Weinheim: 812 Unterschriften für den Spielplatz Klausingstraße
Die Bürgerinitiative Klausingstraße kämpft weiter für den Spielplatz - Bürgermeister Torsten Fetzner fordert, Kinder nicht gegen Flüchtlinge auszuspielen

Miguel Silva (m.) und weitere Vertreter der Bürgerinitiative "PROKINDERSpielplatz Klausingstraße" übergaben Bürgermeister Torsten Fetzner einen dicken Ordner voll Unterschriften für den Erhalt des Spielareals. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. Können 812 Unterschriften von Anwohnern des Gebietes rund um die Klausingstraße die Mitglieder der Standortfindungskommission und die Mehrheit des Gemeinderates noch einmal umstimmen? Wie berichtet, hatten die Räte im Dezember 2015 bei neun Gegenstimmen und zwei Enthaltungen beschlossen, einen Teil des in der Weststadt gelegenen Spielplatzareals an der Klausingstraße zugunsten des Baus eines Gebäudes zur Anschlussunterbringung von 45 bis 60 Flüchtlingen zu beschneiden.
"Und das, obwohl die Standortfindungskommission den 2180 Quadratmeter umfassenden Spiel- und Bolzplatz als einen von 34 möglichen Standorten zunächst in seiner Eignung frühzeitig ausgeschlossen hatte", sagte Miguel Silva, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) "PROKINDERSpielplatz Klausingstraße - für den kompletten Erhalt", gestern bei der Übergabe der Unterschriften an Bürgermeister Torsten Fetzner. Die BI zählt aktuell rund 20 Mitglieder.
Immerhin handele es sich um eines der kinderreichsten Viertel der ganzen Stadt, hielten neben Silva auch Gunter Ross, Alexandra Friedemann, Angelika Leonhard und Jutta Blicker weitere Argumente parat. Der Spielplatz stelle die einzige zusammenhängende Fläche im weiten Umkreis dar, sei Treffpunkt von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten und Nationalitäten sowie sozialer Begegnungsraum, in dem sich Kinder bis zu 14 Jahren in einem sicheren Rahmen austoben könnten.
Hinzu kommt: "Wenn an dieser Stelle ein mehrstöckiges Gebäude erstellt würde, befände sich der im Laufe der Jahre etablierte Spielplatz mit seinem wertvollen Baumbestand ("Grüne Lunge der Weststadt") ab dem Mittag komplett im Schatten." Und er wäre "kein Spielplatz mehr, sondern nur noch ein Restspielplatz und Vorplatz". Die Qualität des Areals ginge verloren.
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Die Befürchtung der Bürgerinitiative: Konflikte mit den neuen Bewohnern wären vorprogrammiert, weil die Lautstärke auf dem Spielplatz von diesen anders wahrgenommen werde, als in den bestehenden Häusern, die deutlich mehr Abstand aufweisen. Den von Verwaltungsseite aus ins Spiel gebrachten Kompromissvorschlag, für das wegfallende Teilareal ein 500 Meter entfernt befindliches Ausgleichsgelände zur Verfügung zu stellen, lehnt die BI ab. Man könne auch vom Marktplatz kein Stück abschneiden und etwa am Hutplatz wieder anfügen. Silva: "Der vorgeschlagene Alternativstandort ist reine Augenwischerei."
Auch die Heranziehung von privaten Grünflächen sei keine Alternative, weil hierdurch mehrere räumlich voneinander getrennte "Kleinst-Spielflächen" entstünden, so Silva. Das Anlegen derartiger Spielflächen war den Eigentümergemeinschaften beim Bau der Wohnungen zur Auflage gemacht worden.
Mittlerweile aber, so Fetzner, seien diese rund 700 Quadratmeter Spielflächen-Bauverpflichtung bis auf marode Schaukeln und Klettergerüste so gut wie verschwunden. Auf den begrünten Tiefgaragen befänden sich nur noch "Alibi-Spielgeräte". Zugleich wies Fetzner alle Spekulationen zurück, auf dem "Spielplatz-Ersatzareal" sei der Bau einer Durchgangsstraße geplant. Entsprechende, aus den 1970er Jahren stammende Planungen einer vom Multring bis an die Bergstraße führenden "Freihaltetrasse", seien nicht mehr zeitgemäß.
Wichtig für die Vertreter der Bürgerinitiative: Auf keinen Fall wolle man Kinder, "welche die kleinste Lobby haben", gegen Flüchtlinge ausspielen. Das Gegenteil sei der Fall, versicherte Silva. "Flüchtlinge sind uns willkommen. Niemandem, der kommt, wird mit Groll begegnet."
Scharf wandten sich die BI-Vertreter gegen Versuche der AfD und der NPD, die vorherrschende Stimmung zu ihren Gunsten und gegen die Asylsuchenden auszunutzen. Stattdessen setze man darauf, dass in der für den 2. Februar anberaumten weiteren Sitzung der Standortfindungskommission "gewissenhaft" über den Standort diskutiert werde und letztlich auch der Gemeinderat sein Abstimmungsverhalten ändere. "Vielen Räten war offensichtlich die Tragweite nicht bewusst, was es bedeutet, wenn hier eine Teilfläche bebaut wird."
Die Stadt müsse in diesem Jahr 180 und 2017 weiteren 360 Menschen in Anschlussunterbringung Wohnraum zur Verfügung stellen, sagte Fetzner und machte das Dilemma von Stadt und Gemeinderat deutlich. Fetzners Appell und gleichzeitige Bitte an die Bürgerinitiative: Auch in Zukunft konstruktiv mitzuwirken, wenn es entgegen den Wünschen und Vorstellungen der Bürgerinitiative doch zum Wegfall eines Teils des Spielplatzes und zum Bau der Flüchtlingswohnungen komme. Wenn es um die Ansiedlung von Asylsuchenden gehe, stoße man überall auf Widerstände und finde kaum Verständnis bei den Anwohnern.



