Weinheimer Streit um Unterkunft: Kinder kontra Flüchtlinge?
Nachbarn des Weinheimer Klausingstraßen-Spielplatzes: "Wir sind gegen das Gebäude, nicht gegen Vertriebene"

Seit Wochen umstritten ist der Standort am Spielplatz in der Klausingstraße. Jetzt wehren sich auch die Anwohner in den Bezirken Ofling und Lützelsachsen. Archiv-Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. In der Weststadt regt sich erneut Widerstand. Diesmal sind es die Be- und Anwohner der Klausingstraße, die sich zur Wehr setzen. Am vergangenen Mittwoch hatte der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, auf einem Teil des sich hier befindenden Kinderspielplatzes ein Wohngebäude zur Anschlussunterbringung von etwa 60 Flüchtlingen zu errichten.
Schätzungsweise 300 bis 350 Kinder, Jugendliche und Erwachsene waren am Samstagvormittag einem Aufruf zu einem Vor-Ort-Termin gefolgt, zu dem sich neben Bürgermeister Torsten Fetzner auch Vertreter der Ratsparteien eingefunden hatten. "Wir sind erschüttert und enttäuscht über den Ratsbeschluss und darüber, dass eine Mehrheit diese Entscheidung so schnell gefällt und die starke öffentliche Nutzung des Spielplatzes dabei keine Rolle gespielt hat", so Michael Silva aus der benachbarten Gleiwitzer Straße. Er machte sich zum Sprecher des lautstarken Bürgerprotests, der sich zusätzlich in Transparenten und - Stand Sonntag - 472 Unterschriften manifestiert hat.
Hintergrund
Weinheim. (keke) Erster Bürgermeister Torsten Fetzner hat am Samstag am Rande des Ortstermins zum Thema Flüchtlingsunterbringung in der Klausingstraße die Umgangsformen einiger Zweiburgenstädter scharf gerügt. Schön wäre es, so der Kommunalpolitiker, wenn dem Gemeinderat und
Weinheim. (keke) Erster Bürgermeister Torsten Fetzner hat am Samstag am Rande des Ortstermins zum Thema Flüchtlingsunterbringung in der Klausingstraße die Umgangsformen einiger Zweiburgenstädter scharf gerügt. Schön wäre es, so der Kommunalpolitiker, wenn dem Gemeinderat und der Verwaltung bei der Bewältigung des Flüchtlingszugangs noch mehr Unterstützung aus der Bevölkerung zukäme - und diese vor allem mit Beschimpfungen und Drohungen zurückhaltender bliebe. Fetzner wörtlich: "Es bleibt noch viel zu tun, bis die verbale Verpackung Willkommenskultur auch tatsächlich mit Inhalten gefüllt ist."
Tatsächlich hatte der Gemeinderat am Mittwoch zunächst sechs Standorte zur Anschlussunterbringung anerkannter und geduldeter Flüchtlinge ausgewiesen. Der Standort Klausingstraße - beschlossen bei neun Gegenstimmen und zwei Enthaltungen - kam überraschender zu Stande, als zum Beispiel die Bebauung einer Fläche im Bezirk Ofling: Galt die Klausingstraße im Verlauf der vorangegangenen Bürgerinfo doch lediglich als Alternative unter vielen.
Die "letzte grüne Oase" im Umfeld ihrer Wohnungen werde entfernt, beklagten jetzt die Nachbarn. Gleichzeitig steige die Kinderzahl durch weitere Bauprojekte in der näheren Umgebung an. "Und jetzt soll der für sie vorhandene Platz und zugleich wichtige Treffpunkt für Integration verkleinert werden?", gipfelte die Frage Silvas in einer eindeutigen Aussage: "Wir haben nichts gegen die Anschlussunterbringung von Vertriebenen. Flüchtlinge sind Freunde. Es geht allein um den vollständigen Erhalt des Spielplatzes." Man mache sich stark für die Kleinsten und den ihnen zustehenden Platz in der Gesellschaft: "Wir würden auch protestieren, wenn auf dem Gelände ein Elite-Gymnasium gebaut würde."
Fakt ist: In den hier befindlichen Baugenossenschaftshäusern und Wohnblocks leben bereits jetzt Migranten aus mehr als einem Dutzend Herkunftsländern mit vielen Kindern, die vor allem im Sommer auf dem Spielplatz herumtoben. Außerdem gilt der Platz als Versammlungsort und Treffpunkt.
"Die Baugenehmigung für das benachbarte Baugebiet Gleiwitzer Straße, wo es keinen Raum für einen Spielplatz gab, wurde in Übereinstimmung mit der Spielplatzsatzung der Stadt und mit dem Argument erteilt, dass die Kinder den Spielplatz Klausingstraße nutzen könnten", heißt es auf einem Infoblatt. "Wenn dieses Areal jetzt beschnitten wird, weichen die Kinder auf private Gärten aus und müllen diese zu", so die Anwohner.