Hirschberg: Gemeinderat diskutiert Bauantrag für Containeranlage

Warum die Ladenburger Straße? - "Alte Apotheke" weiterer Standort

22.03.2016 UPDATE: 23.03.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Hier sollen künftig 48 Flüchtlinge in Containern wohnen. Dass die Anlage von der Ladenburger Straße her erschlossen wird, sorgt nicht nur bei Anwohnern für Unmut. Foto: Kreutzer

Von Laura Geyer

Hirschberg. Die Container sind bereits bestellt, den Bauantrag brachte der Gemeinderat gestern auf den Weg: Jetzt ist es am Baurechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises, die Errichtung der Anlage zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zu genehmigen. Sicher werden einige Anwohner der Ladenburger und der Herbert-Kunkel-Straße ihr Recht wahrnehmen, "gehört" zu werden. Zumindest waren die Zuschauerreihen im Bürgersaal des Hirschberger Rathauses gestern Abend deutlich dichter besetzt als sonst. Bei der Sitzung hatten allerdings nur Verwaltung und Gemeinderäte das Wort.

Hintergrund

> Die Containeranlage an der Ladenburger/Mannheimer Straße soll zweigeschossig werden und insgesamt 48 Menschen aufnehmen.

> Entstehen soll sie bis kurz vor den Sommerferien, im Herbst könnten die ersten Menschen einziehen.

> Eine Wohneinheit für vier

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> Die Containeranlage an der Ladenburger/Mannheimer Straße soll zweigeschossig werden und insgesamt 48 Menschen aufnehmen.

> Entstehen soll sie bis kurz vor den Sommerferien, im Herbst könnten die ersten Menschen einziehen.

> Eine Wohneinheit für vier Personen setzt sich aus drei Containern zusammen. Pro Kopf stehen damit mehr als zehn Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Jede Wohneinheit verfügt über eine Küchenzeile und einen Sanitärbereich.

> Zwei Pkw-Stellplätze werden auf dem Grundstück entstehen, weitere können nach Bedarf folgen.

> Kosten für die Container plus Erschließung: 965.000 Euro, davon werden 25 Prozent bezuschusst, also 241.250 Euro. Den Großteil der Investitionskosten kann die Gemeinde voraussichtlich über die Mieteinnahmen refinanzieren. lag

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Bürgermeister Manuel Just verkündete eingangs, dass inzwischen ein weiterer Standort gefunden sei: Die Gemeinde habe die "Alte Apotheke" in der Landstraße 22 verkauft, der neue Eigentümer habe sich verpflichtet, das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Hier könnten in Zukunft weitere 30 bis 40 Menschen wohnen.

Dann kam er zu dem Standort, um den es gestern Abend ging: "Ich habe als Bürgermeister eine gehörige Portion Verständnis dafür, dass viele Anwohner die Veränderung, die auf sie zukommt, sehr kritisch sehen", sagte Just. Er versicherte, dass die Gemeinde nicht vorhabe, "100, 200, 300 Menschen" auf dem Grundstück unterzubringen, wie eine Leserbrief-Schreiberin in dieser Zeitung befürchtet hatte. "Die Menschen, die ab 2017 zu uns kommen, werden wir eher dezentral unterbringen."

Doch nun muss es erst einmal eine Gemeinschaftsunterkunft sein. Entstehen soll sie am südlichen Ende des lang gezogenen Grundstücks an der Mannheimer Straße, erschlossen wird sie von der Ladenburger Straße aus. Das begründete Manuel Just nicht nur ausführlich, er zitierte auch aus der Stellungnahme des Ingenieurbüros. Als wichtigsten Punkt nannte er das größere Sicherheitsrisiko an der Mannheimer Straße als Durchgangsstraße; hier hätte man einen Zaun errichten müssen, Kosten: 10.000 Euro. Zudem falle das Gelände nach Norden ab, die Aufschüttung hätte bis zu 25.000 Euro mehr gekostet. Ein weiteres Argument sei der angrenzende Feldweg, der sich im Katastrophenfall als zweiter Rettungsweg eigne.

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An der Ausschreibung für die Container hatten sich 18 Firmen beteiligt, das Rennen machte die Firma Losberger aus Mannheim. Die Verwaltung hat sich außerdem dazu entschlossen, eine Pelletheizung zu installieren. Das begrüßte Eva-Marie Pfefferle (SPD) ausdrücklich. Und betonte: "Wir haben bei der Entscheidung für diesen Standort ausschließlich sachliche Argumente abgewogen, keine emotionalen."

Karl Heinz Treiber (GLH) berichtete, dass ihm eine Bürgerin zugerufen habe: "Ihr seid schöne Demokraten, entscheidet über unsere Köpfe hinweg" - das weise er von sich, sagte Treiber mit Nachdruck. Der Gemeinderat habe um die Entscheidungen gerungen. Auch er nahm Bezug auf den Leserbrief, dessen Verfasserin an den Bemühungen der Gemeinde um dezentrale Unterbringung zweifelte: "Die Gemeinde sind wir alle. Der Aufruf an Haus- und Wohnungseigentümer, Flüchtlinge aufzunehmen, stieß allerdings auf übersichtliches Interesse." Und gemeindeeigene Gebäude wie der Schulpavillon seien nun einmal nicht jetzt frei, sondern erst in zwei Jahren.

Hartmut Kowalinski (FDP) nahm schließlich als letzter Redner die Argumentation der Verwaltung auseinander. Die zweigeschossige Bebauung, obwohl das Grundstück genug Platz biete, sei eine Zumutung für Bewohner wie Anwohner. Und im Notfall sei die Unterkunft über die Mannheimer Straße deutlich besser zu erreichen als über den Feldweg - zum einen liege das Hilfeleistungszentrum näher, zum anderen gebe es hier einen Hydranten. An der Mannheimer Straße seien die Flüchtlinge außerdem näher am Ort und könnten besser integriert werden. "Dieser Plan hier ist eine konzipierte Abschiebung ans letzte südwestliche Ende von Leutershausen", meinte Kowalinski.

Manuel Just reagierte diplomatisch: "Ihre Argumente sind nicht unsinnig, aber wir halten die des Ingenieurbüros für schwerwiegender." Letztlich gebe es für keinen der beiden Standorte ein "Todschlagargument" - jeder Gemeinderat müsse für sich entscheiden. Das taten sie: bei einer Gegenstimme von Kowalinski für den Bauantrag.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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