Schriesheim

Neuer Vorstoß Richtung Bestattungswald

Grüne Liste, SPD und FDP wollen einen entsprechenden Antrag in den Gemeinderat einbringen

18.10.2018 UPDATE: 22.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Bestattungswälder sind rechtlich festgelegte Waldflächen außerhalb traditioneller Friedhöfe, in denen eine Beisetzung von Totenasche möglich ist. Symbolbild: Stratenschulte

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Wird auf Schriesheimer Gemarkung doch ein Bestattungswald eingerichtet? Einen entsprechenden Antrag haben Grüne Liste, SPD und FDP gemeinsam vorbereitet. Er steht allerdings frühestens bei der übernächsten Gemeinderatssitzung Ende November auf der Tagesordnung. Demnach liegt der Stadt inzwischen das Angebot eines Betreibers vor, der "auf eigenes Risiko" tätig werden würde.

Rückblick: Bereits 2015 gab es Überlegungen, auf der "Kipp" in Altenbach eine solche Stätte des Gedenkens einzurichten, trotz vieler Sporteinrichtungen bis hin zur Kart-Bahn in der Nachbarschaft. Die Stadtverwaltung gab daraufhin ein Gutachten betreffs Bodenbeschaffenheit in Auftrag. Darin heißt es unter anderem, dass das Gelände wegen des steinigen Untergrunds nicht für Urnenbestattungen geeignet sei. Also legte man das Vorhaben vorerst auf Eis. Jetzt soll es unter neuen Voraussetzungen wieder auf den Tisch kommen.

"Wir müssen nochmals ran an dieses Thema und zwar über parteipolitische Grenzen hinweg. Die Bedarf an alternativen Bestattungsformen ist einfach sehr groß", sagte Sebastian Cuny (SPD) bei einem Pressegespräch, an dem auch Christian Wolf (Grüne Liste) und Wolfgang Renkenberger (FDP) teilnahmen.

"Die Infrastruktur ist ideal, es sind reichlich Parkplätze vorhanden und eine gute Busanbindung gibt es ebenfalls", sagte Wolf über den möglichen Standort. Den "gesellschaftlichen Bedarf" nannte Renkenberger als Grund dafür, dass auch seine Partei den Antrag unterzeichnet habe. Darin heißt es, die Verwaltung werde beauftragt, mit geeigneten Anbietern in konkrete Verhandlungen zu treten und alternativ zu untersuchen, ob ein Bestattungswald auch kommunal betrieben werden könne. Bestattungswälder seien für Friedhöfe keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung. Angehörige nähmen lange Anfahrten in Kauf, um den Verstorbenen an der etwas anderen letzten Ruhestätte nahe zu sein, sagte Cuny.

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Bestattungswälder privater Betreiber gebe es inzwischen in Bad DürkheimBestattungswälder privater Betreiber gebe es inzwischen in Bad Dürkheim und Michelstadt sowie in Reichartshausen unter kommunaler Regie. Für den letztgenannten stünden inzwischen sogar Erweiterungspläne an. Demnach dürfte man in Reichartshausen ebenso wirtschaftlich gearbeitet haben wie in einem Unternehmen.

Damit nochmals zurück zu der zunächst angedachten, rund 25 Hektar großen Fläche zwischen Altenbach und Wilhelmsfeld: Dort gab es im Abstand von rund 30 Metern über 200 Probebohrungen, bei denen es nur in etwa 70 Fällen gelang, bis in die gewünschte Tiefe vorzudringen. Also kam man zu dem Schluss: Die Fläche ist zu über 60 Prozent "nicht grabbar" und deshalb als Bestattungswald ungeeignet. Denn laut Vorschrift muss eine Urne 80 Zentimeter tief in die Erde. "Ein Gutachter geht natürlich auf Nummer sicher, um nicht nachträglich belangt zu werden", so Wolf.

Dagegen stünden die Erfahrungswerte der Betreiber von Bestattungswäldern. So gesehen sei ein zweiter Anlauf gerechtfertigt. Natürlich müssten die rechtlichen Verhältnisse auch vorab dahingehend geklärt werden, inwieweit Stadt- und Forstverwaltung bei einem von einem Unternehmen betriebenen Bestattungswald weiter in der Verantwortung stünden.

CDU und Freie Wähler hatten das Thema bisher eher kritisch betrachtet und keinen Bedarf an einem Bestattungswald gesehen. Nun sind die Antragssteller gespannt, ob es in deren Reihen vielleicht doch noch einen Sinneswandel gibt.

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