Weinheimer Pestalozzi-Grundschule wird keine verbindliche Ganztagsschule
Gemeinderat ließ das Ganztagskonzept mit knapper Mehrheit durchfallen – Befürworter zeigten sich überrascht und enttäuscht

Die Pestalozzi-Grundschule in der Weinheimer Innenstadt. Foto: Dorn
Weinheim. (web) Paukenschlag im Gemeinderat: Mit knapper Mehrheit hat der Rat am Mittwochabend die Einführung einer verbindlichen Ganztagsgrundschule in der Weinheimer Innenstadt verhindert. Dem überraschenden Votum war eine intensive Diskussion mit Verbalattacken auf die Leitung der Pestalozzi-Grundschule und die Stadt vorausgegangen. So brandmarkte Andrea Reister (FDP) das Ganztagskonzept und das Verhalten der Behörden gegenüber den Eltern als "sozialistisch und kollektivistisch" – und wurde dafür von Oberbürgermeister Heiner Bernhard abgemahnt.
Die Befürworter der verbindlichen Ganztagsgrundschule reagierten nicht minder emotional. Cornelia Münch-Schröder (GAL) forderte ihre Ratskollegen dazu auf, die konzeptionelle Arbeit der Weinheimer Lehrer "nicht in die Tonne zu treten". Hintergrund ihres Ärgers: Der Gemeinderat hatte im vergangenen Winter einstimmig ein Rahmenkonzept für Weinheims Grundschulen beschlossen. Darin war vorgesehen, dass es in der Zweiburgenstadt künftig sowohl "klassische" Halbtagsgrundschulen (freilich mit ergänzenden Betreuungsangeboten), als auch Ganztagsgrundschulen in Wahl- sowie in verbindlicher Form geben solle. Dem damaligen Beschluss waren vier Workshops vorangegangen, an denen die Leiter aller zehn Grundschulen teilgenommen hatten.
"Erst fassen Sie einen Rahmenbeschluss, und wenn es zum Schwur kommt, wollen Sie von der eigenen Fahne gehen", rief OB Bernhard den Stadträten vor der Abstimmung zu. Zuvor hatte sich ein Meinungsbild ergeben, in dem sich der Gemeinderat so gespalten präsentierte, wie er dann auch abstimmte: 14 Räte plädierten gegen die verbindliche Ganztagsgrundschule, 13 stimmten dafür, 5 Räte enthielten sich. Das Ja der Schulkonferenz an der Pestalozzi-Grundschule war damit annulliert.
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Lediglich die GAL (dafür) sowie die WL und die FDP (dagegen) stimmten einheitlich ab. SPD und CDU waren "mehrheitlich" für das Konzept der Pestalozzi-Grundschule, die Mehrheit der Freien Wähler dagegen. Auch die beiden Stadträte der Partei "Die Linke" waren uneins – und Christina Eitenmüller (fraktionslos) enthielt sich. Auch im Publikum war die Resonanz geteilt: Einige Eltern applaudierten, während die Befürworter – darunter Bildungsamtschefin Carmen Harmand – sichtlich enttäuscht waren.



