Hotelstandort Stadtgarten ist vom Tisch
Gemeinderat beschloss, Weinheims "Grüne Meilen" für Hotels auszuschließen - Neubau an Mannheimer Straße weiter möglich

Von den Obergeschossen des Amtsgerichts im Norden des Stadtgartens kann man sie trotz Bäumen gut sehen: Die heutige Tennisanlage, auf der das Innenstadthotel entstehen sollte.
Von Philipp Weber
Weinheim. Weinheims Unternehmer hatten im Pressegespräch dafür geworben, die alteingesessenen Hoteliers waren dagegen Sturm gelaufen: Die Rede ist von einem Hotel auf den heutigen Tennisplätzen im Stadtgarten. Entscheiden musste am Mittwochabend der Gemeinderat. Und der verpasste dem Hotelstandort Stadtgarten eine Abfuhr - während die Mannheimer Straße, aber auch ganz andere Standorte wie etwa der Parkplatz an der Uhlandschule in der Diskussion bleiben.
Die Beschlusslage sieht nun so aus: Die Verwaltung ist erstens damit beauftragt, den Bedarf an weiteren Hotelkapazitäten zuverlässig zu ermitteln. Dabei soll sie ein besonderes Augenmerk darauf verwenden, in welcher Größe und Kategorie neu gebaut werden sollte. Zweitens erteilte das Gremium der Verwaltung den Auftrag, sich zumindest vorbereitend mit einem Hotelbau zu befassen; entweder auf dem Gelände zwischen Mannheimer Straße und Freudenberg - oder an einem anderen Standort. Die überwiegende Mehrheit der Fraktionen schloss in Teil drei des Beschlusses den Stadtgarten explizit als Hotelstandort aus - lediglich SPD und Linke wehrten sich gegen dieses kategorische "Nein".
Es war das Ende einer langen Debatte, die mit Vertagungsanträgen begann und später von einer Sitzungsunterbrechung durchschnitten wurde. Zunächst hatte die WL beantragt, den gesamten Tagesordnungspunkt zu verschieben. Fraktionschef Michael Lehner sah den von der Verwaltung gewollten Grundsatzbeschluss als "überholt" an. Außerdem wünschte er sich mehr Infos zum Standort Mannheimer Straße und verlangte, dass der Rat die Themen "Hotels" und "Zukunft des Stadtmarketings" in einem Rutsch angeht.
Hintergrund von Lehners erstem Kritikpunkt: Bei der nicht-öffentlichen Vorberatung im ATU hatte der Investor, der sich für ein Hotel im Stadtgarten interessiert hatte, keine Planungen vorlegen wollen. Kurz vor der Grundsatzdebatte im Rat hatte er es sich anders überlegt - und einer Veröffentlichung von Skizzen und Visualisierungen in der Presse zugestimmt.
Ein Vorgehen, dass auch von anderen Fraktionssprechern als "respektlos" (Holger Haring, CDU), "einmaliger Vorgang" (Uli Sckerl, GAL) und "wenig seriös" (Marc Schüssler, FW) kritisiert wurde. Bürgermeister Torsten Fetzner verteidigte den Investor: Dieser habe offenbar auf den Gegenwind reagieren wollen, den der Standort Stadtgarten provoziert hatte. Angesichts der aufgeheizten Stimmung plädierte auch die Stadt für eine Vertagung - aber nur zum Thema "Stadtgarten". Doch keine Vertagungsvariante fand eine Mehrheit. So ging es in die inhaltliche Debatte. CDU-Stadtrat Haring sah durchaus Chancen für ein neues, größeres Hotel - aber nicht im Stadtgarten. "Die Fraktion hat große Bedenken, was die Bebaubarkeit dieser Fläche betrifft." Die Tennisplätze müssten aber nicht bleiben.
Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) wünschte sich eine breite Diskussion darüber, ob neue Hotels überhaupt nötig sind. "In einer weiteren Runde könnten wir dann über Standorte reden", forderte sie ein zeitlich abgestuftes Vorgehen. FW-Rat Schüssler verwies - ebenso wie seine Vorrednerin - auf ein uneinheitliches Meinungsbild in seiner Fraktion. Er wollte den Stadtgarten nicht in Gänze ausschließen, plädierte aber für einen Erbpachtvertrag anstelle eines Grundstücksverkaufs. Elisabeth Kramer (GAL) forderte die Stadt dazu auf, belastbare Zahlen zur Auslastung der Hotels vorzulegen: "Zwei Firmen, die unzufrieden mit vorhandenen Hotels sind, reichen nicht." Gegen den Stadtgarten spräche das "Grüne Meilen"-Konzept und die Tatsache, dass ein Hotel Verkehr den Berg hinaufziehen würde.
Auch Karl Bär (WL) wehrte sich gegen den "Schweinsgalopp", den die Verwaltung hinlege. "Wir wollen so nicht über zwei Hotels beschließen, die der gleichen Zielgruppe dienen". Im Stadtgarten könne er sich eine Verlängerung des benachbarten Hermannshofs vorstellen, aber kein Hotel. Er bemängelte ebenso wie sein Nachfolger Wolfgang Wetzel (FDP), dass für ein Hotel an diesem Standort ein Friedhof aus dem 19. Jahrhundert freigelegt werden müsste - ein "pietätloser Vorgang" sei das. Carsten Labudda (Die Linke) scherte aus: Er plädierte für ein deutlich erweitertes Hotelangebot - auch im Stadtgarten. Er könne sich über die "protektionistische" Haltung anderer Fraktionen nur wundern, sagte er.
Am Schluss fassten CDU, FW, GAL, WL und FDP ihre Anliegen zu den anfangs genannten Anträgen zusammen - und fegten den Hotelstandort Stadtgarten vom Tisch.