Pestalozzischule Weinheim: Eltern-Mehrheit will die Ganztagsschule
Rund Zwei Drittel der Eltern würden Kinder an verbindlicher Ganztagsschule anmelden

Vom Frühherbst 2017 an wachsen die Erstklässler an der Pestalozzischule wohl trotz aller Kontroversen in einen verbindlichen Ganztagsbetrieb hinein. Foto: Kreutzer
Weinheim. (web) Die Pestalozzi-Grundschule in der Innenstadt ist auf dem Weg zur Ganztagsschule - zur ersten in Weinheim, die sich auf das verbindliche Ganztagsmodell stützt. Bei einer im Februar vorgenommenen und nun ausgewerteten Abfrage hat eine deutliche Mehrheit der betroffenen Eltern erklärt, ihre Kinder an der Pestalozzischule anzumelden, wenn diese im Schuljahr 2017/2018 verbindliche Ganztagsschule werden sollte.
Die Gesamtlehrerkonferenz und die Schulkonferenz (mit den Elternvertretern) hatten die Einrichtung dieser Schulform ebenso unterstützt wie die Stadt als Schulträgerin. Auch das Votum der Elternschaft stehe nun ziemlich klar fest, heißt es in einer Pressemitteilung von Schule und Stadt: Rund 75 Prozent derjenigen Eltern, deren Kinder 2017 eingeschult werden, haben den Fragebogen zurückgegeben. Die Rücklaufquote bei den Eltern, deren Kinder 2018 eingeschult werden, lag bei etwa 70 Prozent. Jeweils zwei Drittel dieser Eltern aus beiden Jahrgängen haben zurückgemeldet, sie würden ihre Kinder an einer verbindlichen Ganztagsschule anmelden.
Hinzu kommen aktuell vier Eltern aus anderen Schulbezirken, die für ihre Kinder einen Schulbezirkswechsel an die Pestalozzischule beantragen wollen, wenn diese verbindliche Ganztagsschule wird. Andererseits können Eltern, die mit dieser Veränderung nicht einverstanden sind, ihre Kinder auch an einer anderen Grundschule in der Stadt anmelden.
Nach Ansicht von Schulleiterin Jutta Lieder zeugt diese Rückmeldung von dem Vertrauen, das die Eltern der Schule und den Lehrern bei der pädagogischen Ausgestaltung des künftigen Ganztagschulbetriebs entgegenbringen. Hierfür und für die Teilnahme an der Abfrage hat sich die Schulleiterin in einem Schreiben bedankt, mit dem gleichzeitig alle betroffenen Eltern über das Ergebnis der Bedarfserhebung informiert wurden.
Die Entwicklung an der Pestalozzi-Grundschule wird auch der "Rahmenkonzeption Ganztagsgrundschule" gerecht, die der Weinheimer Gemeinderat im Februar verabschiedet hatte (wir haben berichtet). Im Rathaus sieht man darin einen großen Schritt zu einer weiter verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zumal das Land die Einrichtung von Ganztagsschulen finanziell stärker unterstützt als andere Betreuungsangebote. Der formale weitere Weg sieht nun vor, dass der Gemeinderat im Herbst endgültig den Wunsch der Schule absegnet. Parallel zu dem Ratsverfahren wird die Stadt als Schulträgerin einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium in Karlsruhe stellen. Der Ganztagsbetrieb soll mit dem Schuljahr 2017/18 beginnen. Von Montag bis Donnerstag werden die Schüler dann auf der Grundlage eines pädagogischen Konzeptes verlässlich und verbindlich von 8 Uhr morgens bis 15 Uhr am Nachmittag betreut.
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"Die sinnvollste Schulform"
Die Lehrer sollen dabei auf einen angemessenen und kindgerechten Wechsel zwischen Lern- und Entspannungsphasen achten. Es soll zudem Kooperationen mit Vereinen und Kulturträgern wie der Musik- und Volkshochschule geben. Die Hausaufgaben werden demnach zu "Schulaufgaben" umfunktioniert, zu Mittag gegessen wird gemeinsam. So hatte es Schulleiterin Lieder bei einer Info-Veranstaltung Ende Januar beschrieben. Für die Schulleitung überwiegen bei der Verbindlichen Ganztagsschule deutlich die Vorteile.
Jutta Lieder betonte jetzt erneut, dass pädagisch-didaktische Ziele wie die individuelle Förderung der Schüler, das abwechslungsreiche Lernen oder das "Training des Sozialverhaltens" mit dem verbindlichen Ganztagsbetrieb eher zu erreichen seien als mit der Halbtagsschule oder einer Wahlform. Es wachse außerdem auch die Chancengleichheit unter den Kindern. Die Pädagogin spricht in diesem Zusammenhang vor einer "veränderten Kultur des Schulalltags".
Auch Carmen Harmand, Leiterin des Bildungsamts, bekräftigte die Argumente der Schulleiterin. Sie erinnerte daran, dass Stadt und Grundschulen die Rahmenkonzeption für Ganztagsgrundschulen in Weinheim gemeinsam entwickelt hatten: "Dabei waren sich die Grundschulen einig, dass die verbindliche Form der Ganztagsschule die pädagogisch und organisatorisch sinnvollste Variante darstellt."
Für die Schule bedeutet dies nun konkret, dass in beiden Schuljahren mindestens zwei erste Klassen gebildet werden können. Der Aufbau der verbindlichen Ganztagsschule soll stufenweise erfolgen und im Schuljahr 2017/18 mit zwei ersten Klassen beginnen.



