Weinheimer Pestalozzi-Grundschule geht in die Ganztags-Offensive
Schulkonferenz von verbindlichem Ganztagskonzept überzeugt - 2017/18 soll es im zweiten Anlauf eingeführt werden

Die Pestalozzi-Grundschule in der Weinheimer Innenstadt. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Eigentlich hätte es im kommenden September so weit sein sollen: Die Pestalozzi-Grundschule in der Innenstadt wollte bereits 2015 die Weichen stellen, um im Schuljahr 2016/17 verbindliche Ganztagsschule zu werden. Doch daraus wurde nichts: Nach Angaben der Stadt plädierten zwar mehr als die Hälfte der Eltern für die neue Schulform. Doch am Ende erschien dem Schulträger die Zahl der Skeptiker und Unentschlossenen zu groß.
Jetzt wollen es die Stadt und die Schulkonferenz ein zweites Mal wissen - und die verbindliche Ganztagsschule zu Beginn des Unterrichtsjahrs 2017/18 einführen. Auf der Webseite der Schule finden Erziehungsberechtigte bereits Infos und Bögen für eine Elternbefragung. Abgabetermin: 26. Februar. Dennoch sei die Befragung nicht als Abstimmung zu verstehen, heißt es. Sie stelle lediglich eine von mehreren Stationen auf dem Weg zur verbindlichen Ganztagsschule dar. Das Gespräch mit den Eltern möchte die Schulleitung bereits am Donnerstag, 28. Januar, von 19.30 bis 21 Uhr suchen. Persönlich eingeladen sind Eltern aus dem Pestalolzzi-Schulbezirk, wenn deren Kinder 2017 oder 2018 eingeschult werden. Aber auch werdende Grundschuleltern aus anderen Bezirken können kommen.
Doch was hat sich seit 2015 geändert? Aus Sicht der Befürworter wenig. Auch zuletzt waren sich Schule und Stadt einig: Die verbindliche Ganztagsschule müsse kommen. "Wir sind der Auffassung, dass eine sinnvolle und pädagogisch wertvolle Rhythmisierung des Schultags nur in der verbindlichen Form gelingt", so Schulleiterin Jutta Lieder. Wenn alle Schüler von 7.55 bis 15 Uhr im Gebäude sind, könnten Unterricht und außerschulische Angebote vernetzt werden. Phasen der An- und Entspannung sowie Bewegungsangebote ließen sich in Einklang bringen. Dies wäre an vier Tagen pro Woche möglich. Der Freitag wäre vom Ganztagsbetrieb ausgeschlossen. "Es gibt in der Innenstadt gut verdienende Eltern - aber auch solche, die Ganztagsangebote brauchen", sagt Elternbeiratsvorsitzende Valerie Wichelmann. Ihr gehe es aber nicht nur um Erziehende, die Kinder und Job unter einen Hut bringen müssen: "Wenn das alles ist, reicht die Wahlform."
Hierbei haben Eltern die Wahl zwischen Halb- und Ganztagsangeboten. Dennoch bevorzugt Wichelmann die verbindliche Form: Hierbei falle auch das leidige Unterscheiden zwischen zwei Schülergruppen weg, die zu verschiedenen Zeiten in der Schule sind: "Die Stadt hat beim letzten Versuch einen Rückzieher gemacht, weil ihr die Dunkelziffer innerhalb der Elternschaft zu hoch war." Hintergrund: Von der Einführung der verbindlichen Ganztagsschule 2017/18 wären zunächst nur die Erstklässler betroffen. 2018/19 wären zwei Klassenstufen "im System", zwei Jahre später die Ganztagsschule dann schrittweise eingeführt, so die derzeitige Planung. "Zuletzt kam aber ein großer Erstklässerjahrgang auf die Schule zu", so Wichelmann. Selbst wenn der Anteil der Eltern, die die Nachmittagszeit mit ihren Kinder verbringen wollen, damals gering gewesen wäre: Die Stadt hätte ein Problem gehabt. Denn: Die Pestalozzischule liegt zentral. Wer die verbindliche Ganztagsschule ablehnt, kann in benachbarte Schulbezirke wechseln - andersherum aber genauso. Doch ab einer bestimmten Anzahl Wechselwilliger hätte die Stadt den Wünschen der Eltern kaum noch nachkommen können.
Diese haben aber das Recht, die Schulform für ihre Kinder selbst zu bestimmen. Dieses Mal wollen Schulträger und Schulgemeinschaft frühzeitig Planungssicherheit. Elternvertreter wie Lehrer seien klar dafür, den neuen Weg zu gehen, sagt Wichelmann: "Das war auch schon letztes Jahr so, obwohl sich die Schulkonferenz damals anders zusammensetzte." Ohne das Plazet von Schulträger und Schulkonferenz gibt es im Land keine Ganztagsschule.
Platz ist dagegen das Stichwort, wenn es um Grundschul-, Hort- und weitere Betreuungsformen geht: "Mit der verbindlichen Ganztagsschule wäre gewährleistet, dass alle Kinder bis 15 Uhr die Schule besuchen", so die Schulleitung. Die Stadt stehe vor steigenden Betreuungszahlen. Die Ressourcen an öffentlichen Räumen seien knapp. Bereits in der Vergangenheit hatte es im Umfeld der Pestalozzischule Probleme gegeben. Am Ende gelang es jedoch, Räume für die Grundschulbetreuung zu finden: in der Moltkestraße. Der Hort blieb in der Schule. Grundschulbetreuung gibt es auch mit der verbindlichen Ganztagsschule, aber zu anderen Zeiten. Vor dem Unterricht - und danach bis 17 Uhr.



