten wurden immer wieder durch Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum unterbrochen, manche Besucher standen sogar auf und gingen. Björn Leuzinger aus Heidelberg konnte seine 12 Minuten und 30 Sekunden lange Rede genauso freiwillig beenden wie Constantin Kleinholdermann aus Rüsselsheim am Main, der drei Minuten und sieben Sekunden sprach. Anders war dies bei Yesamin Fritzsche aus Neckarsteinach, Daniel Wagner aus Heidelberg und Maximilian von Moers-Meßmer aus Heidelberg, denen das Rederecht entzogen wurde (siehe Artikel hier).

Dagegen protestierten die "Partei"-Mitglieder und kündigten an, Widerspruch gegen die Wahl einzulegen und zur Not auch zu klagen. Es könnte also zu "Eppelheimer Verhältnissen" kommen. Dort musste Bürgermeisterin Patricia Rebmann vor drei Jahren wegen einer Klage sieben Monate auf ihren Amtsantritt warten.

Bei der abschließenden Fragerunde waren vor allem Ehret und Kramer gefragt. Häufig ging es um die Unterschiede zwischen beiden. Bei der Fragerunde fielen die "Partei"-Kandidaten negativ auf, weil sie während der Antworten lachten oder sich mit ihren Handys beschäftigten. Außerdem hatten sie Einhorn-Plüschtiere auf die Tische gestellt. "Demokratie ist manchmal nicht zu verstehen", meinte Frühauf und beendete schließlich eine "mit Sicherheit interessante Veranstaltung".

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.