Mittelgewann Edingen-Neckarhausen: Dringend benötigter Wohnraum

Die Gründe der Befürworter: Große Zukunftschance für die Gemeinde.

20.09.2016 UPDATE: 21.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Das geplante rund elf Hektar große Neubaugebiet "Mittelgewann" zwischen Wasserturm (l. unten im Bild) und OEG-Wagenhalle (im Bild das weiße, rechteckige Gebäude) erregt momentan die Gemüter.  Foto: Pilz

Von Frederick Mersi

Edingen-Neckarhausen. Hans-Georg Nicolai hat eigentlich schon abgeschlossen mit dem Thema "Mittelgewann": "Von mir aus können die machen, was sie wollen", sagt er und seufzt. Dennoch unterstützt er das Vorhaben, einen Bebauungsplan für das 10,7 Hektar große Gebiet aufzustellen - auch aus persönlichen Gründen.

"Meine Nichte wollte eigentlich in Edingen wohnen bleiben", sagt Nicolai. Doch es sei kein Baugrund vorhanden gewesen. "Als sie geheiratet hat, hat sie dann ein Haus in einem Neubaugebiet in Viernheim gekauft", erzählt Nicolai. Wenn die Gemeinde nicht aufpasse, drohe sie in Zukunft in Sachen Ortsentwicklung ins Hintertreffen zu geraten: "Man sieht das ja in anderen Teilen Deutschlands." Deshalb müsse die Gemeinde jetzt nachholen, was sie in der Vergangenheit versäumt habe: "Das letzte Neubaugebiet gab es vor 30, 40 Jahren in Neckarhausen", so Nicolai: "Es ist einfach mal Zeit, dass etwas passiert."

Für besonders schützenswert hält er das Mittelgewann nicht: "Das ist nichts Besonderes - alles reines Ackergelände", sagt Nicolai. "Und ehrlich gesagt, ist es für viele auch nur eine Art Hundekackwiese." Auch an dem Acker seiner Frau hänge er nicht - aber nicht des Geldes wegen, das eine Ausgleichszahlung der Gemeinde einbringen könnte: "Ich brauche weder den Acker noch das Geld. Wir haben ein Haus und eine gute Rente."

Einen Kompromiss, der eine deutlich geringere Bebauungsfläche entlang der Schillerstraße beinhalten könnte, hält Nicolai für unzureichend: "Das ist viel zu wenig und reicht auf keinen Fall für den aktuellen Bedarf." Immer wieder höre er von Suchenden, zudem häuften sich die Inserate: "Meine Nichte ist nicht die Einzige, die hier nichts gefunden hat. Egal, ob Wohnungen oder Häuser - es sind wirklich viele Leute auf der Suche nach Wohnraum." Leer stehende Wohnungen seien ebenfalls Mangelware.

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Einer der Suchenden ist Manuel Schmidt, der seinen richtigen Namen auch aufgrund der hitzigen Debatte ums Mittelgewann lieber nicht in der Zeitung lesen will. "Wir sind ein junges Ehepaar und sehr daran interessiert, hier in Edingen-Neckarhausen zu bleiben", sagt Schmidt. Momentan wohnen er und seine Frau Kathrin in einer Drei-Zimmer-Wohnung. "Bad und Küche sind relativ klein", sagt Kathrin Schmidt, und ihr Mann fügt hinzu: "Auch Kinder werden ein Thema. Da wächst man aus so einer Wohnung einfach raus."

Ortsverbunden sei er, betont Manuel Schmidt, der in Edingen aufgewachsen ist. Auch seine Eltern wohnen hier. Doch die Suche nach einem Eigenheim oder Baugrund gestaltet sich schwierig: "Man muss wirklich schnell sein. Und die Verkäufer wissen, dass sie im Moment fast alles verlangen können." Er und seine Frau sind sich sicher, dass es Bedarf für mehr Wohnraum gibt.

Wie viel genau, das könnten sie nicht abschätzen: "Dazu fehlt uns das Detailwissen zum Mittelgewann." Doch in ihrem Freundeskreis gebe es einige junge Ehepaare, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum seien und gern in der Gemeinde bleiben würden. "Ein Gebiet wie das Mittelgewann wäre also nicht nur für Ortsfremde interessant", sagt Manuel Schmidt.

Der Markt sei so gut wie leer gefegt: "Als ich das letzte Mal geschaut habe, gab es nur zwei Bestandsimmobilien. Und die standen schon seit mehreren Monaten drin", so Manuel Schmidt. Allerdings könnte das Mittelgewann vielleicht sogar schon zu spät für das Ehepaar Schmidt kommen. Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Immobilien dort erst im Jahr 2019 oder 2020 bezugsfertig sein. "Ich weiß nicht, ob wir noch drei Jahre hier in der Wohnung bleiben wollen", sagt Manuel Schmidt und seufzt.

Im Moment sei es immerhin fast günstiger Kredite abzubezahlen, als weiterhin Mieter zu sein, merkt er an: "Außerdem reizt mich auch einfach der Gedanke, selbst etwas zu bauen." Zwar sei gerade am Wingertsäcker etwas verfügbar, aber: "Die Wahrscheinlichkeit, dass man da was kriegt, ist relativ gering."

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