Bestattungswald in Schriesheim

Hängepartie um Bestattungswald geht weiter

Stadträte stimmen mit knapper Mehrheit für Verhandlungen und Kostenprüfung - CDU und Freie Wähler sehen Konkurrenz zu Friedhöfen

22.11.2018 UPDATE: 23.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Der private Betreiber FriedWald GmbH hat seit Jahren großes Interesse daran, in Schriesheim einen Bestattungswald einzurichten. Die Stadt wird mit dem Unternehmen nun konkret darüber verhandeln. Foto: dpa

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Die Ausgangslage für die Befürworter eines Bestattungswalds in Schriesheim war klar: Fehlte einer der 14 Stadträte von Grüner Liste, SPD und FDP in der Sitzung am Mittwoch, wäre die Mehrheit für weitere Verhandlungen mit privaten Betreibern und eine Prüfung eines kommunalen Bestattungswalds dahin.

Gleich zwei Sitze blieben letztlich leer: die von FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger und CDU-Rat Philipp Jäck. Mit 13 zu 11 Stimmen votierte das Gremium dafür, das Vorhaben "Bestattungswald" noch nicht zu den Akten zu legen. Bürgermeister Hansjörg Höfer enthielt sich. Einen Grundsatzbeschluss für oder gegen eine solche Einrichtung, wie noch vor der Sitzung von der Verwaltung gewünscht, fällte der Gemeinderat aber nicht.

Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern blieben gegenüber den Debatten vergangener Jahre weitgehend unverändert: Die Freien Wähler (FW) lehnen einen Bestattungswald weiterhin kategorisch ab. Die CDU fürchtet, dass die Stadt auch bei einem privaten Betreiber letztlich auf Mehrkosten sitzen bleiben könnte. "Erst einmal müssen wir uns klarmachen: Was kostet es die Stadt?", forderte deren Fraktionschef Michael Mittelstädt.

Daraufhin versuchte sich sein SPD-Kollege Sebastian Cuny als Brückenbauer zu den Christdemokraten: "Ich glaube, aus Ihrer Stellungnahme erkannt zu haben, dass Sie bereit wären, diesen Weg weiterzugehen. Wir können unseren Antrag daher gern um eine Kostenermittlung ergänzen." Auch das überzeugte die CDU nach kurzer Beratung aber nicht. "Nur eine Kostenaufstellung würde uns als weiteres Vorgehen reichen", sagte Mittelstädt. Die fünf anwesenden Fraktionsvertreter stimmten mit den Freien Wählern geschlossen gegen den Antrag von Grüner Liste, SPD und FDP.

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"Ich bin erstaunt, dass dieses Thema hier wieder auftaucht", sagte FW-Stadträtin Jutta Becker. Ihre Fraktion habe zwar Respekt vor dem Wunsch nach alternativen Bestattungsformen, fürchte aber unter anderem unkalkulierbare Folgekosten für die Stadt wegen neu zu schaffender Infrastruktur. Altenbachs Ortsvorsteher Herbert Kraus wies zudem auf das naturnahe Grabfeld auf dem Schriesheimer Friedhof hin, das alternative Bestattungsformen schon ermögliche. Auch auf dem Altenbacher Friedhof ist ein solches Areal geplant. "Wir sind mindestens für die nächsten 50 Jahre gut aufgestellt", so Kraus. "Ein Bestattungswald wäre eine immense Konkurrenz zu unseren Friedhöfen."

Christian Wolf, Fraktionschef der Grünen Liste, vertrat die gegenteilige Meinung: "Das ist keine Konkurrenz, sondern ein ergänzendes Angebot." Das zeige auch das Beispiel Bad Dürkheim, wo die RuheForst GmbH einen Bestattungswald betreibt. "Dort ist die Kostendeckung der Friedhöfe nicht heruntergegangen", so Wolf. Viele Schriesheimer hätten inzwischen dort schon Interesse an einer Bestattung bekundet oder sich bereits dafür entschieden: "Wir haben selten in Schriesheim bei einem Thema so viel Zuspruch erlebt." Sein SPD-Kollege Sebastian Cuny sah das ähnlich: "Das wäre eine Bereicherung des Angebots an Ruhestätten."

Einig waren sich die Fraktionen am Mittwoch lediglich darin, dass sie noch keinen Grundsatzbeschluss für oder gegen einen Bestattungswald fällen wollten - obwohl die FriedWald GmbH der Stadt inzwischen ein recht konkretes Angebot über eine Einrichtung bei Altenbach unterbreitet hat. Ein klassische Pacht zum Beispiel könnte 99 Jahre dauern und der Stadt knapp 6000 Euro im Jahr einbringen. Eine Forstnutzung wäre auf dem 26 Hektar großen Gelände dann aber kaum möglich. Zu Investitionskosten, die vom Waldbesitzer, also der Stadt, und der FriedWald GmbH getragen werden müssten, machte der Betreiber noch keine Angaben. "Alle diese Fragen könnten aber in weiteren Verhandlungen geklärt werden", sagt Wolf.

Bürgermeister Höfer zog den Verwaltungsantrag auf eine Grundsatzentscheidung schließlich zurück, der Vorschlag der Fraktionen von Grüner Liste, SPD und FDP wurde um eine Vorgabe ergänzt. Die Stadtverwaltung soll nun laut Beschluss erstens mit privaten Betreibern konkret über die Einrichtung eines Bestattungswalds verhandeln. Zweitens soll sie prüfen, ob die Stadt selbst einen Bestattungswald betreiben kann und was sie das voraussichtlich kosten würde. Drittens wurde die Stadt beauftragt, eine Kalkulation darüber aufzustellen, wie teuer die Einrichtung eines privaten Bestattungswalds für die Kommune wäre.

Von den ersten Bestattungen im Schriesheimer Wald ist die Stadt also noch ein ganzes Stück entfernt.

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