Schriesheim

Bürgermeister Höfer sieht Bestattungswald weiter skeptisch

Verwaltung fürchtet Konkurrenz zu Friedhöfen - Ratsmehrheit wahrscheinlich - Betreiber schlägt Pacht für rund 6000 Euro pro Jahr vor

14.11.2018 UPDATE: 15.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Vorläufiger Lageplan für Schriesheimer Friedwald. Grafik: RNZ

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Fünf Jahre lang wurde diskutiert, am Mittwoch könnte eine Grundsatzentscheidung fallen: Der Gemeinderat beschäftigt sich in seiner Sitzung am 21. November, ab 18 Uhr, mit dem Vorschlag der FriedWald GmbH, ein rund 26 Hektar großes Gebiet zwischen Altenbach und Wilhelmsfeld als Bestattungswald zu pachten. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Warum will die FriedWald GmbH nach Schriesheim expandieren? "Schriesheim fügt sich gut in unser bestehendes Standortnetz ein", sagt Stephan Martini von der FriedWald GmbH. "In diesem Einzugsgebiet gibt es viele Menschen, die sich eine alternative Bestattungsart wünschen." In der Rhein-Neckar-Region ist FriedWald bisher nur im pfälzischen Dudenhofen und in Schwaigern bei Heilbronn vertreten.

Wo würde der Bestattungswald entstehen? Zur Diskussion stehen drei Gebiete zwischen Altenbach und Wilhelmsfeld (siehe Grafik) mit 26 Hektar Fläche.

Sind diese Gebiete dafür geeignet? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Ein Bodengutachten einer Freiburger Beratungsfirma kam Anfang 2017 zu dem Schluss, dass auf den Flächen nur schlecht Löcher für die Urnenbestattungen ausgehoben werden können. Bei einer eigenen Untersuchung kam die FriedWald GmbH 2017 zum gegenteiligen Ergebnis.

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Würde die Stadt bei einer Verpachtung Geld verdienen? Ja, sie würde aber auch Einnahmen aus dem Holzverkauf verlieren. 230 Euro pro Hektar und Jahr bietet die FriedWald GmbH für eine Pacht des Geländes über 99 Jahre an. Jährlich bekäme die Stadt damit eine Summe von 5979,80 Euro. Für den Forst könnte sie das Gelände aber nur noch nutzen, wenn das keine Nachteile für den FriedWald bringt.

Wer wäre in diesem Fall für das Gelände zuständig? Die FriedWald GmbH wäre als Pächter für die Verkehrssicherheit verantwortlich - sie müsste also Wege und sanitäre Anlagen in Ordnung halten oder Bäume auf ihre Standsicherheit hin prüfen. Haftbar wäre bei einem Unfall aber möglicherweise auch die Stadt, sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer. "Weil wir kontrollieren müssten, ob der Betreiber seine Aufgabe erfüllt."

Welche Meinung vertritt die Stadtverwaltung? Bürgermeister Höfer befürwortet zwar grundsätzlich diese Möglichkeit für Bestattungen. Skeptisch ist er dagegen, was das Finanzielle angeht: "Durch den Bestattungswald würde der Kostendeckungsgrad auf den kommunalen Friedhöfen sinken, und dann müsste die Stadt höhere Zuschüsse zahlen." Schon jetzt decken die Gebühren für Bestattungen nur 60 Prozent der Kosten für Friedhöfe. In Michelstadt, wo die FriedWald GmbH seit 2002 einen Bestattungswald betreibt, hat die Verwaltung aber andere Erfahrungen gemacht: "Vielleicht fünf Prozent der Einheimischen haben sich für den FriedWald entschieden", sagt Sabine Kaffenberger, zuständig fürs Friedhofswesen. "Die meisten Interessenten kommen von außerhalb, aus den Ballungszentren."

Gibt es eine Mehrheit für einen Bestattungswald? Grüne Liste (GL), SPD und FDP fordern in einem gemeinsamen Antrag, konkret mit der FriedWald GmbH und anderen Betreibern über einen Bestattungswald zu verhandeln. Die Verwaltung will aber erst einen Grundsatzbeschluss, ob ein Bestattungswald gewünscht ist. Stimmen GL, SPD und FDP dafür, haben sie im Rat eine 14:13-Mehrheit.

Kann die Stadt auch selbst einen Bestattungswald einrichten? Ja, sie darf aber damit keinen Gewinn machen. Auch deswegen lehnt die Verwaltung einen Bestattungswald ab.

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