Schriesheimer Bestattungswald: Fraktionen wollen negatives Bodengutachten "intern" beraten

Die Fraktionen beraten nun, wie es beim Thema Bestattungswald weitergehen soll. Eine Entscheidung fiel noch nicht.

19.01.2017 UPDATE: 20.01.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Ein einfaches Holzkreuz steht am Andachtsplatz mit Platz für rund 50 Menschen im "FriedWald" in der Nähe von Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: dpa

Schriesheim. (sk) "Ich wollte das Thema nicht vor Weihnachten auf die Tagesordnung bringen", bemerkte Bürgermeister Hansjörg Höfer. Darum wurde das Gutachten über einen möglichen Bestattungswald, wiewohl bereits im Oktober fertiggestellt, erst jetzt im Gemeinderat behandelt.

Jonas Schlenker vom Freiburger Büro "Unique" zeigte die drei großen Waldstücke zwischen Altenbach und Wilhelmsfeld, die bereits im Sommer für diesen Zweck ausgewählt wurden und die er mit seinen Kollegen untersuchte. Die Voraussetzungen, welcher Boden sich für die Urnenbestattung eigne, seien nicht gesetzlich geregelt; allerdings lege ein Merkblatt aus Rheinland-Pfalz fest, dass die Erde bis in eine Tiefe von 80 Zentimeter "grabbar" sein müsse und es weder Grund- noch Stauwasser geben dürfe.

"Nichts unversucht lassen"

Die gute Nachricht: Letzteres war vor Ort nicht vorhanden. Die schlechte: Bei insgesamt 203 Proben schaffte es der verwendete Bohrstock nur in 73 Fällen bis in eine Tiefe von 80 Zentimetern. Alle 30 Meter wurde der Stock in die Erde versenkt, dabei stellten die Gutachter Steingehalte zwischen 30 und 50 Prozent fest. Fazit, so Schlenker: "64 Prozent der Fläche sind nicht geeignet."

Er schlug vor, weitere Orte zu überprüfen. Dazu müsse sie das Büro auswählen, bewerten und eine "Standortmatrix" erstellen; Kostenpunkt: 2000 Euro. Er machte das Angebot, dass das Gutachten nur bei einem positiven Ergebnis voll, ansonsten zum halben Preis berechnet werde. Für das vorliegende Papier gab die Stadt bereits 16.000 Euro aus.

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Grünen-Fraktionssprecher Christian Wolf reagierte betreten: "Wir hatten den Standort vorgeschlagen, jetzt haben wir fast schon ein schlechtes Gewissen." Nach wie vor sei er von der Einrichtung eines Bestattungswalds überzeugt, wolle "nichts unversucht lassen", bat aber gleichwohl um etwas Zeit zur weiteren, "internen" Beratung. Das wollten auch die übrigen Fraktionen und FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger. Dieser betonte ebenfalls seine Offenheit dem Thema gegenüber: "Das Interesse in der Bevölkerung ist da." Weshalb er sich einen alternativen Standort vorstellen könne. Auch Sebastian Cuny (SPD) plädierte für "alle möglichen Bestattungsformen", aber: "Nicht um jeden Preis." Daniel Schneegaß (CDU) war skeptisch und vermutete, dass die Topografie im gesamten Odenwald ähnlich sei wie die, die untersucht wurde. Bei den Freien Wählern, die von Anfang an keine Freunde des Bestattungswalds waren, gab es "nicht unbedingt Bedauern" über das Gutachten. Die Fraktion habe nie eine Notwendigkeit gesehen, stellte Jutta Becker noch einmal klar: "Wir halten die finanziellen Risiken für zu groß. Ich hoffe, dass die Sache damit ad acta gelegt wird." Eine Entscheidung fiel aber nicht in der Sitzung.

Allerdings brachte Höfer am Ende weitere Anforderungen an einen Standort und seine Erschließung ins Spiel: Ein Bestattungswald müsse Parkplätze haben, gut mit Bus oder Bahn zu erreichen sein, und es solle die Möglichkeit geben, Toiletten zu bauen.

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