Weinheimer Spielplatz soll zum Teil einer Unterkunft für Flüchtlinge weichen
Der Gemeinderat will den Spielplatz zum Teil für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen opfern. Die Anwohner sind strikt dagegen.

Eine Mehrfamilienhaus für Flüchtlinge anstelle eines Spielplatzes? So sah die Reaktion aus.
Von Philipp Weber
Weinheim. Protestslogans am Spielplatzzaun, wütende Kommentare auf Facebook - und eine Demo mit über 300 Teilnehmern: Seit der Sitzung des Weinheimer Gemeinderats am 9. Dezember kommt das Wohngebiet an der Klausingstraße in Weinheims Westen nicht mehr zur Ruhe. In seiner letzten Sitzung vor Weihnachten hatte der Rat beschlossen, Teile des dortigen Kinderspielplatzes zu opfern - und hier ein Mehrfamilienhaus mit elf Wohnungen für circa 60 anerkannte und geduldete Flüchtlinge bauen zu lassen.
Inzwischen brodelt es in Teilen der Bevölkerung - auch in anderen Wohnbezirken der Zweiburgenstadt, wo etwas kleinere Mehrfamilienhäuser für bis zu 50 Flüchtlinge entstehen sollen. Einen von fünf beschlossenen Wohnungsstandorten musste die Stadt bereits fallen lassen: Als bekannt wurde, dass der Gemeinderat den Bau eines Unterbringungsgebäudes auf einem Hanggrundstück in Hohensachsen beschlossen hatte, gab es Schwierigkeiten bei der Grundstücksvermarktung für ein benachbartes Wohngebiet. Die Verwaltungsspitze musste die Notbremse ziehen - und den Stadträten schriftlich dazu raten, ihre Entscheidung zurückzunehmen.
Wenn die vom Gemeinderat einberufene "Standortfindungskommission" mit Stadträten und Flüchtlingshelfern am heutigen Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung zusammenkommt, ist der Druck groß. Dabei hatten es die Weinheimer eigentlich gut gemeint: Nicht in Hallen, Containern oder gar Zelten sollte die Anschlussunterbringung stattfinden, sondern in festen Wohnhäusern.
Diese sollten - sofern sich der Flüchtlingszugang irgendwann entschärft - später auch für weniger wohlhabende Einheimische geöffnet werden; Wohnen ist in Weinheim nicht gerade billig. Weiterer Pluspunkt für das bisher verfolgte Konzept: Die Menschen mit klarer Bleibeperspektive würden sich im Stadtgebiet verteilen, kein Bezirk mit der Integrationsarbeit allein gelassen. Zudem sollten alle Häuser sowie eine Containerunterkunft für Notfälle auf städtischen Grundstücken entstehen, um lange Kauf- und Erschließungsverhandlungen zu vermeiden. Die Idee war gut, allein bei der Umsetzung haperte es.
Auch interessant
Im Vorfeld des verhängnisvollen Beschlusses vom 9. Dezember hatte die Stadt zu einer Bürgerinfo eingeladen, um erste Ergebnisse der im November einberufenen Findungskommission vorzustellen. Den Besuchern wurden 16 gut geeignete Grundstücke vorgestellt, bei vier davon sah die Kommission "keine Fragezeichen".
Das Problem: Der Spielplatz Klausingstraße gehörte nur zu den Top 16, nicht aber zu den vier "Spitzenstandorten". Die Entscheidung für das Spielplatzgrundstück kam für die Anwohner ziemlich überraschend. Sollte Weinheim allerdings an der dezentralen Unterbringung festhalten, müssen früher oder später wohl viele (wenn nicht gar alle) 16 Standorte herhalten. Allein in den kommenden zwei Jahren wird in der Zweigurgenstadt mit weit über 500 anerkannten Flüchtlingen gerechnet.