Weinheimer Mittagstisch: Statt 80 Gästen werden ab 2016 wohl 200 täglich kommen
Im Winter versorgte der Mittagstisch rund 3150 Menschen. In den nächsten Jahren wird es wohl mehr Hungrige geben. Mit der Ankunft von Flüchtlingen wird es neue Aufgaben geben.
Mitte dieser Woche trafen sich Organisatoren und Helfer im Gemeindesaal von St. Marien zur Manöverkritik. Und die fiel erfreulich aus, obwohl durch die Fusion von Lukas- und Markusgemeinde zur "Evangelischen Gemeinde in der Weststadt" diesmal eine Woche Mahlzeitenausgabe wegfiel. 3150 ausgegebene "Erst-Essen" konstatierte Cheforganisatorin Inge Blöchle. Aber auch diejenigen, die noch einen Nachschlag wollten, gingen nicht leer aus. "Business as usual", schallte es von Johannis bis St. Marien. Was auch daran lag, dass man nach der 15. Organisation Routine hat.
Reibungslos von der Essenszubereitung bis zum Abwasch funktionierte die erstmalige Zusammenarbeit von Herz Jesu und der Liebenzeller Gemeinde. Selbst bei einem längerer Stromausfall in St. Laurentius brannte nichts an. Von einer völlig anderen Qualität des Beisammenseins im Kerzenschein berichteten die Helfer. Die "Grenzen der Küche erreicht" wurde in der Evangelischen Gemeinde in der Weststadt: Dafür stand dort eine lebhafte "kulinarisch-künstlerische" Woche auf dem Speiseplan. Die Theatergruppe der Bonhoefferschule brachte Leben in die Bude, Kindergartenkinder hatten Muffins gebacken, der Posaunenchor und der Akkordeonclub spielten zum Nachtisch auf.
Zur Bereitung des Mittagstischs eigens Urlaub genommen hatten sich zwei Helferinnen aus der Freikirchlichen Gemeinde. Auch hier war der Andrang enorm: "Leider sind unsere Töpfe nicht größer", lautete das Fazit hier.
Ein anderes Klientel als in den Vorjahren war in der Johannisgemeinde zu Gast. "Weniger Klienten in prekären Lebenssituationen, stattdessen in der Mehrzahl Rentner", beobachtete hier Pfarrer Stefan Royar, anders als in den Vorjahren seien Alleinerziehenden mit Kinder. Mit dem Zuzug von Asylbewerbern werde sich der Mittagstisch ändern, blickte der Geistliche in die nahe Zukunft. Statt der durchschnittlich 70 bis 80 Gäste pro Tag müsse man ab 2016 wohl mit bis zu 200 hungrigen Menschen täglich rechnen. Was sowohl Raum- als auch Kapazitätsprobleme mit sich bringen dürfte.
Dem Umbau des Martin-Luther-Hauses notgedrungen geschuldet war der Umzug der Gemeinde an der Peterskirche in den Altarraum des Gotteshauses. "Das war für einige zunächst ein schrecklicher Gedanke", machte Inge Blöchle aus anfänglichen Widerständen gegen die Kirchenmahlzeit kein Hehl. Am Ende waren auch hier alle mit dem ausnahmsweise vom Bodelschwingh-Heim gelieferten Essen zufrieden. Dass dies teurer gekommen war, "als wenn man selber kocht", war dank eines gestiegenen Spendenaufkommens zu verkraften.
Info: Der 16. "Weinheimer Mittagstisch" läuft vom am 12. Januar 2015 bis zum 28. Februar in St. Marien.